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LG Velvet ist ein Flaggschiff zum Mittelklasse-Preis

Das neue LG Velvet überrascht. Obwohl der Preis in der Mittelklasse angesiedelt ist, bietet es neben dem Flaggschiff-Design auch Highend-Leistung.

Rene Findenig
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    Das LG Velvet weist trotz vergleichsweise niedrigem Preis ein Design und technische Daten auf, die eher auf ein Highend-Flaggschiff hindeuten würden.
    Das LG Velvet weist trotz vergleichsweise niedrigem Preis ein Design und technische Daten auf, die eher auf ein Highend-Flaggschiff hindeuten würden.
    Heute

    Das LG Velvet kostet hierzulande in der 5G-Variante 649 Euro, was eigentlich einem Smartphone der gehobenen Mittelklasse entspricht. Doch nicht nur 5G ist für diesen Preis bisher außergewöhnlich. Das LG Velvet weist auch ein Design und technische Daten auf, die eher auf ein Highend-Flaggschiff hindeuten würden. "Heute" hat sich das neue Smartphone aus dem Hause LG genauer angesehen, um diesem vermeintlichen, aber positiven Widerspruch auf den Zahn zu fühlen.

    Schon am Papier sehen die Werte des LG Velvet extrem gut aus, in der Praxis sind sie das auch. Das Smartphone zeigt eine Glasvorder- und -rückseite in einem schmalen Aluminiumrahmen. Das wirkt sehr edel, weil die Gläser zu den Seiten hin gebogen und das Gerät mit 7,9 Millimetern relativ dünn ist, liegt es allerdings nicht ganz so sicher in der Hand. Die schmalen Seiten rutschen etwas, und auch die extrem glatte Rückseite – LG spielt hier mit dem englischen "Velvet" auf "Samt" an – bietet wenig Halt.

    Großes Gerät und guter Bilschirm

    Während die Rückseite in Innenräumen schön dezent wie bei unserem Modell in "Aurora Grau" aussieht, zeigen sich in der Sonne schöne Schimmer-Effekte. Allerdings zieht das Smartphone aber auch Fingerabdrücke an, ein Reinigungstuch ist unerlässlich. Mit 6,8 Zoll ist der Bildschirm recht groß geraten – die Abmessungen von 167,2 x 74,1 Millimeter sorgen aber nicht nur dafür, dass es trotzdem recht schmal wirkt, sondern auch, dass es mit nur einer Hand gehalten und bedient werden kann.

    Dezent, aber schick: Das Design des LG Velvet gefällt.
    Dezent, aber schick: Das Design des LG Velvet gefällt.
    Heute

    Der OLED-Bildschirm selbst leistet gute, aber nicht grandiose Arbeit. Er löst mit 1.080 x 2.460 Pixel auf, reagiert blitzschnell, lässt sich ebenso schnell per ins Display integrierten Fingerabdrucksensor entsperren. Farben und Schärfe sind toll, bei der Helligkeit wäre ein Ticken mehr drinnen gewesen. Einen guten Schutz scheint das auf Vorder- und Rückseite verwendete Gorilla Glass 5 zu bieten, das Kratzer im Test fernhielt. Am oberen und unteren Bildschirmrand zeigen sich schmale schwarze Ränder, links und rechts verschwinden diese fast.

    Tolle Verarbeitung wie aus einem "Guss"

    Generell wirkt das Leichtgewicht mit nur 180 Gramm beinahe wie aus einem "Guss": Der Metallrahmen ist im Übergang zum Gorilla Glass 5 kaum spürbar, die Verarbeitung hervorragend. Damit ist das LG Velvet auch gegen Wasser und Staub geschützt (IP68). Bei der Front-Kamera setzt LG beim Velvet auf einen Tropfen-Notch am oberen Bildschirmrand – Geschmackssache. Ebenso die ungewöhnliche Tasten-Platzierung. An der rechten Seite findet sich der Power-Button, an der linken Seite des Smartphones die Lautstärkewippe. Der SIM-Kartenschacht ist auf der Oberseite des Smartphones verbaut.

    Gut gelöst wurde beim LG Velvet der Einsatz des Kamera-Moduls. Drei der vier Modul-Einheiten (Superweitwinkel, Tiefensensor, Blitz) schließen eben mit der Gehäuserückseite ab, nur die Hauptkamera steht leicht aus dem Gehäuse hervor. Dies geschieht aber so dezent, dass man das Smartphone trotzdem mit dem Rücken auf den Tisch legen kann, ohne Beschädigungen am Kamera-Modul zu befürchten. Auch verrutscht das Gerät im abgelegten Zustand nicht, es wackelt nur etwas. Generell darf gesagt werden: Das LG Velvet weiß mit dem dezenten, aber modernen Design und der guten Verarbeitung zu gefallen.

    Stattliche Ausstattung im Inneren

    Wie sieht es im Inneren aus? Gut! Der Octa-Core-Chip Qualcomm Snapdragon 765G sorgt nicht nur für 5G-Unterstützung, sondern auch für absolut flüssiges Arbeiten, egal ob beim Öffnen von Apps, Multitasking oder dem Zocken. Ihm zur Seite stehen 6 Gigabyte Arbeitsspeicher, was keinem Rekordwert entspricht, aber vollkommen ausreichend für die flüssige Bedienung und schnelle Abreitsabläufe ist. Sehr stark ist dafür der Akku mit 4.300 Milliamperestunden, der das Gerät auf eineinhalb bis zwei Betriebstage bringt, wenn es durchschnittlich genutzt wird. Auch Power-User dürften damit über einen Tag kommen.

    Das Kameramodul des LG Velvet. Nur die Hauptlinse ragt etwas hervor.
    Das Kameramodul des LG Velvet. Nur die Hauptlinse ragt etwas hervor.
    Heute

    Klingt alles nach Highend, ist es auch. Doch wie kommt dann der Mittelklasse-Preis zustande? Die Details zeigen, dass nur an Punkten gespart wurde, die dem Durchschnittsnutzer nicht unbedingt weh tun werden. Da wäre mal der Single-SIM-Slot, aber auch der interne Speicher von "nur" 128 Gigabyte. Bei letzterem kann man aber per microSD-Karte nachlegen, und das gleich um zwei Terabyte – mehr, als so gut wie alle anderen Smartphone-Hersteller zulassen. Kleine Abzüge gibt es auch beim Laden: Zwar ist Schnellladen (USB-PD 3.0) theoretisch weit schneller möglich, LG legt aber nur ein 16-Watt-Netzteil bei, was die Ladezeit auf fast zwei Stunden erhöht. Kabelloses Laden ist mit neun Watt möglich.

    Nette Funktionen verbaut

    Android 10, Bluetooth 5.1, NFC und USB-C-Anschluss sind dafür wieder Highend, beim Sound bleibt man zwiegespalten zurück. Die "LG 3D Sound Engine" soll Sprecher deutlicher hörbar machen sowie Audio und Video realistischer klingen lassen. Auch zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten bietet das Smartphone in den Einstellungen. Zwar bietet das LG Velvet tatsächlich einen guten Sound, verzerrt allerdings bei höheren Lautstärken und lässt nicht viele Unterschiede bei aktiviertem und deaktiviertem "3D Sound" erkennen.

    Weiter setzt LG im Velvet auf eine Klinkenbuchse für Kopfhörer, das wird einige Nutzer freuen. Ebenso nett: Sieht man Videos in Fremdsprachen an, kann man auf Wunsch Live-Untertitel (vorerst auf Englisch) einblenden lassen, die von der KI direkt am Smartphone ohne Netzwerkverbindung erstellt werden. Bleibt noch die Kamera: Hier verbaut LG einen 48 MP Standardsensor (der Bilder per "Pixel Binning" auf 12 MP rechnet), ein 8 MP Superweitwinkel mit 120 Grad und einen 5 MP Tiefensensor sowie einen LED-Blitz. Optische Bildstabilisierung gibt es keine. Auf der Vorderseite knipsen 16 MP. 

    Super Preis-Leistungs-Verhältnis

    Die Bilder aus dem LG Velvet können sich durchaus sehen lassen. Bei guten Lichtverhältnissen entstehen gestochen scharfe Fotos mit starken, aber nicht überdramatisierten Farben. Drastisch nimmt die Bildqualität allerdings mit Nutzung des 10-fach-Zooms und bei Nachtaufnahmen ab. In der Standard-Einstellung wird da die Helligkeit etwas der Schärfe und dem Detailreichtum der Fotos geopfert, im Nachtmodus der Kamera ist es umgekehrt.

    LG Velvet im Test: Ein Foto mit den Standard-Einstellungen der Kamera...
    LG Velvet im Test: Ein Foto mit den Standard-Einstellungen der Kamera...
    Heute
    ...und im Vergleich ein Foto mit der maximalen, 10-fachen Zoomstufe.
    ...und im Vergleich ein Foto mit der maximalen, 10-fachen Zoomstufe.
    Heute

    Im Highend-Bereich gibt es bei der Smartphone-Kamera zwar einiges Besseres, in der Handy-Mittelklasse allerdings kaum. Insgesamt siedeln wir das LG Velvet nach dem "Heute"-Test trotz einiger Abstriche eindeutig im Highend-Bereich an. Deswegen lautet das Fazit: Mit mehr Power als in diesem Preisbereich üblich ist, ist das LG Velvet einer der wenigen Preis-Leistungs-Sieger des Jahres 2020.