Szene

Kritik an Philharmoniker-Konzert in Schönbrunn

Heute Redaktion
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Decken, Klappstühle, Chips und Popcorn - die Besucher des 9. Sommernachtskonzertes der Wiener Philharmoniker am Donnerstag im Schlosspark Schönbrunn waren gut ausgerüstet. Viele hatten auch Schirme dabei. Doch die waren heuer unnötig - das Wetter hielt und brachte einen milden Sommerabend.

Decken, Klappstühle, Chips und Popcorn - die Besucher des 9. Sommernachtskonzertes der Wiener Philharmoniker am Donnerstag im Schlosspark Schönbrunn waren gut ausgerüstet. Kritik gab es an der schlechten Akustik und dem Mangel an Vidi-Walls. Das Handy-Netz war völlig überlastet.

Rund 100.000 Menschen versammelten sich laut Veranstalter vor dem Neptunbrunnen und auf der Gloriette-Wiese. Dirigent Gustavo Dudamel begeisterte sie mit Energie und Leichtigkeit trotz eines anspruchsvollen Programms.

Unter dem Motto "Dances und Waves" führte er das Publikum durch Tänze aus der russischen, italienischen und deutschen Oper, darunter der Tanz der sieben Schleier aus Richard Strauss Oper "Salome" oder der Tanz der persischen Sklavinnen aus der Oper "Chowanschtschina" von Modest Mussorgsky. Einen aus der Werbung bekannten Ohrwurm lieferte zum Abschluss der Tanz der Stunden aus "La Gioconda" von Amilcare Ponchielli.

Kritik an Beschallung und Sicht

Die Gloriette-Wiese konnte auch 2012 nicht beschallt werden - aus organisatorischen Gründen, wie es hieß. Tausende Kultur-Fans waren enttäuscht, viele zogen aufgrund der mangelnden Akustik frühzeitig ab.

Für Kritik sorgte auch, dass es zu wenig Vidi-Walls gab: "Ich bin nur 1,62 groß und habe keine Chance, einen Blick auf die Video-Screens zu erhaschen", so eine enttäuschte Zuschauerin, die extra aus dem Burgenland angereist kam. Viele fühlten sich auch vom all zu starken Fluchtlicht gestört. "Ich komme mir vor, wie bei einem Verhör", so ein Tiroler, der mit seiner Freundin in Wien lebt.

Riesen Anzahl an Securities

Lautsprecherdurchsagen und Securities scheuchten die rund 100.000 Besucher aus der U-Bahn zum Areal. Nicht nur die Gloriette-Wiese, sondern auch der Platz zwischen dem Schloss und dem Neptunbrunnen war prall gefüllt, das Publikum wurde in einzelne Sektoren geteilt, die nach und nach abgeriegelt wurden.

Handy-Netz brach zusammen

Die rund 100.000 Besucher sorgten dafür, dass das Telefonieren im Schönbrunner Gelände nur bedingt möglich war - das Handy-Netz war total belegt. Wer über Smartphone ins Internet einsteigen wollte, hatte keine Chance.

Den Schwerpunkt 2012 bildete Claude Debussys "La Mer", der französische Komponist hätte heuer seinen 150. Geburtstag gefeiert. Die Tänzer der Vereinigung Wiener Staatsopernballett tanzten heuer erstmals auf einer Wasserbühne vor der Gloriette.

Nach den letzten Klängen des Tanzes der Stunden wollte der 30-jährige Dudamel sich auf der Suche nach einem Bier schon von der Bühne verabschieden. Philharmoniker-Vorstand Hellsberg konnte ihn jedoch wieder einfangen: "Sie sind doch viel zu jung, um nach 22 Uhr noch Alkohol zu trinken." So kam das überraschend junge Publikum doch noch zur traditionellen Zugabe, dem Walzer "Wiener Blut" von Johann Strauss.

Für die spanischen Gäste gab es schleißlich eine Zugabe von Zarzuela-Komponist Jeronimo Gimenez. Danach leerte sich das Gelände trotz der Massen schnell - zurück blieben Flaschen, Dosen und Plastik. Fast ein bisschen Festivalstimmung.