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Lehrerin liest voll verschleiert aus Koran vor

Heute Redaktion
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Am Donnerstag ist eine Berufsschullehrerin in der Schweiz im Nikab im Unterricht erschienen. Sie wollte so den Schülern "kulturelle Vielfalt" und den Islam näher bringen.

"Sie kam ohne Ankündigung voll verschleiert in die Klasse und begann, aus dem Koran vorzulesen", heißt es aus der Schülerschaft der Gewerblich-Industriellen Berufsschule Bern in der Schweiz.

Am Donnerstagmorgen überraschte eine Lehrerin im Fach Allgemeinbildung rund zwanzig Schüler einer Klasse mit Fachrichtung Architektur mit ihrem ungewöhnlichen Auftritt. "Sie meinte es ernst. Es ging darum, den Koran als gut darzustellen", so die Version aus Schülersicht. Die Lehrerin las deshalb daraus vor und ließ rund zwanzig Minuten lang "Gebetsmusik" laufen.

Das Klassenzimmer habe niemand verlassen. "Wir wollten uns das anhören." Doch nach dem Unterricht hätten sich viele über die Lektion und den Inhalt geärgert. "Sowas gehört sich meiner Meinung nach nicht und sollte nicht toleriert werden." Von anderer Seite heißt es: "Die meisten Schüler von uns hatten keine positive Meinung zu diesem Auftreten."

"Schulleitung unterstützt solch realitätsnahen Unterricht"

Daniel Hurter, stellvertretender Direktor der Schule, stellt die Situation etwas anders dar: Im allgemeinbildenden Unterricht sei es um die kulturelle Vielfalt gegangen. In diesem Kontext habe die Klasse das Buch "Drachenläufer" des afghanisch-amerikanischen Autors Khaled Hosseini gelesen. "Einzelne Aspekte wurden dann im Unterricht thematisiert, etwa die Geschichte Afghanistans oder der Taliban. Am Donnerstag ging es um das Thema Islam", sagt Hurter. Die Lehrerin – sie sei nicht Muslimin – sei unter dem Vorwand, eine Kopie zu besorgen, aus dem Klassenzimmer gegangen und habe sich ihren privaten Nikab angezogen, den sie einst in den Ferien in Ägypten gekauft habe.

Zurück im Klassenzimmer habe sie dann die erste Sure im Koran vorgelesen. "Die Schüler haben sie natürlich gleich erkannt und sich gefreut, dass sie so aktiv an das Thema herangeht", sagt Hurter. Die Reaktionen seien ausschließlich positiv gewesen, in der Klasse gebe es auch drei Musliminnen. "Die Schulleitung unterstützt einen solchen realitätsnahen und Eindruck hinterlassenden Unterricht." Man werde jedoch nochmals das Gespräch mit der Klasse suchen. (red)