Wien

Corona-Management der Stadt Wien – Lob und Kritik

Der Wiener Stadtrechnungshof veröffentlichte am Montag einen Prüfbericht zum Covid-Management. Lob gab es für Teststraßen, Kritik am Contacttracing.

Yvonne Mresch
Der Wiener Stadtrechnungshof nahm das Corona-Management der Stadt Wien genauer unter die Lupe. Fazit: Man solle "Lehren ziehen".
Der Wiener Stadtrechnungshof nahm das Corona-Management der Stadt Wien genauer unter die Lupe. Fazit: Man solle "Lehren ziehen".
Ronald Zak / AP / picturedesk.com

Ganze 280 Seiten umfasst der Prüfbericht des Stadtrechnungshofes zum Covid-Management in Wien. Geprüft wurde unter anderem die Organisation des Krisenstabes, das Gesundheitstelefon 1450, die Teststrategie, das Contacttracing und die Einrichtung von Notunterkünften.

1450: Kritik an langen Wartezeiten

Positiv erwähnt wurde die Einführung eines Medizinischen Krisenstabes im Jänner 2020. Problematisch sei jedoch, dass an der Spitze des Stabes die stellvertretende Leiterin der MA15 (Gesundheitsdienst) tätig war. "Da die angeführten Dienststellen eine zentrale Rolle bei den Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie innehatte, war die Mehrfachbelastung dieser Bediensteten als kritisch zu beurteilen", heißt es.

Auch die Rolle des vom Fonds Soziales Wien organisierten Gesundheitstelefons 1450 wurde unter die Lupe genommen. Trotz der organisatorischen, personellen und infrastrukturellen Bemühungen sei es im Verlauf der Pandemie in Spitzenzeiten zu Überlastungen bei Anrufen gekommen, die zu entsprechend langen Wartezeiten führten, so die Kritik. Zudem wurde die Zuständigkeit wiederholt ausgedehnt, auch Testtermine konnten bald über die Nummer vereinbart werden. Dadurch wurden umfangreiche "organisatorische, infrastrukturelle, personelle sowie technische Maßnahmen" nötig.

Wiener Teststrategie schnitt positiv ab

Test- und Laborkapazitäten standen zu Pandemiebeginn in ganz Österreich nur in geringem Ausmaß zur Verfügung, heißt es weiter  im Bericht. Diesem Umstand begegnete der Medizinische Krisenstab des Landes Wien jedoch "sehr rasch mit zahlreichen Bemühungen und Maßnahmen". Für die Strategie inklusive Teststraßen, Hausbesuchen und Gurgeltests gab es Lob, empfohlen wurde jedoch eine nähere Betrachtung der Bereiche Beschaffung, Lagerhaltung, Kompetenzen, Zuständigkeiten, Koordinierung, Dokumentation und Kontrolle.

Beim Contact Tracing, das den Bezirskgesundheitsämtern der MA15 obliegt, sei man "nicht zuletzt auch aus Ressourcengründen" mit dieser Aufgabe "überfordert" gewesen. In weiterer Folge schuf die Stadt eine "ausreichende Zahl an entsprechend ausgestatteten Arbeitsplätzen", die jedoch bis Herbst 2020 und darüber hinaus nicht zur Gänze besetzt gewesen wären. Im Zusammenhang damit, sowie aufgrund von EDV-Mängeln, konnten die vom Bund vorgegebenen Bearbeitungszeiten für die Nachverfolgung von Kontaktpersonen nicht eingehalten werden.

Absonderungsbescheide erst Wochen später zugestellt

Zu den Erstellung von Absonderungsbescheiden seitens des Gesundheitsdienstes wird erwähnt, dass in einem ersten Schritt Quarantänemaßnahmen mündlich und im Anschluss per Mail mitgeteilt wurden. Dies entspreche nicht den Kriterien für Absonderungen. Problematisch zu beurteilen war laut Prüfer, dass Absonderungsbescheide an die Betroffenen zum Teil erst Wochen später zugestellt wurden.

Weiteres Thema waren provisorische Unterbringungen wie das "Großlazarett Messe Wien". "Die Entscheidung zur Einrichtung eines Großlazaretts in Wien sei als zweckmäßig anzusehen, heißt es im Bericht. "Wenn auch die tatsächlichen Fallzahlen von an COVID-19- Erkrankten deutlich unter den Erwartungen blieben." Auch andere Unterkünfte wurden eingerichtet, dabei gab es Kritik an der Vergabe des Betriebes an den Arbeitersamariterbund.  Ein Aussetzen einer Ausschreibung sei zwar möglich, heißt es, jedoch sei nirgends dokumentiert, warum man nicht auch andere Anbieter gefragt habe.

Rechnungshof: Lehren für künftige Pandemien ziehen

Der Rechnungshof empfiehlt nun, aus dieser Phase eine Lehre für künftige Pandemien zu ziehen und die Maßnahmen gemeinsam mit dem Bund zu evaluieren. So soll festgestellt werden, wie diese sich auf die Wiener auswirken. Dazu gäbe es weder Daten noch Analysen, so die Kritik. Auf Erfahrungen könne bei der Bewältigung der "globalen Gesundheitskrise" nicht zurückgegriffen werden, deshalb spreche man Empfehlungen im Sinne von "Lessons Learned" aus.

Hacker: "Pionierarbeit geleistet"

Die Coronakrise übertraf alle Erwartungen, auch in den Gesundheitsbehörden, heißt es dazu aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Die Stadt Wien habe die möglichen Gefahren jedoch rasch erkannt und einen Medizinischen Krisenstab eingerichtet, der "Pionierarbeit geleistet hat".

Zur Kritik an Problemen bei 1450 heißt es : "Keine Organisationsstruktur in diesem Land kann den Personalstand ebenso exponentiell steigern, damit es zu gar keiner Beeinträchtigung der Servicequalität kommt." Man habe weitere Standorte in Betrieb genommen sowie die Personalkapazitäten "stark ausgeweitet". Zahlreiche Schlüsse wurden bereits aus den Lehren der Pandemie gezogen, heißt es. Die Bescheiderstellung nach einem positiven PCR-Test und das Contacttracing etwa würden inzwischen digital erfolgen.

"Offensichtlich hat die Stadt Wien die Pandemie doch nicht so professionell gemeistert, wie stets nach außen hin behauptet wurde", kritisiert ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec in einer ersten Reaktion auf den Prüfbericht. FPÖ-Wien-Chef Dominik Nepp ortet gar ein "Totalversagen der MA 15 beim Covid-Management".

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