Niederösterreich

Home Invasion! Mutter kämpfte wie Löwin, rettete Kinder

Vor den Augen der Kinder (9,10) soll ein labiler Mann auf eine wildfremde Mutter (43) in deren Haus eingestochen haben. Sie kämpfte wie eine Löwin.

Der Angeklagte mit Anwalt Manfred Arbacher-Stöger.
Der Angeklagte mit Anwalt Manfred Arbacher-Stöger.
Hertel

Die mutmaßliche Alptraum-Tat hatte Mitte Februar 2022 in Wien für Entsetzen gesorgt: Mit einem Pflasterstein soll ein Österreicher (34) schier wahllos um 4.40 Uhr morgens eine Terrassentüre in Wien-Donaustadt zertrümmert und eine 42-jährige Mutter samt Kindern im Schlaf überrascht haben.

Messer-Mann stach auf Mutter ein

Für dieses Martyrium musste der 34-Jährige aus gutem Hause am Donnerstag in Wien vor Gericht - nicht als Angeklagter, sondern Betroffener, denn er ist psychisch krank. Als das Opfer, eine 43-jährige Zweifachmutter, den Gerichtssaal als Zeugin betrat, musste ihn der Betroffene verlassen. Mit starker, klarer Stimme erzählte die 43-Jährige dem Geschworenensenat die schrecklichen Erlebnisse.

Der 34-Jährige soll verwahrlost - mit langen Haaren, ungepflegt und Vollbart, in der Nacht zum Valentinstag mit einem Pflasterstein die Terrassentüre eingeschlagen und die Küche nach Geld durchwühlt haben. Die 43-Jährige, die mit den Kindern alleine zu Hause war (Mann war dienstlich weg, Anm.) dachte beim Lärm anfangs an die Katze, wählte dann aber den Notruf.

"Sperren Sie sich ein"

„Sperren Sie sich sofort ein“, so die Notrufdisponentin. Doch am Weg ins Badezimmer kam der Eindringling mit einem Küchenmesser in der Hand der Frau samt Kindern entgegen. „Willst Du Geld?“, fragte das Opfer noch. Doch der 34-Jährige soll mit leeren Augen wort- und ansatzlos zugestochen haben. Die Mutter baute sich noch vor dem Angreifer auf, stellte sich schützend vor ihren Sohn, flüchtete ins Schlafzimmer, versuchte die Türe zuzuhalten.

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    Der 34-Jährige am Weg in den Gerichtssaal
    Der 34-Jährige am Weg in den Gerichtssaal
    Hertel

    Doch der Invasor hatte den Fuß in der Tür, stach in Trance weiter aufs Opfer ein. Die Frau meinte noch fast mitleidig zu ihrem Peiniger: „Lauf weg, sonst erwischt dich die Polizei.“ Nach acht Minuten Alptraum für die Familie ließ der Eindringling von der Frau ab und lief, noch an der Tochter vorbei, aus dem Haus. Die Kleine war geistesgegenwärtig gleich zu Beginn nach unten gelaufen, um Geld zu suchen, weil sie dies ihre Mutter hatte sagen hören.

    Kinder zu Großeltern

    Dann kamen Polizei und Rettung, die Frau musste mit acht Stichwunden operiert werden, er wurde kurz darauf gefasst. Die geschockten Kinder kamen zu den Großeltern. Noch im Rettungswagen vergewisserte sich die 43-Jährige, dass die Kinder ja gut untergebracht werden würden. Die Mutter wurde nach der Not-OP (ein Stich war lebensgefährlich) auf eigenen Wunsch nach wenigen Tagen aus dem Spital entlassen: "Es war wichtig, dass ich schnell wieder bei den Kindern bin", so die Mutter beim Prozess zu den geschockten Laienrichtern.

    Bemerkenswert: Der Advokat des Mannes bot der Frau nach ihrer Zeugenaussage 3.000 Euro an, die die Eltern des Angreifers für sie und ihre Kinder überwiesen haben. Doch die Mutter lehnte ab: "Die Eltern sollen das besser für die Therapie ihres Sohnes einsetzen."

    Einweisung

    Der vom renommierten, auf schwierige Fälle spezialisierten Rechtsanwalt Manfred Arbacher-Stöger vertretene Betroffene bereute es: „Schrecklich, was ich der Frau angetan habe.“ Er verstehe auch, dass er krank sei. Der Gutachter bestätigte eine paranoide Schizophrenie des Betroffenen und eine hohe Gefährlichkeit. Zum Zeitpunkt der Tat wäre der Mann nicht in der Lage gewesen, sein Verhalten zu kontrollieren.

    Diese Expertise war auch die Grundlage für den Antrag der Staatsanwaltschaft, den Mann in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher einzuweisen. Der Geschworenensenat folgte dem Antrag der Staatsanwaltschaft - der Betroffene wurde kurz vor seinem 35. Geburtstag rechtskräftig eingewiesen.