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Lady Gaga brilliert bei ihrem Leinwand-Debüt

Der Musikfilm "A Star Is Born" zeigt den Aufstieg einer talentierten Barsängerin zum international gefeierten Popstar.

Heute Redaktion
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Die mittlerweile vierte Neuverfilmung der Geschichte rund um künstlerischen Erfolg und das Finden der großen Liebe markiert sowohl für die Hauptdarstellerin Stefani Joanne Angelina Germanotta (Lady Gagas richtiger Name) als auch für Regisseur Bradley Cooper eine Premiere in Hollywood.

Gaga spielt erstmals eine Hauptrolle in einem Kinofilm, der mehrfache Oscar-nominierte Cooper sitzt zum ersten Mal im Regiestuhl. Außerdem steht er als männlicher Hauptdarsteller vor der Kamera.

A Star Is Born - Trailer

Als der alkohol- und drogenabhängige Country-Star Jackson Maine (Cooper), getrieben von seiner Sucht, zufällig in einer Transvestitenbar landet, lernt er dort die talentierte aber erfolglose Musikerin Ally kennen. Obwohl er an einem schweren Tinnitus leidet, erkennt Maine in einer kurzen Nacht, die die beiden mit viel Spaß und tiefsinnigen Gesprächen verbringen, das Potential der Sängerin und lädt sie zu einem seiner Konzerte ein.

Dort wird sie von ihm ins kalte Wasser geworfen. Vor tausenden Leuten singen sie gemeinsam ein Duett, das als Video im Netz landet und auf eine riesige Resonanz trifft. Der Grundstein für die von Ally langersehnte Karriere scheint gelegt.

Gaga als perfekter Cast

Cooper, der sich für den Film das Gitarrespielen beigebracht hat, hätte keine bessere Besetzung für die Rolle der Ally finden können als die 32-jährige Pop-Größe. Das hat drei sehr nachvollziehbare Gründe. Erstens ist Germanotta eine verdammt gute Schauspielerin, die nicht umsonst einen "Golden Globe" für "American Horror Story" gewinnen konnte. Zweitens passt die Leinwand-Chemie zwischen ihr und Cooper. Man nimmt den beiden jedes Lächeln, jedes Stirnrunzeln und jede kleine Berührung als authentisch ab.

Drittens, und das ist der wichtigste Punkt von allen, ist Lady Gaga eine Wahnsinns-Sängerin, die mit ihrer Stimme in der Lage ist, die Zuschauer auf einer emotionalen Ebene zu packen und sie mit auf eine Reise zu nehmen. Die Vollblut-Musikerin blüht in der Rolle auf, und man spürt ihre ganze Leidenschaft für die Musik. Cooper und sein weiblicher Star haben während der Dreharbeiten gemeinsam am Soundtrack zu "A Star Is Born" gearbeitet und die Nummern selber eingesungen.

Es wird immer dann magisch, wenn die beiden, getrennt oder gemeinsam, im Film auf der Bühne stehen. Es sind eine handvoll Konzertszenen, die dem Film das ganz große, gewisse Etwas verleihen. Das liegt zu einem Teil an der Musik, die wirklich gut ist, aber auch an der Inszenierung auf der Leinwand. Wenn Jackson Maine in die Saiten greift und vor seinem Publikum abrockt, dann hat man als Zuschauer dank der hektischen Kameraführung das Gefühl, mit ihm gemeinsam über die Bühne zu tanzen. Wenn Ally ans Mikrofon schreitet oder sich ans Piano setzt, wird sie fast immer frontal von vorne gefilmt, so als ob sie für jeden einzelnen Kinogast ein Privatkonzert geben würde. Das verleiht den Auftritten eine besondere Intimität.

Hervorzuheben sind bei den Musikstücken vor allen die Songs "Shallow" und "Always Remember Us This Way". Die beiden Titel sorgen für Gänsehaut und Tränen in den Augenwinkeln. Alles andere als eine Nominierung in den Musikkategorien bei allen wichtigen Filmpreisen wäre eine große Enttäuschung.

Großartiger Cooper

Gleiches gilt auch für die schauspielerische Leistung. Neben der oben schon erwähnten, mitreißenden Darstellung von Gaga ist auch Bradley Cooper als von der Alkoholsucht schwer gezeichneter Sänger sehr beeindruckend. Seinen Look irgendwie an Pearl Jam-Frontmann Eddie Vedder angelehnt, spielt er mit Hingabe den liebenden, fürsorglichen Freund und Ehemann, der ständig mit hochprozentigen und pharmazeutischen Dämonen zu kämpfen hat. Auch ihm dürfte für seine Darstellung eine weitere Oscar-Nominierung blühen.

Ernüchternd ist der Blick hinter die Kulissen der nach außen hin heilen Welt des Musikbusiness. In teilweise sehr autobiografischen Zügen zeigt Gaga, dass man sich selbst als großer Star unter dem Druck der Industrie verbiegen muss, um es bis nach oben zu schaffen. Auf der Strecke bleibt dann oft Individualität und die künstlerische Freiheit, das zu tun, worauf man Lust hat. Und damit auch das Selbstwertgefühl der Musiker, die die zurückbleibende Leere mit Alkohol, Drogen oder anderen Süchten zu füllen versuchen.

Unbedingt anschauen

"A Star Is Born" ist ein absolut grandioser Musikfilm, der in einem Atemzug mit Genre-Meisterwerken wie "Walk The Line" oder "8 Mile" genannt werden kann. Lady Gaga-Fans kommen sowieso auf ihre Rechnung. All jenen, die mit ihrer Musik wenig anfangen können, werden positiv überrascht sein. Denn "A Star Is Born" ist auch eine Anspielung auf den aufsteigenden Schauspiel-Stern von Stefani Joanne Angelina Germanotta, die sich damit von ihrem Alter Ego Lady Gaga ein Stück weit emanzipiert.

Der Film läuft ab dem 5. Oktober in den heimischen Kinos.

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