Wirtschaft

KV-Erfolg – 8,6 % mehr Lohn, aber es gibt einen Haken

Fahrradboten bekommen künftig deutlich mehr Geld. Die Gewerkschaft vida will die relativ junge Branche endlich aus dem Niedriglohnbereich hieven.

Roman Palman
Angestellte Fahrradboten bekommen jetzt eine Reallohnerhöhung.
Angestellte Fahrradboten bekommen jetzt eine Reallohnerhöhung.
Harald Dostal / picturedesk.com

Mal schnell eine Pizza bestellt, oder im Online-Supermarkt geshoppt? Die Lieferung bis direkt vor die Haustür wird vor allem in Städten immer öfter von Fahrradboten abgewickelt. Für diese hat die Gewerkschaft vida nun bei den KV-Verhandlungen ein deutliches Lohn-Plus rausschlagen können.

Die gute Nachricht

Der Fachverband Güterbeförderungsgewerbe in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) hat gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern für die Fahrradboten und Essenszusteller eine Erhöhung der KV-Löhne um 8,6 Prozent für das Jahr 2023 erreicht.

"Die Verhandlungen wurden auf Basis einer rollierenden Inflation in Höhe von 7,5 Prozent geführt. Als Maßnahme gegen die explodierende Teuerung konnte somit eine Reallohnerhöhung in Höhe von 1,1 Prozent für die Beschäftigten erreicht werden", sagt vida-KV-Verhandler Markus Petritsch, Vorsitzender des vida-Fachbereichs Straße. Der KV gilt ab 1. Jänner 2023, seine Laufzeit beträgt ein Jahr.

Ab 2023 beträgt das Bruttomindestgehalt für angestellte Fahrradboten 1.730 Euro bei einer 40-Stunden-Woche. Bei der realistischen Annahme von im Schnitt pro Monat gefahrenen rund 1.500 Kilometern kommen dazu noch 360 Euro im Monat an Kilometergeld plus Zulagen.

Der bittere Haken

Die Sache hat nur einen Haken. Obwohl in der Branche österreichweit rund 4.500 Fahrradboten unterwegs sind, ist der Löwenanteil von ihnen nirgends fix angestellt. 60 Prozent davon sind freie Dienstnehmer und werden etwa pro getätigter Lieferung bezahlt – die meisten profitieren also nicht vom neuen KV-Abschluss.

Die Gewerkschaft spricht von einer "Scheinselbständigkeit", die es zu bekämpfen gelte. Vida wolle "weitere FahrradbotInnen unter den Schutzschirm des Kollektivvertrags bringen", betont Markus Petritsch.

"Relativ junger KV"

Mitte September 2019 hatten sich die vida und die WKÖ auf den weltweit ersten Kollektivvertag für Fahrradboten und Essenszusteller geeinigt und damit den Grundstein zur arbeits- und sozialrechtlichen Absicherung der Fahrradboten gelegt.

Erstmals bestand für Beschäftigte in der Branche ein Rechtsanspruch auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Ebenso wurden entsprechende Kostenersätze für die Verwendung von Privat-Fahrrädern und Privat-Handys im KV verankert.

"Es handelt sich hier noch um einen 'relativ jungen KV', der in den kommenden Jahren entsprechend den Anforderungen der Branche und ihrer Beschäftigten weiter aus der Niedrigentlohnerbranche herausentwickelt werden muss", betont der Vida-Chefverhandler.

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