Wirtschaft

Leitzins gesenkt, weil wir mehr kaufen sollen

Heute Redaktion
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Bild: Reuters

Das Geld im Euroraum ist so billig wie nie - zumindest für Banken: Erstmals seit Einführung des Euro 1999 fällt der Leitzins unter 1,0 Prozent. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) beschloss am Donnerstag einstimmig eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte auf 0,75 Prozent.

Niedrige Zinsen verbilligen Kredite. Das erhöht tendenziell die Investitionsneigung von Unternehmen und die Konsumfreude der Verbraucher - und kann so die Konjunktur ankurbeln. Zugleich befeuern niedrige Zinsen aber die Inflation.
Aktuell sind diese Regeln aber außer Kraft gesetzt. Es wird trotz massiver Geldschwemme von den Banken nur vorsichtig Geld verliehen und die Teuerung geht immer weiter zurück. Draghi sagte, die Inflation könnte noch im Jahr 2012 unter zwei Prozent fallen.
Krisenfeuerwehr

Viele Beobachter sehen die Notenbank als Krisenfeuerwehr, da sie anders als die Politik schnell auf Bedrohungen reagieren kann. Neben der Zinssenkung könnte die EZB zu weiteren Mitteln greifen, um maroden Banken und - indirekt - strauchelnden Staaten zu helfen. Sie könnte Banken erneut langfristig billiges Geld leihen oder wieder Anleihen klammer Staaten kaufen.
Die EZB hatte mit zwei Geldspritzen, sogenannten Langfristtendern, um die Jahreswende mehr als eine Billion Euro in das Finanzsystem gepumpt und damit eine Kreditklemme abzuwenden versucht.
Letzteres wiederum hatte EZB-Ratsmitglied Klaas Knot vor kurzem ausgeschlossen: "Das Anleihekaufprogramm schläft tief und fest, und das wird auch so bleiben." Aktuell hat die EZB Staatsanleihen im Wert von mehr als 210 Milliarden Euro in der Bilanz. Das seit Mai 2010 laufende Programm war von Anfang an umstritten, weil damit im Grund durch die Hintertür Staatsausgaben mit der Notenpresse finanziert werden. Seit Monaten hält sich die EZB mit neuen Käufen zurück.