Niederösterreich

Landesvize Pernkopf: "Irgendwer zahlt immer drauf"

Mit "Heute" sprach Landesvize Stephan Pernkopf (VP) über Umweltschutz, Lebensmittel und Bauern, Klimawandel, E-Autos und natürlich Coronaimpfungen.

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Stephan Pernkopf
Stephan Pernkopf
NLK

„Heute“: Herr Landeshauptmannstellvertreter, NÖ ist recht rasch beim Impfen, wie zufrieden sind Sie mit der Durchimpfungsrate?

Stephan Pernkopf: Wir sind als Land vorne beim Impfen, drei Viertel aller Niederösterreicher ab 12 sind bereits geimpft. Nur die Impfung schützt vor schweren Erkrankungen und einer Überlastung der Spitäler. Damit das nicht passiert, wollen wir auch noch weitere Menschen überzeugen, die bisher vielleicht unsicher sind. Impfen schützt einen selber und ist auch Verantwortung für die ganze Gesellschaft.

„Heute“: Wann glauben Sie, haben wir die Pandemie überwunden?

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    Stephan Pernkopf
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    Stephan Pernkopf: Unsere Strategie ist klar und einfach: Je mehr Impfungen, desto weniger schwere Erkrankungen und je rascher geimpft wird, desto besser. Deshalb haben wir im Mai als erstes Bundesland die Impfung für alle Altersgruppen und im September die Auffrischungsimpfungen freigegeben und jetzt die Impfbusse von drei auf sechs verdoppelt.

    „Heute“: Ministerin Köstinger sprach in einem Interview bezüglich Fleisch von erpresserischen Zuständen für Bauern und Lieferanten. Ist billiges Fleisch ohne Tierleid überhaupt möglich?

    "Wer Billigprodukte kauft, hat meist Umweltzerstörung und Tierleid im Einkaufskorb" - Landesvize Stephan Pernkopf

    Stephan Pernkopf: Unsere heimischen Bäuerinnen und Bauern produzieren nach den höchsten Standards, da kann man sicher sein. Wer allerdings zu importierten Billigprodukten greift, hat dann meistens auch Tierleid und Umweltzerstörung im Einkaufskorb. Billig gibt’s nicht, irgendwer zahlt immer drauf. Daher: Besser zu regionalen Produkten greifen oder gleich am Bauernmarkt und Ab Hof einkaufen.

    „Heute“: Biofleisch, Bio-Eier, Bio-Milch und -Butter sind merklich teurer als Billigvarianten der genannten Produkte. Der Durchschnittsbürger leidet aber unter dem wachsenden Kostendruck (Wohnpreise, Dumpinglöhne, Inflation, Null-Zinspolitik). Was müsste passieren, dass alle Lieferanten (Milch, Eier, Fleisch) UND Kunden zufrieden sind bzw. ist das überhaupt möglich?

    Stephan Pernkopf: Ich habe das Gefühl, dass prinzipiell nicht die Lebensmittel teurer, sondern der allgemeine Lebensstil aufwendiger wird. In den 1950er-Jahren haben die Österreicher noch fast die Hälfte ihres Budgets für Lebensmittel ausgegeben, heute nur mehr 10 Prozent. Die Leute kaufen sich einen Griller um hunderte Euro, aber das Würstel darf dann nur einige Cent kosten. Das passt nicht zusammen. Und: Die Preisschlachten der Handelskonzerne dürfen nicht am Rücken der Bauern ausgetragen werden. Denn bei den Bauern kommt nicht mehr an, auch wenn die Produkte im Handel vielleicht teurer werden.

    „Heute“: Hagel, Unwetter, Tornados, extreme Hitze, Dürre – kann man dem überhaupt gegensteuern oder müssen wir damit leben lernen?

    Stephan Pernkopf: Die Naturkatastrophen werden häufiger, wir spüren den Klimawandel. 100-prozentige Sicherheit gibt es im Leben nie, aber wir haben bereits über eine Milliarde Euro in den Hochwasserschutz investiert und mehr als 300 Gemeinden sicherer gemacht. Wir schützen damit Menschenleben sowie Hab und Gut. Danke ganz besonders an die Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr, der Zusammenhalt ist stärker als jede Naturkatastrophe!

    „Heute“: Wie kämpfen Sie gegen den Klimawandel, was muss energiepolitisch in den nächsten Jahren noch alles gemacht werden? Und wo liegen die Probleme bzw. gibt es Verhinderer?

    "E-Autos werden sich durchsetzen, der Diesel- oder Benzintraktor wird noch länger bleiben" - Stephan Pernkopf.

    Stephan Pernkopf: Niederösterreich ist der absolute Spitzenreiter bei der Energiewende. In Zukunft wollen wir hunderttausende neue Photovoltaik-Anlagen auf Dächern, Parkplätzen und Einkaufszentren. Das ist besser als wertvolle Böden zu versiegeln. Doch wer A sagt, muss auch B sagen: Vor Ort sind grüne Gruppierungen oft Weltmeister im Verhindern von neuen Öko-Anlagen.

    „Heute“: Wann schätzen Sie, steht das Dieselauto im Museum?

    Stephan Pernkopf: Diesel und Benzin werden uns schon noch Jahre begleiten, zumindest so lange bis es E-Traktoren gibt (lacht). Aber ich bin überzeugt, dass sich Elektro-Autos durchsetzen werden, einfach weil sie effizienter und sauberer sind. Schauen Sie nach Norwegen, dort sind schon 90 Prozent der Neuwagen Elektro oder Hybrid.

    „Heute“: Was tut das Land gegen den Bodenverbrauch?

    Stephan Pernkopf: Der Bodenverbrauch ist in den letzten Jahren massiv zurückgegangen, von über zwei Hektar auf 0,8 Hektar aktuell. Wir haben ein großes Bodenschutzpaket umgesetzt, das Wirkung zeigt und arbeiten am Grünen Ring um Wien. Wir wollen Zersiedlung stoppen und die Natur und Äcker unserer Heimat schützen. Dafür wird es auch neue Siedlungsgrenzen geben, über die nicht gebaut werden darf.

    „Heute“: Welchen Tipp haben sie für den Herbst?

    Stephan Pernkopf: Das neue Haus der Wildnis in Lunz am See (Bezirk Scheibbs) ist einen Besuch wert, hier erfährt man alles über unseren einzigartigen Urwald, der größte in ganz Mitteleuropa. Ein einzigartiges Naturjuwel, das wir für alle Zeiten und Generationen schützen wollen.