Wirtschaft

Piloten krank im Dienst? Vorwürfe gegen Laudamotion

Aus Angst vor Jobverlust arbeite auch krankes Flugpersonal. Das gefährde die Sicherheit, sagen Verkehrspiloten und Gewerkschaft.

Heute Redaktion
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Bei Laudamotion ist vielen Mitarbeitern gar nicht zum Lachen zumute. Denn bei der Fluglinie sollte man besser nicht krank werden. Krankenstände werden genau beobachtet, wie der Verband Österreichischer Verkehrspiloten und die Gewerkschaft übereinstimmend berichten.

Sobald ein Mitarbeiter auffällt, erhält er demnach einen 12-Monats-Report mit der Auswertung der Krankenstandstage – plus der Information, wie sehr die eigene, schlechte Performance dem Unternehmen schadet. Für so einen Schrieb reichen 10 Tage Krankenstand in 12 Monaten.

Anwesenheits-Richtlinie

Um die Performance der Crews, die am Airport Wien stationiert sind, zu verbessern, hat Laudamotion eine neue "Anwesenheits-Richtlinie" herausgegeben. Sie besagt, dass man sich zwei Stunden, bevor der Dienst beginnt, krankmelden muss – falls man sich nicht gesund genug für einen Flugeinsatz fühlt. Außerdem muss dies ein Arzt bestätigen – nicht ganz einfach, an Sonntagen. Verfehlt man diese Frist, gilt das als Dienstverweigerung.

Sicherheit sollte vorgehen

Andererseits könnte man sagen, bei Lauda gibt es damit kein „krankfeiern". Die Führung ist eben strenger als der durchschnittliche österreichische Arbeitgeber. Doch Laudamotion ist kein normaler Arbeitgeber, sondern eine Airline, die Personal beschäftigt, das sicherheitsrelevante Aufgaben erfüllt.

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Die aggressive Anwesenheits-Politik führt dazu, dass Piloten und Flugbegleiter krank im Dienst erscheinen, wie vor kurzem passiert. Passagiere konnten beobachten, wie eine kranke Flugbegleiterin auf einem Flug in Ohnmacht fiel. Sie musste nach der Landung ins örtliche Krankenhaus gebracht werden. Später wurde bekannt, dass die Mitarbeiterin an einer Lungenentzündung litt.

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"Buchung überlegen", sagt Gewerkschaft

Für Daniel Liebhart, Fachbereichsleiter Luftfahrt der Gewerkschaft Vida, ist damit eine rote Linie erreicht. „Passagiere sollten sich überlegen, ob sie noch bei dieser Fluglinie buchen sollen", sagt Liebhart: "Was passiert, wenn das nächste Mal vielleicht ein kranker Pilot im Landeanflug das Bewusstsein verliert". Die Flugsicherheit leide, weil die Unternehmen immer billigere Flüge anbieten. Gewerkschaft und Betriebsrat würden die Vorgangsweise von Laudamotion scharf verurteilen.

Ein Sicherheitsrisiko, sagen Piloten

Auch die Austrian Cockpit Association (ACA) ist alarmiert und hofft, dass sich diese Zustände bald ändern. "Die Behörden sind – nicht zum ersten Mal – aufgerufen, diesen Praktiken ein Ende zu bereiten. Kranke Flugzeugbesatzungen sind ein Sicherheitsrisiko. Ganz besonders, wenn sie dazu noch Angst um den Job haben." meint Capt. Isabel Doppelreiter, Präsidentin der Vertretung der Verkehrspiloten. „Passagiere, die Billigtickets kaufen, sollten sich bewusst sein, dass der Preis, den man dafür zahlt, möglicherweise ein sehr hoher sein kann," warnt auch Doppelreiter.

Eine Stellungnahme von Laudamotion steht noch aus.