Wien

Wiener Volksschüler haben oft nur an 3 Tagen Unterricht

Kinder einer 3. Klasse Volksschule in Hernals werden wegen Personalmangel nicht ausreichend betreut. Die Eltern wandten sich an die Bilungsdirektion.

Nicole Oirer
Regelunterricht hat es in der betroffenen Volksschule zu wenig gegeben.
Regelunterricht hat es in der betroffenen Volksschule zu wenig gegeben.
Getty Images

Aus der 3. Klasse einer Volksschule in Wien-Hernals kommt ein Hilferuf. Der Lehrermangel trifft die Klasse besonders hart. Die Kinder können nicht angemessen betreut werden, haben weniger Regelunterricht. Die verzweifelten Eltern haben sich nun an die Bildungsdirektion gewandt. 

Kinder werden aufgeteilt, sitzen am Boden

Die betroffene Klasse werde von zwei Pädagoginnen unterrichtet, die sich die Unterrichtswoche tageweise aufteilen. Eine Pädagogin unterrichtet von Montag bis Mittwoch, da sie nur eine halbe Lehrverpflichtung hat. Die andere Pädagogin, eigentlich noch Studentin im dritten Semester fehlte wegen Pflichtstunden auf der Uni oftmals an ihren Unterrichtstagen. Krankenstände kamen hinzu, wie die Eltern erklären. Sie betonen aber in einem Brief an die Bildungsdirektion (der "Heute" vorliegt), dass niemand dieser Pädagogin Vorwürfe mache. Das Problem liegt vielmehr in der "katastrophalen personellen Situation", aufgrund derer es keinen Ersatz gibt.

Die Kinder bekämen im größten Teil der Fälle keinen Supplierlehrer, sondern werden in andere Klassen verteilt. Eine betroffene Mutter erklärt gegenüber "Heute" wie das funktioniert: "Die Kinder werden in Dreiergruppen aufgeteilt und müssen dann jeweils in eine andere Klasse oder in den Gangbereich vor dieser Klasse gehen. Auf dem Boden sitzend müssen sie den ganzen Tag selbstständig Arbeitsaufträge erfüllen. Dabei sind sie auf sich alleine gestellt, weil die übrigen Lehrpersonen sich um ihre eigenen Klassen kümmern müssen."

Die Eltern schildern die Lage in der Volksschulklasse.
Die Eltern schildern die Lage in der Volksschulklasse.
Privat

Kinder haben Bauchweh, wollen nicht mehr zur Schule

Dabei handelt es sich laut den Eltern nicht um Einzelfälle, wie eine betroffene Mutter erzählt. An mittlerweile 20 Tagen fand diese Aufteilung statt, die Kinder haben hier keinen ordentlichen Unterricht erhalten. Inzwischen ist die Klasse mit dem Unterrichtsstoff weit hinten, das Klassenklima verschlechtert sich zunehmend. Viele der Kinder klagen inzwischen über Bauchweh und andere psychosomatische Schmerzen oder wollen gar nicht mehr zur Schule gehen, erzählt die Mutter. 

Abgesehen von den aktuellen Herausforderung hatte es die Klasse nicht immer leicht. Die heutigen Drittklässler wurden mitten in der Corona-Pandemie eingeschult. Ihr Bild auf den Schulalltag war lange geprägt von Lockdowns, Home-Schooling, Masken und Tests. Und jetzt, wo ein "normaler" Schulalltag möglich wäre, macht der Lehrermangel einen Strich durch die Rechnung.

Die Kinder leiden inzwischen an der Situation.
Die Kinder leiden inzwischen an der Situation.
Privat

"Es ist 5 nach 12"

Den Klassenlehrerinnen und der Direktorin der Volksschule ist die Situation bekannt. Allerdings setzt der Personalmangel der Schule ordentlich zu. Die Eltern sahen nun keinen anderen Ausweg mehr, als sich an die Bildungsdirektion zu wenden, damit sich etwas ändert.

Aus der Bildungsdirektion heißt es gegenüber "Heute": Wir setzen alles daran, dass die Klasse möglichst rasch stabilere und bessere Lernbedingungen haben wird. Die Direktorin der VS Knollgasse versicherte uns, dass die Klasse nicht mehr aufgeteilt wird. (...) Die Bildungsdirektion ist mit der Schulleitung und der zuständigen Schulaufsicht in Kontakt und Abstimmung. Die Direktorin bekommt geeignete Kandidat:innen zur Unterstützung an ihrem Standort."

Auch die Grünen Wien äußern sich zu diesem Fall. Die beiden Bildungssprecher Julia Malle und Felix Stadler stellen klar: "Wenn Achtjährige unbeaufsichtigt am Gang sitzen, de facto eine 3-Tage-Woche haben und fachlich wie sozial immer weiter zurückfallen, ist es 5 nach 12."

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