Wirtschaft

Landwirt aus Oberösterreich soll Porno-Milliardär sein

Wer steckt hinter den größten Porno-Websites? Die Spur läuft zu einem 52-jährigen Oberösterreicher, der 1,4 Milliarden Euro schwer sein soll.

Leo Stempfl
Teilen
Pornhub hat eine Reihe von neuen Regeln vorgestellt.
Pornhub hat eine Reihe von neuen Regeln vorgestellt.
Imago Images

Eine Recherchekooperation zwischen dem britischen Onlinemagazin "Tortoise Media" und der österreichischen Rechercheplattform "Dossier" soll Brisantes zu Tage gebracht haben. Hinter den größten Porno-Websites der Welt soll ein oberösterreichischer Landwirt stecken, der über 1,4 Milliarden Euro schwer sein soll. Allein die Pornhub-Seite wird rund 130 Millionen Mal pro Tag aufgerufen.

Ausgangspunkt der Recherchen waren immer wieder aufflammende Missstände auf der Videoplattform. Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Videos, die jeder registrierte Nutzer hochladen kann, entstand ohne Zustimmung der Gezeigten und gegen deren Willen. Auf Beschwerden reagierte die Seite nur halbherzig, entfernte Videos waren oftmals wenig später wieder zugänglich.

Undurchsichtige Firmenkonstruktionen

Schnell tauchte also die Frage auf, wer hierfür verantwortlich ist. Doch mit einem einfachen Blick ins Impressum war es nicht getan. Eigentlich hat die dahinterstehenden Firma ihren Sitz in Kanada, dort nimmt deswegen ein parlamentarischer Ethik-Ausschuss seine Arbeit auf. Gleichzeitig operiert die Firma aber auch aus Zypern, ihr zugehörig sind über 100 einschlägige Websites, die oftmals mit Bezahl-Modellen arbeiten. Redtube, Youporn, Xtube, Men.com, My Dirty Hobby und Brazzers sind nur einige Beispiele, die "Dossier" hier nennt.

Die Geschäftsführer der Firma mussten jedenfalls Anfang Februar vor dem kanadischen Parlament aussagen und erklären, wem das Unternehmen eigentlich gehört. "Sein Name ist Bernard Bergemar, und er besitzt mehr als 50 Prozent. Er ist ein passiver Investor und ist nicht in das Tagesgeschäft eingebunden." Als Deutschsprechender soll in der Aufzeichnung hingegen ein anderer Name zu hören sein: Bernd Bergmair.

Ansfelden

Bis zum heutigen Tag war er auf Google ein Phantom. Seine nun gewitterte Spur führt von den USA über seinen aktuellen Wohnsitz in London bis ins oberösterreichische Ansfelden. Dort wollen einige auch über ihn sprechen, er sei ein reicher Geschäftsmann, Investmentbanker, studierte in Amerika. Im Hochsommer ziehe es ihn hingegen regelmäßig zurück in die alte Heimat, zum Weizendreschen.

Nach dem Gymnasium und der Landwirtschaftsschule folgten berufliche Stationen bei McKinsey und Goldman Sachs. Als die österreichische Porno-Plattform RedTube 2006 auf der Suche nach Geld war, soll Bergmair erstmals eingesprungen sein. Mittlerweile schätzt ihn die britische "Sunday Times" auf 1,4 Milliarden Euro Vermögen.

Laut "Dossier" vorliegenden Grundbuchunterlagen soll er zudem mindestens 103 Hektar Land besitzen. Doch seine Verstrickungen in die heimische Wirtschaft sollen noch weiter reichen. So soll er an der Tochterfirma eines Wiener Bauträgers beteiligt sein und früher im Vorstand mehrere Privatstiftungen gesessen haben, die "einer bekannten Unternehmerfamilie aus dem Lebensmitteleinzelhandel zuzurechnen sind."

Auf Anfragen der beiden Medien reagierte Bergmair nicht. Auch ist unklar, ob die Spur hier endet oder ob noch weitere Hintermänner im Verborgenen agieren. Die vollständige Recherche ist auf dossier.at nachzulesen.