Fussball

Landsmann folgt Mourinho bei Tottenham nach

Tottenham Hotspur hat Nuno Espirito Santo als neuen Trainer vorgestellt. Er folgt Star-Trainer Jose Mourinho zwei Monate nach dessen Rauswurf nach.

Sebastian Klein
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Nuno Espirito Santo ist neuer Spurs-Trainer.
Nuno Espirito Santo ist neuer Spurs-Trainer.
Tottenham Hotspur

Die Trainersuche hat ein Ende! Die Spurs gaben am Mittwochabend Nuno Espirito Santo als neuen Headcoach bekannt. Der Portugiese wird damit Nachfolger von seinem berühmten Landsmann Jose Mourinho. "The Special One" war Ende April im Vorfeld des Ligacup-Finales gegen Manchester City (0:1) entlassen worden, hat inzwischen bei der Roma angeheuert.

Akademie-Leiter Ryan Mason hatte die Lilywhites im Saisonfinale betreut.

Von Wolves zu Spurs

Espirito Santo sorgte in den vergangenen drei Jahren mit Premier-League-Klub Wolverhampton in der Premier League für Furore. Speziell in seinem zweiten Jahr waren die Wolves von Englands Top-Klubs gefürchtet – immer wieder knöpfte der Außenseiter den Favoriten mit überfallsartigem Umschaltspiel Punkte ab.

In der abgelaufenen Saison lief es weder für die Spurs noch für Espirito Santo und Woverhampton nach Wunsch. Tottenham fiel vom zwischenzeitlichen ersten Tabellenplatz im Herbst auf Endrang sieben zurück, scheiterte in der Europa League im Achtelfinale trotz 2:0-Hinspielsieg gegen Dinamo Zagreb – das kostete Mourinho den Job. Espirito Santo entschied sich nach schwierigen Monaten bei Wolverhampton, auch durch Abgänge von Führungsspielern bedingt, den Klub zu verlassen.

Zahlreiche gescheiterte Gespräche

Er war nicht die erste Wahl seines neuen Klubs. In den vergangenen Wochen stand Tottenham mit einer Vielzahl an Trainern in Kontakt. Große Namen wie Julian Nagelsmann und Hansi Flick erteilten den Nordlondonern früh Absagen. Eine Rückholaktion von Mauricio Pochettino scheiterte an dessen Arbeitgeber PSG – die Franzosen wollten ihren abwanderungswilligen Trainer halten. Inter-Meistercoach Antonio Conte stand unmittelbar vor der Unterschrift, ehe Spurs-Boss Daniel Levy kalte Füße bekam. Conte hätte nicht zum von Levy ausgerufenen Weg der Rückkehr zu Offensiv-Fußball und Jugendförderung gepasst. Ex-Roma-Trainer Paulo Fonseca wähnte sich anschließend bereits als Spurs-Coach, war sich im Grunde mit dem Klub einig. In diesem Fall legte der neue Sportdirektor Fabio Paratici (von Juve gekommen) in letzter Sekunde ein Veto ein – seine Philosophie hätte sich in Gesprächen mit Fonseca nicht mit dessen Ansichten gedeckt.

Es war also eine schwere Geburt. Espirito Santos Freude über seine neue Aufgabe scheint das aber keinen Abbruch zu tun. Auf den Vorstellungsfotos strahlt der 47-Jährige im Spurs-Outfit.

Auf den neuen Trainer kommt eine schwierige Aufgabe zu. Tottenham steht vor einem Umbruch. Gemeinsam mit Sportdirektor Paratici wird er den Kader zumindest auf einigen Positionen neu formen müssen. Harry Kane sorgte im Saisonfinish in einem Interview für Aufsehen, in dem er einen möglichen Abgang andeutete, um endlich große Titel gewinnen zu können. Manchester City ist mit einem ersten Angebot abgeblitzt. Unter 150 Millionen Euro ist der englische Teamkapitän wohl nicht zu haben.

Kader-Umbruch steht bevor

Unabhängig von der Personalie Kane brauchen die Spurs dringen Unterstützung in der Defensive. Serge Aurier wird wohl zu PSG zurückkehren. Für ihn wird neben Matt Doherty (bis vor einem Jahr bei Espirito Santo in Wolverhampton) Verstärkung rechtshinten kommen müssen. Linkshinten scheint die Position mit Sergio Reguilon, Ben Davies und Leih-Rückkehrer Ryan Sessegnon (Hoffenheim) gut besetzt zu sein. Der junge Sessegnon kann sich als offensiv orientierter Spieler Hoffnungen auf viel Einsatzzeit machen – Espirito Santo spielte bei den Wolves zumeist mit Dreierkette und angreifenden Wingbacks anstelle von Außenverteidigern.

Die größte Baustelle ist die Innenverteidigung. Hier konnten Eric Dier und Davinson Sanchez durch ihre Fehleranfälligkeit nicht überzeugen. Toby Alderweireld war mit 32 Jahren nicht mehr in jeder Saisonphase erste Wahl. Akademie-Produkt Japhet Tanganga kam nur sporadisch zum Einsatz, gegen Saisonende vor allem als Rechtsverteidiger. Joe Rodon, erst voriges Jahr geholt, kam kaum zu Einsätzen. Er könnte als EM-Stammspieler für Wales als wichtiger Baustein in der neuen Abwehrkette zum Klub zurückkehren.

Klar scheint aber: Die Spurs werden einen, vielleicht sogar zwei neue Innenverteidiger holen. Wie viele es werden, hängt von den Angeboten für Dier und Sanchez ab. Folgende Namen kursieren: Joachim Andersen (Fulham), Jules Kounde (Sevilla), Stefan de Vrij (Inter).

Superstar Gareth Bale wird nach seiner einjährigen Leihe von Real Madrid wohl kein zweites Mal zu den Spurs zurückkehren. Er will sich unter Carlo Ancelotti noch einmal bei den "Königlichen" beweisen. Deshalb wird Tottenham wohl auch in der Offensive tätig werden. Neben Kane hat der Klub mit Son Heung-min, Steven Bergwijn und Lucas Moura weitere starke Optionen im Angriff. Die Kadertiefe könnte ohne Neuzugänge zum Problem werden.

Apropos Problem: In der abgelaufenen Saison war einer der Hauptkritikpunkte am Team die fehlende Kreativität. Das lag daran, dass nach dem Inter-Abgang des langjährigen Spielmachers Christian Eriksen auf dieser Position ein Vakuum herrschte. Dass Mourinho in seiner Amtszeit fast gänzlich auf die Dienste von Kreativ-Spieler Dele Alli verzichtete, half dabei nicht. Unter Mason kehrte Dele im Saisonfinish zurück, belebte das Offensiv-Spiel deutlich. Möglich, dass Paratici und sein neuer Trainer hier eine andere, neue Option bevorzugen. Dele wollte im Winter zu Ex-Trainer Pochettino nach Paris fliehen …

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