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Künstliche Intelligenz soll Anne Frank-Rätsel lösen

Wer hat Anne Frank und ihre Familie an die Nazis verraten? 75 Jahre später verwendet ein FBI-Expertenteam neueste Technik, um das Rätsel zu lösen.

Heute Redaktion
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"Das Tagebuch der Anne Frank" ist eines der berühmtesten Bücher der Welt. Geschrieben hat es ein Mädchen, das nur 15 Jahre alt werden durfte. Denn am Morgen des 4. August 1944 wurde das Versteck von Anne Frank im Hinterhaus des Gebäudes Prinsengracht 263 (heutiges Anne-Frank-Haus) in Amsterdam von den Nazis entdeckt. Sie wurde gemeinsam mit Familienangehörigen und Bekannten ins KZ Bergen-Belsen gebracht, wo sie kurz vor dem Kriegsende dem Holocaust zum Opfer fiel.

FBI-Spezial-Team ermittelt im "Cold Case"

Wer den entscheidenden Hinweis auf das Versteck gab, wurde nie geklärt - bis jetzt. 75 Jahre später möchte ein Team aus Historikern, Forensikern und Computerspezialisten mit der neuesten Technik den Schuldigen finden. Unter der Leitung des pensionierten FBI-Agenten Vincent Pankoke soll der "Cold Case" nun geknackt werden.

Seit Jahren graben sich die Wissenschaftler durch Archive und Interviewaufnahmen, sogar ein 3D-Scan des heutigen Anne-Frank-Hauses wurde angefertigt, um herauszufinden, wie Geräusche nach außen gelangen konnten. Künstliche Intelligenz wird verwendet, um die einzelnen Puzzlesteine miteinander zu verbinden.

Wie die englische "Sun" berichtet, sollen die Erkenntnisse aus den Nachforschungen kommendes Jahr in einem Buch veröffentlicht werden.

Viele Verdächtige, wenig Beweise

Lange Zeit galt der neugierige Lagervorarbeiter Willem Gerard van Maaren (1895–1971) als Hauptverdächtiger. Zwei Untersuchungen fanden keine ausreichenden Beweise, deshalb kam es nie zu einer Anklage.

Die zweite Verdächtige war Lena van Bladeren-Hartog († 1963), die als Putzfrau in der Firma arbeitete. Ihr Mann Lammert, der als Gehilfe unter van Maaren angestellt war, hatte von dessen Beobachtungen erfahren und seiner Frau davon erzählt. Dazu passte die Aussage, dass die Meldung über die versteckten Juden von einer weiblichen Stimme gekommen sei. Auch ihr konnte keine Schuld nachgewiesen werden.

War die Entdeckung Anne Franks nur ein Zufall?

Im Dezember 2016 wurde eine neue Untersuchung veröffentlicht, die statt eines Verrats wirtschaftliche Gründe anführte, die dazu geführt haben, dass Anne Frank und die anderen im Hinterhaus untergetauchten Juden entdeckt wurden. Der Polizeieinsatz richtete sich möglicherweise gegen einen Schwarzhandel mit rationierten Essensmarken. Dafür spricht, dass kein passender Einsatzwagen für die Gefangenen vor Ort war, dafür aber Gezinus Gringhuis, ein Spezialist für Wirtschaftskriminalität. Doch auch für diese These fehlen die schlüssigen Beweise.

(jd)