Wirtschaft

Lehrstellen fehlen: Mahrer will Lehrlings-Offensive

WKO-Präsident Harald Mahrer fordert im Interview mit "Heute" eine Verbesserung der Lehrlings-Situation in Österreich.

Heute Redaktion
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Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKO).
Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKO).
Ehm

"Heute": Wie sehr sind Lehrlinge von der Corona-Krise betroffen?

Mahrer: Unsere Betriebe melden, dass sie Schwierigkeiten haben, Lehrlinge zu finden. Derzeit gibt es einen Lehrstellenüberhang. Insgesamt suchen 13.100 junge Menschen eine Stelle, angeboten sind bis Oktober 14.400 Lehrstellen. Damit sind 1.300 Stellen österreichweit offen.

Nur Wien ist anders, und zwar dramatisch. In Wien suchen 4.860 junge Menschen eine Lehrstelle, es werden aber nur 1.150 Ausbildungsplätze angeboten. Das heißt 3.700 Lehrstellen werden gesucht.

Warum ist das so?

Das ist untypisch für Wien. Die Bundeshauptstadt bildet in Summe ca. 17.000 Lehrlinge pro Jahr aus. Aber in Wien ist das eine Strukturfrage: Wir haben besonders viele Dienstleister, EPU's und KMU's, die von der Corona-Krise besonders betroffen sind. Trotzdem ist es nicht gut, dass die Lücke jetzt so weit aufgeht. Wir glauben, dass die Stadt Wien eine echte Lehrlingsoffensive brauchen wird. Da wird man im Herbst etwas tun müssen, sonst lassen wir einige Tausend junge Leute zurück. Das geht unserer Meinung nach auf gar keinen Fall.

Wie soll diese Offensive aussehen?

Da wird man sich zusätzlich zu den Anreizen wie Lehrlingsbonus, die vom Bund kommen, etwas einfallen lassen müssen. Übrigens wird der Lehrlingsbonus in Wien vergleichsweise wenig beantragt: Stand letzter Woche haben wir in Wien 358 Anträge, österreichweit waren 4.720. Wien muss einen Aufruf starten, dass die Unternehmen den Lehrlingsbonus in Anspruch nehmen.

Ich glaube auch, dass man die Kommunikation verbessern muss – auch von Seiten der Politik. Gesucht werden Stellen im Maschinenbau, in der Elektrotechnik, in Installationsbetrieben, bei Dachdeckern, in Bäckereien, in der Gastronomie und im Einzelhandel. Laut einer aktuellen Marketumfrage der WKO sagen derzeit 47 Prozent der Betriebe, dass sie sich derzeit sehr schwer tun, geeignete Bewerber zu finden. Drei Viertel sagen auch, sie würden gerne mehr Lehrlinge ausbilden, wenn sie sie bekämen.

Hat das etwas mit mangelnder Mobilität der Lehrlinge zu tun?

Das gilt für ganz Österreich. Allerdings werden Lehrlingsheime massiv modernisiert und verbessert. Da wird viel getan, es gibt aber noch Luft nach oben.

Aber in Wien darf die Mobilität kein Thema sein. Wer zum Beispiel im 23. Bezirk wohnt, kann auch im 21. Bezirk eine Ausbildung absolvieren, das ist zumutbar. Auch im Umfeld von Wien gibt es ein gutes Infrastruktur-Angebot.

Wieviel sollte denn die von Ihnen geforderte Lehrlingsoffensive kosten?

Ich hoffe, dass die Stadt Wien Geld in die Hand nimmt. Der Lehrlingsbonus des Bundes beträgt grundsätzlich 2.000 Euro, für Kleinstbetriebe sogar 3.000 Euro. Die Stadt Wien könnte ihn um weitere 1.000 Euro aufstocken. Die Kosten dafür würden bei 3.000 Lehrstellen bei 3 Mio. Euro liegen, wir reden also nicht von Unsummen. Man sollte in Wien um jede Lehrstelle kämpfen, das ist unsere Verantwortung.

Die Vier-Tages-Woche wird derzeit auch in Deutschland diskutiert. Bleibt die WKO bei ihrer Ablehnung?

Natürlich. Ich teile übrigens unsere Ablehnung mit allen führenden deutschen Wirtschaftsexperten. Die Vier-Tage-Woche wäre ein Milliardengrab und ein Pfuschturbo. Geringere Einkünfte bedeuten auch ein Problem bei der Altersabsicherung.

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