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Lawinen-Opfer: "Der Tod war näher als das Leben"

Heute Redaktion
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Karl Mattli wurde am Dienstag von einer Lawine begraben. 90 Minuten musste er ausharren. Wie durch ein Wunder überlebt er. Nun erzählt er von den Momenten um Leben und Tod.

Am Dienstagmittag räumte Karl Mattli mit seinem Kollegen den Schnee auf der Straße in der Göscheneralp weg. Plötzlich donnert eine Nassschneelawine den Hang hinab. Mattli wird unter der Schneemasse begraben.

Im Interview mit Tele 1 begibt sich der Schneeräumer an den Ort, wo er verschüttet wurde. "Ungefähr 2,5 Meter war ich unter der Lawine begraben. Dies 1,5 Stunden lang", sagt er gegenüber dem Fernsehsender.

Luftloch rettete ihm das Leben

Mattli zeigt vor der Kamera, wie er in der Lawine gelegen hat: In kauernder Position, auf einem Bein sitzend, das andere angewinkelt. Seine rechte Hand hat über seinem Kopf im Schnee gesteckt.

Überlebt habe er wegen einem Luftloch, das er sich selbst im Schnee verschaffen hat: "Den Kopf konnte ich frei bewegen. Ich hab mir Luft verschafft, indem ich im entscheidenden Moment mit den Händen vor dem Kopf einen Hohlraum geschaffen habe."

"Ist es das nun gewesen?"

"Die erste halbe Stunde war noch relativ gut, aber danach wurden die Kleider nass, es wurde kalt und die Gedanken sind langsam aber sicher heruntergefahren." Bei den eineinhalb Stunden, die Mattli unter dem Schnee lag, hätte er eigentlich keine Überlebenschancen mehr gehabt.

"Ist es das nun gewesen?", fragt sich Mattli während dieser Zeit. Und er dachte sich: "Ich konnte keinen Abschied von meiner Familie nehmen." Es sei stockdunkel gewesen, er konnte kaum mehr atmen. "Ich fühlte mich ziemlich hoffnungslos."

Kollege dachte schon an das Schlimmste

In der Zwischenzeit hat sein Kollege Christian Näf, der knapp der Lawine entkam, die Rega alarmiert. Diese kam mit mehreren Lawinenhunde-Teams und einem Helikopter zum Unfallort.

"Es ging alles sehr schnell", sagt Näf. Es sei ihm nicht wie eineinhalb Stunden vorgekommen. "Es war aber schon genügend lang, denn ich wusste, dass jede Sekunde zählt. Ich habe mich schon gefragt, was ich ohne Karl mache." Zum Glück sei alles doch noch gut gekommen. Trotzdem hat Näf bei den Erinnerungen mit den Tränen zu kämpfen.

"Der Tod war näher als das Leben"

Nach eineinhalb Stunden fand dann die Lawinenhündin Nora den verschütteten Karl Mattli. Erstaunlicherweise hat er sich nichts gebrochen. Stark unterkühlt wurde er ins Spital gebracht, konnte dieses aber sogar am selben Tag wieder verlassen. Einen Tag nach dem Vorfall arbeitet Mattli schon wieder.

Allerdings sei Schlafen momentan noch schwierig: "Der Tod war näher als das Leben. Aber dafür schätzt man dann das Leben umso mehr und genießt es mehr." (tst)