Österreich

Kunstkrimi in Kreuzenstein!

Heute Redaktion
14.09.2021, 16:51

Interpol ermittelt derzeit in Niederösterreich in einem Kunstkrimi erster Güte: Aus der Bibliothek der Burg Kreuzenstein wurde ein berühmtes Buch gestohlen. Die Nürnberger Chronik von 1493 hat einen Wert von 70.000 Euro, der kulturelle Schaden durch das Verschwinden ist unabschätzbar. Burgherr Hans Christian Wilczek ist verzweifelt: Ich werde die Bibliothek räumen, die Bücher verstecken.

Die Polizei ist sich sicher: Jene Täter, welche die Nürnberger Chronik aus der Burg Kreuzenstein (Bezirk Korneuburg) gestohlen haben, waren absolute Profis. Ein Werk von dieser Bedeutung und Bekanntheit ist am Schwarzmarkt quasi unverkäuflich. Deshalb gehen die Fahnder von einem Liebhaber als Einzeltäter oder gedungenen Auftragsdieben aus.

Wann genau die Kriminellen zugeschlagen haben, ist unklar. Zuletzt wurde das 47,5 Zentimeter hohe und 33 Zentimeter breite Buch im Februar gesehen. Entdeckt wurde das Verschwinden erst am 12. Mai. Die Kunstdiebe öffneten vorsichtig sechs Holzschrauben des Scharniers, entfernten dann ein Sicherungsgitter des Bücherschranks. Obwohl mehrere wertvolle Folianten darin aufbewahrt wurden, entwendeten sie ganz gezielt die Chronik. Danach verschraubten sie das Gitter wieder fachgerecht. Wie die Täter in die historische Bibliothek, in der 2000 Bände aufbewahrt werden, kamen und danach das schwere Werk aus der Burg gebracht haben, ist völlig unklar.

Der Burgbesitzer Graf Hans Christian Wilczek (42) ist wegen des Diebstahls völlig verzweifelt. Der materielle Wert der Chronik wird mit 70.000 Euro beziffert und ist nicht durch eine Versicherung gedeckt.

Der kulturelle Schaden ist laut Experten unabschätzbar. Die Chronik aus dem Jahr 1493 ist das bekannteste Lexikon des späten Mittelalters. Von der deutschen Ausgabe wurden etwa 700 Exemplare gedruckt, nur wenige sind noch erhalten. Berühmt wurde das 597 Blätter starke Werk durch 1804 teils kolorierte Holzschnitte, die es zum bestbebilderten Werk des 15. Jahrhunderts machen. Auch Albrecht Dürer (1471-1528) soll an der Enziklopädie mitgewirkt haben. Das Lexikon enthält unter anderem 29 doppelseitige Stadtansichten und auch zwei doppelseitige Landkarten: eine Weltkarte und eine Europakarte. Damals war es für acht Gulden wohlfeil - heute ist es ein kleines Vermögen wert.

Burgherr Wilczek zieht aus dem Diebstahl nun Konsequenzen: Ich bin besorgt, werde die Bibliothek räumen und die Bücher in Sicherheit bringen.

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