Wien

Beim Thema Lehrermangel fliegen in Wien die Fetzen

Wer hat Schuld am Lehrermangel in Wien? Die Neos sehen den Bund in der Pflicht, die Wiener Opposition übt harsche Kritik an der Stadtregierung.

Heute Redaktion
Dass die Wiener Schulen mit Personalnotständen zu kämpfen haben, steht fest. Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr spricht von "Herausforderungen". Ob weiterhin zwölf Klassen ohne fixe Lehrer dastehen, beantwortet er nicht klar. 
Dass die Wiener Schulen mit Personalnotständen zu kämpfen haben, steht fest. Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr spricht von "Herausforderungen". Ob weiterhin zwölf Klassen ohne fixe Lehrer dastehen, beantwortet er nicht klar. 
viennaslide / picturedesk.com

"Das Bildungsniveau in Wien ist im Sinkflut", wettert der Wiener FPÖ-Klubobmann Maximilian Krauss. Hintergrund ist die Personalsituation an Wiens Schulen. Über ein Monat nach Schulstart waren zwölf Volksschulklassen noch ohne fixe Lehrer – über die aktuelle Situation gab sich Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) im Gemeinderat vage, wir berichteten. Am Mittwoch stand das Thema im Wiener Landtag abermals zur Debatte.

FPÖ fordert Unterstützung von Bund und Land

Von der Opposition hagelte es Kritik: "Anstatt Probleme ernsthaft anzugehen, erfindet der zuständige Bildungslandesrat Wiederkehr einfach neue Schlagworte, um Reformwillen vorzutäuschen", so Krauss. Der Freiheitliche fordert, dass sowohl Bund wie auch Land endlich ihre Verantwortung übernehmen, um Verbesserungen im Bildungsbereich zu schaffen. "Es ist höchst an der Zeit, dass den Lehrern in Wien Unterstützung von Seiten der Politik zukommt. Dafür braucht es einerseits ein besseres Besoldungssystem, gleichzeitig muss aber auch endlich auf die Probleme in den Schulen reagiert werden."

ÖVP-Kritik: "Bildungsversagen wird immer deutlicher"

In der ÖVP habe man bereits Anfang des Jahres darauf hingewiesen, dass in nur einem Monat gleich 30 Pflichtschullehrer in Wien gekündigt hatten, so Bildungssprecher Harald Zierfuß. "Auch vor dem Sommer habe es schon Spitzenwochen gegeben, wo 25 bis 30 Lehrer weg waren – obwohl der Bund alle Länder pro Kopf gleich finanziere. Das Bildungsversagen der Wiener Stadtregierung werde immer deutlicher. Die Wiener Stadtregierung schiebe die Verantwortung wie gewohnt an den Bund ab, so Zierfuß. In der Fragestunde am Mittwoch habe der Bildungsstadtrat dieses Muster wieder an den Tag gelegt und keine substantiellen Antworten geliefert.

Neos sehen Bund in der Pflicht

Die Neos selbst sehen beim Thema Lehrermangel wiederum den Bund in der Pflicht. "Der Versuch von ÖVP und Grünen, hier allein Wien den schwarzen Peter umzuhängen, ist ein unwürdiges Politik-Schauspiel", stellt Klubobfrau Bettina Emmerling klar. "Der Lehrermangel ist für alle Bundesländer Österreichs eine Herausforderung – und da ist vor allem der Bund gefragt!" Die Wiener Bildungsdirektion habe im Sommer über 1.000 Aufnahmen im Bereich der Landeslehrer und 700 Anstellungen im Bundesbereich durchgeführt. Um den Bewerbungsprozess zu verbessern, habe man Maßnahmen getroffen: Künftig soll es mehr Bewerbungsfenster für Lehrer geben, um das ganze Jahr über Aufnahmen durchführen zu können. Zudem stockt Wien die Personalabteilung in der Bildungsdirektion auf.

SPÖ: "Lehrermangel ist kein Wien-spezifisches Problem"

Die Stadt Wien habe ihre Hausaufgaben gemacht, betont auch SPÖ-Gemeinderat Marcus Gremel. Das gleiche erwarte man nun von der Bundesebene. "Leider verhallen unsere Forderungen nach einer Attraktivierung und Erweiterung der Ausbildung ungehört. Der Lehrermangel ist kein Wien-spezifisches Problem. Er betrifft ganz Österreich und ist schon seit längerer Zeit absehbar." Forderungen der Bundesländer betreffen etwa den Ausbau von berufsbegleitenden Lehramtsstudien für Quereinsteiger, Maßnahmen zur Attraktivierung von Vollzeitbeschäftigung bei Lehrern oder der Stärkung der Bildungsdirektionen mit moderner Software und Koordinierungsstellen für den Anstellungsprozess.

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