Österreich

Lebenslange Haftstrafe für Praterstern-Messerstecher

Heute Redaktion
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Jener 23-jährige Afghane, der im März in Wien-Leopoldstadt auf eine Familie eingestochen hatte, wurde am Donnerstag schuldig gesprochen. Er muss lebenslang in Haft.

"Man könnte meinen, er war in einem Blutrausch", diese drastischen Worte wählte Staatsanwältin Carina Steindl am Donnerstag in Wien für ihr Plädoyer. Jafar S. – der im März auf der Praterstraße blutig ausgerastet war – zeigte dennoch keine Reaktion und sah einfach gelangweilt zu Boden.

Dabei hatte es die Anklageschrift (fünffacher Mordversuch) in sich: Wie berichtet, stach der Afghane wie von Sinnen auf eine glückliche Familie und seinen Drogendealer ein. Wahn? Laut Gutachter Hofmann verfügte Jafar S. am Tat-Tag "über einen völlig geordneten Gedankengang" und leidet an keiner schwerwiegenden psychischen Krankheit.

In U-Haft randaliert

Tote gab es nur dank der prefekten Rettungskette keine. "Er hat wild wie ein Tier herumgeschrieen", sagte Steindl. Bei seinem Prozess zeigte sich der Bluttäter am Donnerstag äußerlich zwar lammfromm, innerlich brodelte es ihn ihm aber gewaltig, wie der diabolische Blick zeigte.

Auch die Justizwache war übervorsichtig, legte ihm für fünf Schritte ins Nebenzimmer Handfesseln an. Nicht ohne Grund: Jafar S. hat in der U-Haft wiederholt randaliert und einem Beamten sogar den Arm gebrochen. Der 23-Jährige musste zwischenzeitlich den Saal verlassen. Die Opfer sollten ihrem Peiniger bei ihren Aussagen nicht in die Augen schauen müssen.

"Ich dachte, dass die Familie mich auslacht"

Jafar S. zu den Vorwürfen: "Ich habe nur gelesen, dass ich schuldig bin. Ich habe eine Menge Drogen konsumiert und habe nichts mitbekommen." Ob er das getan habe, hakte Richterin Steindl nach? "Ja." Warum? "Weiß ich eigentlich gar nicht. Ich dachte, dass die Familie mich auslacht – sonst kann ich mich an nichts erinnern."

Ob er die Tat bereue? "Ja, zu 100 Prozent tut mir das leid", kommt es – wie auswendig gelernt. Den Geschworenen allerdings konnte Jafar S. zu 100 Prozent nichts vorspielen. Sie hielten ihn einstimmig (8 zu 0) für schuldig. Das Urteil: lebenslange Haft, nicht rechtskräftig.

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