Die EU-Kommission drängt auf die Einführung einer gesetzlichen Frauenquote von 40 Prozent in Aufsichtsräten und bei nicht geschäftsführenden Direktoren von börsenotierten Unternehmen bis 2020.
Der Vorschlag der Kommission werde laut EU-Justizkommissarin Viviane Reding dafür sorgen, dass Frauen bei der Besetzung von Aufsichtsratspositionen den Vorzug erhalten, wenn sie in diesem Gremium unterrepräsentiert und ebenso qualifiziert wie ihre männlichen Kollegen sind.
Die Kommission kritisiert, dass in Europas Spitzenunternehmen von sieben Top-Positionen in der Unternehmensleitung nur eine mit einer Frau besetzt sei. Die 13,7 Prozent seien nur eine leichte Verbesserung gegenüber dem Frauenanteil von 11,8 Prozent aus dem Jahr 2010. Allerdings würde es noch 40 Jahre dauern, wenn die Entwicklung so schleppend weitergehe, um zumindest die 40-Prozentquote zu erreichen.
Derzeit gibt es in elf EU-Ländern - neben Österreich noch Belgien, Frankreich, Italien, die Niederlande, Spanien, Portugal, Dänemark, Finnland, Griechenland und Slowenien - gesetzliche Regelungen zur Förderung der Gleichstellung auf Ebene der Unternehmensleitung. In fünf Staaten der Union gibt es Selbstregulierungsmaßnahmen, aber keine gesetzliche Regelungen. Dem gegenüber existieren in weiteren elf Ländern weder gesetzgeberische noch Selbstregulierungsmaßnahmen. Dies gefährde aber die Funktionsweise des Europäischen Binnenmarkts.
Die Kommission möchte neben der 40-Prozent-Quote auch eine "Flexiquote" für geschäftsführende Direktoren und Vorstandsmitglieder vor. Die Unternehmen sollten dies selbst bis 2020 festlegen und jährlich einen Fortschrittsbericht vorlegen.
Frauen-Quote: Österreich rückte vor
Österreich ist beim Frauenanteil in den Leitungsorganen der größten börsenotierten Unternehmen innerhalb der letzten beiden Jahre im EU-Vergleich nach vorne gerückt. Im Oktober 2010 hatte Österreich mit 8,7 Prozent lediglich den 18. Platz unter den EU-27 belegt, im Jänner 2012 war es mit 11,2 Prozent der 15. Rang.
Vom EU-Durchschnitt liegt Österreich aber weiter einigermaßen entfernt. 2010 betrug die EU-Quote 11,8 Prozent und stieg bis Anfang 2012 auf 13,7 Prozent. War vor zwei Jahren Schweden mit 26,4 Prozent Frauenanteil an der Spitze, vor Finnland (25,9) und Lettland (23,5), ging die Führung nun an Finnland mit 27,1 Prozent über, gefolgt von Lettland (25,9) und Schweden (25,2).