Streit vor Gericht

Kritik auf Facebook! Rotes Kreuz will von Sani 16.000 €

Sanitäter Ingmar Höppner hatte auf Facebook das Rote Kreuz kritisiert, das Rote Kreuz klagte auf 16.000 Euro. Jetzt kam es vor Gericht zum Finale.

Kritik auf Facebook! Rotes Kreuz will von Sani 16.000 €
Rot Kreuz-Sanitäter Ingmar Höppner (re. am Bild mit seinem Anwalt) vor Gericht
Trimmel Sascha

Nicht etwa der Ex-Mitarbeiter eines Konzerns oder einer Großbank stand seinem ehemaligen Arbeitgeber am Dienstag vor Gericht in Wiener Neustadt gegenüber, sondern ein Samariter einer Rettungsorganisation. Die Fronten: hart bis sehr hart. 

Sanitäter (48) vor Gericht - die Bilder:

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    Ingmar Höppner vs. Rotes Kreuz
    Ingmar Höppner vs. Rotes Kreuz

    Dr. Ingmar Höppner (48), seit 20 Jahren im Rettungsdienst tätig, hatte im Jänner 2023 das Rote Kreuz NÖ negativ auf Facebook bewertet und dabei auch einige Vorwürfe erhoben.

    Die Vorgeschichte

    Die delikate Angelegenheit hat freilich eine Vorgeschichte: Der 48-jährige Akademiker und Geschäftsführer einer Lüftungstechnikfirma war im Jahr 2020 als Rettungssanitäter in Brunn am Gebirge tätig. Dabei habe Höppner 17.023 Coronatestungen durchgeführt, bei einer Frau sagte der 48-Jährige als "Auflockerungs-Schmäh": "Bitte kommen Sie näher, nehmen Sie Platz und machen schon mal den Oberkörper frei!" Die Patientin fand dies überhaupt nicht witzig, beschwerte sich wegen sexueller Belästigung, Ingmar Höppner entschuldigte sich daraufhin.

    Daraufhin soll ihm nahegelegt worden sein, die Dienststelle zu verlassen, sodass er nicht ausgeschlossen werden müsse und sich woanders bewerben könne. "Das tat ich auch", so Höppner. Zwei Jahre später gab es einen Wechsel an der Bezirks-Führungsspitze, Höppner sah seine Chance und bewarb sich erneut. Daraufhin soll sich der Bezirksstellenleiter laut Ingmar Höppner massiv quer gelegt haben. "Ich sei ein hoch toxischer Mitarbeiter, sei entsorgt worden und eine Aufnahme sei unbedingt zu verhindern. Es gab aber kein Gespräch mit mir, gar nichts."

    Mobbing, Intrigen, Personalprobleme

    Aus Enttäuschung bewertete Höppner im Jänner 2023 das Rote Kreuz auf Facebook negativ. Das Posting von Ingmar Höppner: "Aus Hass zum Menschen trifft es leider eher. Intrigen und Mobbing sind an der Tagesordnung. Ehrenamtliche werden nicht mehr geschätzt, sondern als Ressourcen behandelt. Menschlichkeit? Bei den Freiwilligen "Ja", in den Chefetagen "Nein". Unliebsame Mitarbeiter werden entsorgt, teilweise werden sie verfolgt, gedemütigt bis sie von selbst gehen. Eine sehr sehr traurige Entwicklung, die sich in der Motivation der Freiwilligen niederschlägt". Höppner sprach gegenüber "Heute" von Intrigen, Mobbing, unbesetzten Stellen und Motivationsproblemen beim Roten Kreuz.

    Wir empfinden das eigentlich nur noch als Anschütten unserer Organisation durch ein enttäuschtes ehemaliges Mitglied. Mit Fakten hat das nichts zu tun.
    Sprecherin des Roten Kreuzes
    im Februar 2023 zu den Vorwürfen

    Eine Sprecherin des Roten Kreuzes ging ausführlich auf die Behauptungen ein und stellte im Februar 2023 schließlich klar: "Wo sind die unbesetzten Dienststellen? Wir empfinden das eigentlich nur noch als Anschütten unserer Organisation durch ein enttäuschtes ehemaliges Mitglied. Mit Fakten hat das nichts zu tun." Man wolle hier offensichtlich nur das Rote Kreuz desavouieren. Das Rote Kreuz holte in der Folge zum Gegenschlag aus, klagte Ingmar Höppner zivilrechtlich. Der (technische) Streitwert: 16.000 Euro.

    Ingmar Höppner versuchte einzulenken, er habe eine Ehrenerklärung sowie eine Unterlassungserklärung mehrmals angeboten. "Zehn Tage vor dem Prozessbeginn habe ich angeboten, auf alles zu verzichten. Nur: Das Rote Kreuz reagierte nicht, ich frage mich wieso wir überhaupt vor Gericht sind. Um mich zu schikanieren, meiner Meinung nach", so Höppner.

    Urteil schriftlich

    Am Montag 29. Jänner 2024, ging der Prozess in Wiener Neustadt los. Am ersten Prozesstag waren von den rund 30 geladenen Zeugen vor allem "Zeugen des Roten Kreuzes" am Wort. Am Dienstag, 30. Jänner 2024, wurde der Prozess fortgesetzt. Dabei kamen auch Zeugen zu Wort, die durchaus kritisch über die Führungsebene des Roten Kreuzes sprachen. Übers Rote Kreuz selbst fiel indes kein schlechtes Wort.

    Ein Urteil ergeht schriftlich. Der Verlierer des Prozesses muss weit über 16.000 Euro an Kosten tragen. Denn: Neben dem Streitwert muss der Unterlegene auch die Gerichtskosten tragen.

    Akt.