Wirtschaft

Kündigung statt Kurzarbeit nach 29 Jahren

Heute Redaktion
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Viele Menschen haben in der Corona-Krise ihren Job verloren. Dabei gibt es mit dem Modell der Kurzarbeit eine alternative Lösung. Die Arbeiterkammer sorgt in solchen Fällen für Gerechtigkeit.

Vor Kurzem wurde der AK ein ungerechtfertigter Kündigungsfall gemeldet. Ein 56-jähriger Angestellter wurde nach 29 Jahren gekündigt. Dabei verhielt er sich stets vorbildlich und half durch seine freundliche und offene Art gegenüber Kundinnen und Kunden, das Geschäft aufzubauen.

Arbeitslosengeld reicht für Kredit nicht

Jetzt bekam er statt Kurzarbeit die Kündigung. "Die AK sorgt auch in der Krise für Gerechtigkeit und ficht die Kündigung wegen Sozialwidrigkeit an", erklärte AK-Präsidentin Renate Anderl.

Der 56-Jährige muss nämlich einen Kredit zurückbezahlen. Das Jüngste seiner vier Kinder lebt noch zuhause und besucht eine Maturaschule, für die ebenso Kosten anfallen. "Die Arbeit hat mir immer Freude gemacht. Ich habe immer brav gearbeitet und das ist der Dank! Ich habe vor zehn Jahren ein Haus gekauft, der Kredit läuft noch 15 Jahre. Das geht nicht mit dem Arbeitslosengeld! Ich tue alles, damit ich bleiben kann. Und wenn ich als Gärtner oder Security dort arbeite", so der Angestellte.

Der Betrieb wurde aufgrund der Coronavirus-Krise geschlossen. Der Chef bot ihm die einvernehmliche Lösung des Arbeitsverhältnisses an mit einer – unverbindlichen – Wiedereinstellungszusage. Der Mann wollte das aber nicht annehmen, da er mit dem Arbeitslosengeld seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen kann.

Auf Vorschlag für Kurzarbeit folgt Kündigung

Deshalb schlug er dem Arbeitgeber stattdessen Kurzarbeit vor – prompt bekam er die Kündigung. Dabei erspart sich der Chef in diesem Fall gar nichts, weil er dank der langen Zeit im Betrieb eine Kündigungsfrist von fünf Monaten hat. Statt Kurzarbeitsbeihilfe vom AMS zu bekommen, muss der Chef dem Mitarbeiter jetzt bis 31.8. die vollen Bezüge weiterbezahlen.

Für den Arbeitnehmer bedeutet die Kündigung eine wirtschaftliche Katastrophe, für den Betrieb ist sie sinnlos. "Der Mitarbeiter hat sich nach 29 Jahren, in denen er seiner Firma die Treue gehalten hat, wirklich mehr verdient. Die Aussichten auf einen neuen Job waren für Menschen über 50 schon vor der Krise nicht sehr rosig und sind es jetzt umso weniger. Die AK ficht die Kündigung daher wegen Sozialwidrigkeit an", so AK-Präsidentin Renate Anderl.