Österreich

Kühltruhe als "Zeuge" bei Raubüberfall-Prozess

Heute Redaktion
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Mit einem nicht alltäglichen "Zeugen" im Verhandlungssaal hat am Donnerstag am Wiener Straflandesgericht der Prozess um einen überaus brutalen Raubüberfall auf eine Filiale der Supermarktkette Lidl begonnen. Es handelte sich dabei um jene Kühltruhe, in die der Angeklagte am 26. März 2013 zwei Mitarbeiter gesperrt haben soll. Die Opfer überlebten den eineinhalbstündigen Horrortrip nur knapp. Der Prozess wurde dann aber auf Jänner vertagt.

Mit einem nicht alltäglichen "Zeugen" im Verhandlungssaal hat am Donnerstag am Wiener Straflandesgericht der Prozess um einen überaus brutalen Raubüberfall auf eine Filiale der Supermarktkette Lidl begonnen. Es handelte sich dabei um Die Opfer überlebten den eineinhalbstündigen Horrortrip nur knapp. Der Prozess wurde dann aber auf Jänner vertagt.

Gegen 5.30 Uhr hat sich laut Staatsanwaltschaft folgendes zugetragen: Zwei Lidl-Angestellte befanden sich in der Filiale, als es am Lieferanteneingang klopfte. Die Frau blickte durch den Spion, sah einen Mann mit Lidl-T-Shirt und öffnete die Tür. Danach ging alles blitzschnell: Milos M. verschaffte sich - gemeinsam mit einem bis heute völlig unbekannten Komplizen - gewaltsam Zutritt zu den Räumlichkeiten. Die Mitarbeiter wurden mit einer Waffe bedroht, um so den Zahlencode für den Tresor aus ihnen herauszupressen.

Opfer nach Tat schwer traumatisiert

Den Tätern gelang es zwar, den Tresor zu öffnen und die Tageslosung in der Höhe von rund 8.000 Euro zu erbeuten, dennoch sperrten sie die beiden Angestellten in eine 1,65 Meter hohe, 65 Zentimeter breite und 1,08 Meter tiefe Kühltruhe und drehten sie mit der Tür zur Wand. Während die Männer flüchteten, spielten sich in der Kühltruhe dramatische Szenen ab. Die beiden Opfer versuchten sich mit allen Mitteln zu befreien, was jedoch lediglich dazu führte, dass der Sauerstoff noch schneller aufgebracht war.

Die gemeinsamen zwei Stunden in der Kühlbox beschrieben die Opfer als bizarren Überlebenskampf. Die Gewissheit zu sterben habe irgendwann gegenüber der Hoffnung auf Rettung überwogen. Während die 37-Jährige mehrere Male in Ohnmacht fiel, versuchte der 31-Jährige immer wieder, sich mit aller Kraft gegen die Türe zu stemmen - ohne Erfolg. Als sich dann doch noch die Türe öffnete, fielen beide aus dem Container, mit den Kräften längst am Ende.

Angeklagter hat in Lidl-Filiale gearbeitet

Für die Verteidigung ist Milos M., der des versuchten Mordes und schweren Raubes angeklagt ist, allerdings unschuldig: "Es ist eine grauenhafte Tat, aber er hat sie nicht begangen." Es sei nicht nachvollziehbar, warum der Angeklagte mit seinem Mobiltelefon ein Taxi bestellte, um sich just zu jener Lidl-Filiale bringen zu lassen, in der er einst tätig war - und zwar bis August 2012. Dann wurde M. entlassen, weil er Geld aus der Kassenlade abgezweigt haben soll. Es folgte ein Freispruch im Zweifel.

Überdies sei es keine "Flucht" gewesen, die M. nach der Tat Richtung Serbien angetreten habe. Die Reise habe den Zweck gehabt, familiäre Angelegenheiten zu regeln. Außerdem sei es "eigenartig", warum am Tatort zwar DNA-Spuren des Angeklagten gefunden wurden, beide Täter jedoch Handschuhe trugen.

Täter "hat sich definitiv ausgekannt"

Was die beiden Lidl-Mitarbeiter gleichermaßen verwunderte, ist die Tatsache, dass einer der Täter eine verblüffende Ortskenntnis an den Tag gelegt hat. "Der hat sich definitiv ausgekannt." Er sei den gesamten Weg vom Lieferantenbereich bis nach vorne zum Büro bei den Kassen sogar vorausgegangen. Die 37-Jährige: "Ich habe zu diesem Zeitpunkt erst drei Monate dort gearbeitet. Mich hat sehr erstaunt, wie geschickt der eine Täter mit den Hebeln und Schaltern umgegangen ist."

Auch was den Tresor betrifft, muss Vorwissen vorhanden gewesen sein. Denn die Spezialität der Lidl-Tresore ist, dass sie aus zwei Kammern bestehen - in der vorderen befindet sich die Tages- und in der hinteren die Wochenlosung. Der 31-Jährige, der schließlich - die Waffe an der Schläfe - den Code herausrückte: "Die haben nicht gefragt und sofort angefangen (an der Tür zur hinteren Kammer, Anm.) zu sägen."

Prozess vertagt

Verteidigung und Anklage brachten noch zusätzliche Beweisanträge ein. Die Verhandlung unter dem Vorsitz von Richter Georg Olschak wird um 9.00 Uhr, in Saal 203, fortgesetzt.