Szene

Kunst muss raus

Land: D, Genre: Kunst + Kultur

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: Kein Anbieter

Kunst im öffentlichen Raum ist frei zugänglich und für alle Menschen sichtbar - ganz ohne Eintrittskarte. Für manche Betrachter ein Geschenk, wiederum andere nehmen Kunstwerke, die außerhalb von den üblichen Ausstellungsorten gezeigt werden, als Störfaktor wahr. Grund zur Debatte gibt es allemal: Denn was im Museum als legitim akzeptiert wird, erfährt im öffentlichen Raum Spott und Stürme der Entrüstung. Doch was erwarten die Betrachter? Wasserspeiende Brunnenplastiken, die trostlose Plätze dekorieren und nicht weiter stören? Spätestens seit den 60er Jahren rebelliert die Avantgarde, erklärt die Stadt zum grenzenlos verfügbaren Raum für künstlerische Projekte. Kreative Ideen und deren Umsetzung tauchen da auf, wo sie nicht erwartet werden. Renommierte Künstler wie Wolf Vostell, Richard Serra und Joseph Beuys lösen mit ihren Arbeiten heftige Debatten aus. Vostell lässt sein Auto in einer Parklücke einbetonieren, Serra stellt zwölf Meter hohe rostige Stahlplatten mitten in die Stadt, Beuys lädt einen Haufen Steine in Kassel ab - Basaltstelen für 7.000 Eichen. Das soll Kunst sein? "Kein Kunstwerk", sagt Richard Serra, "verändert die Welt, aber die Gedanken darüber vielleicht." "Kunst als Störfall" schaut in Geschichte und Gegenwart. Welche künstlerische Intention steht hinter Werken, die statt im Museum im öffentlichen Raum gezeigt werden? Die riesige Gummiente des Niederländers Florentijn Hofman, die in der in der globalen Badewanne von einem Kontinent zum anderen schwimmt, kann als ein warmherziger Willkommensgruß gelesen werden. In Dresden installiert der deutsch-syrische Künstler Manaf Halbouni Busse vor die Frauenkirche: Die Anti-Kriegsskulptur wird als "entartet" beschimpft, als "Monument der Schande". Wie offen eine Gesellschaft tatsächlich ist, das lässt sich auch am Umgang mit der Kunst, die unverhofft in ihren Alltag einbricht, ablesen.