Österreich

Beim Gemeindebau haut's Prüfern die Kabel raus

Heute Redaktion
Teilen
Picture

Verschmutzte Verteileranlagen und Kabel, die schlecht oder gar nicht isoliert aus dem Boden ragen: Der Stadtrechnungshof übt scharfe Kritik an den Außenbeleuchtungen von Wiener Wohnen.

Rund 42.000 Leuchten sind in den rund 2.000 Gemeindebauten in Wien zu finden. Diese dienen zur Beleuchtung von Spielplätzen, Erholungsbereichen, Durchgängen und sollen auch in den Dunkelstunden die sichere Benützung gewährleisten.

Alles andere als sicher ist hingegen der Zustand, in dem sich viele dieser Außenbeleuchtungen befinden. Für seinen aktuellen Bericht nahm der Stadtrechnungshof Wien zwischen Frühjahr und Herbst 2019 stichprobenartig die Beleuchtungen unter die Lupe. Dabei zeigte sich, dass viele der Anlagen – die bereits 2015 von den Prüfern kritisiert wurden – auch rund fünf Jahre später teils massive Mängel aufweisen.

"Die stichprobenweise Besichtigung der Elektroverteiler dieser Wohnhausanlage zeigte, dass sich in diesen seit damals nahezu nichts verändert hatte. Vereinzelt waren Beschriftungen zu elektrischen Betriebsmitteln hinzugefügt worden. Durch diese

wurde aber der eigentliche Zweck, beispielsweise eine eindeutige Zuordnung der elektrischen Betriebsmittel zu den Stromabgängen zu ermöglichen, nicht erreicht", fasst der Stadtrechnungshof in seinem Bericht zusammen.

Dokumentationen und Überprüfungsbefunde sowie Skizzen oder Pläne zur Darstellung der räumlichen Lage und zur Information über die Anzahl der Lichtpunkte in dieser Wohnhausanlage gebe es nicht.

Verdrehte oder kaputte Lampen, Kabel kommen direkt aus dem Boden

Neben losen oder beschädigten Leuchten, offenen oder nur unzureichend verschlossenen Revisionsöffnungen an den Masten sowie lose, im Freien hängende Stromkabel stießen die Prüfer bei ihren Lokalaugenscheinen auch auf fehlende Dokumentationen und Beschriftungen in den Elektroverteilerschränken.

Kritik übt der Stadtrechungshof vor allem auch an der "unsachgemäßen Verlegung" vieler Stromkabel. In einem Elektroverteilerraum lagen diese kreuz und quer übereinander.

Im Bereich eines Kindergartens kam ein Kabel für eine Leuchte unmittelbar aus dem Erdreich. An seinem offenen Ende wurde eine Kunststoffflasche, vermutlich zum Schutz gegen Verletzungen und Beschädigungen, übergeschoben. Das andere Kabel kommt aus einem offen liegenden Zuleitungsrohr und liegt ungeschützt und nicht gekennzeichnet auf dem Boden.

Stadtrechnungshof fordert rasche Behebung der Mängel

Ob diese Kabel tatsächlich stromführend waren, konnte der Stadtrechnungshof aufgrund fehlender Pläne nicht feststellen. Das heißt, es gab keine Unterlagen dazu, von welchem Elektroverteiler aus der Lichtpunkt versorgt wurde.

In seinen Empfehlungen fordert der Stadtrechungshof daher nicht nur die rasche und ordnungsgemäße Behebung der Mängel, sondern auch eine ordentliche Dokumentation und Beschriftung aller Anlagen.

Vereinzelt wurden in Wohnhausanlagen auch Pollerleuchten vorgefunden, die vermutlich durch Vandalismus beschädigt worden waren. Aufgrund der "hohen Anfälligkeit" der Lampen auf Vandalismus rät der Stadtrechungshof auf den Einsatz dieser Leuchtenart im Gemeindebau zu verzichten. Wiener Wohnen will den Empfehlungen des Stadtrechnungshofs nachkommen.