Gesundheit

So verlässlich sind Corona-Schnelltests bei Omikron

Seit Sommerbeginn haben Antigentests wieder an Bedeutung gewonnen und sollen auch durch das Schuljahr führen – obwohl sie eine große Schwäche haben.

Christine Scharfetter
Nur ein Drittel aller Coronavirus-Infektionen werden von Antigentests erkannt.
Nur ein Drittel aller Coronavirus-Infektionen werden von Antigentests erkannt.
Petr Svancara / CTK / picturedesk.com

Impfen, Abstandhalten, Lüften, Maskentragen und Testen – das sind nach wie vor die wichtigsten Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus und einer neuen zu erwartenden Welle. Dennoch starten wir ganz ohne Strategie – vor allem in den Schulen – in den Herbst. Wer will, kann sein Kind freiwillig dreimal die Woche zum Antigentest schicken, doch genau darin liegt das Problem.

Sie sind unzuverlässig, wie jetzt eine großangelegte klinische Studie mit mehr als 35.000 Paralleltestungen am Universitätsklinikum Würzburg zeigt. Vor allem bei der Erkennung von Omikron-Infektionen weisen die Antigen-Schnelltests eine Schwäche auf.

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    Einmal pro Woche sollen Schüler künftig einen Antigen-Selbsttest machen. Volks- und Sonderschüler zu Hause,...
    Einmal pro Woche sollen Schüler künftig einen Antigen-Selbsttest machen. Volks- und Sonderschüler zu Hause,...
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    Nur ein Drittel der Infektionen erkannt

    Die im "Journal Clinical Microbiology and Infection" veröffentlichte Arbeit ist die bisher weltweit größte Studie zu Antigenschnelltests. Dabei hat das Team um Isabell Wagenhäuser und Dr. Manuel Krone die Sensitivität der Tests bei verschiedenen SARS-CoV-2-Varianten miteinander verglichen. Insgesamt wurden zwischen November 2020 und Januar 2022 bei 26.940 Personen 35.479 Parallel-Proben, im Schnell- als auch PCR-Verfahren, entnommen.

    Das Ergebnis: Von 426 positiven PCR-Proben waren im Schnelltest nur 164 positiv. Das entspricht einer Sensitivität von lediglich 38,50 Prozent. Während es beim Wildtyp noch 42,86 Prozent waren, schlugen bei der derzeit vorherrschenden Omikron-Variante sogar nur 33,67 Prozent an – das ist gerade einmal ein Drittel.

    Doch damit noch nicht genug, Omikron weist in Bezug auf die Schnelltests noch eine weitere Schwäche auf. Bisher galt: Je höher die Viruslast, desto eher schläft der Antigentest an. Bei der derzeit vorherrschenden Variante scheint dies anders zu sein: "Gerade bei einer hohen Viruslast wurden Omikron-Infektionen durch Antigen-Schnelltests schlechter erkannt", berichtet Studienleiterin Isabell Wagenhäuser. Manuel Krone fügt hinzu: "Die Viruslast, bei der Schnelltests mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent anschlagen, war bei Omikron-Infizierten 48-fach erhöht gegenüber dem Wildtyp-Virus. Diese zuvor in Laborstudien beobachtete Verringerung der Sensitivität konnten wir erstmals im klinischen Alltag nachweisen."

    Diagnosemittel für Superspreader

    Dennoch sehen die Studienautoren in Antigen-Schnelltests weiterhin ein unersetzliches Diagnoseinstrument für ein schnelles, großflächiges SARS-CoV-2-Screening. Manuel Krone: "Schnelltests sind kein adäquater Ersatz für PCR-Untersuchungen bei symptomatischen Personen. Doch sie können potentielle Superspreader herausfiltern und somit dazu beitragen, die nächste Infektionswelle einzudämmen", so Krone.