Gesundheit

Infizierte in der Schule – Top-Experte spricht Klartext

Tests und Masken hätten laut dem Komplexitätsforscher in den Schulen nur einen geringen Effekt, bei einer Infektion sollte man aber zu Hause bleiben.

Christine Scharfetter
Komplexitätsforscher Peter Klimek sieht keine Einwände dagegen, das neue Schuljahr ohne Masken und Tests zu starten.
Komplexitätsforscher Peter Klimek sieht keine Einwände dagegen, das neue Schuljahr ohne Masken und Tests zu starten.
Heute-Montage; Picturedesk.com; iStock

Das kommende Schuljahr startet - anders als vergangenen Herbst - ohne Test- oder Maskenpflicht geben. Für Komplexitätsforscher Peter Klimek ist das auch vertretbar. Strengere Sicherheitsmaßnahmen in den Schulen hätten nur einen überschaubaren Effekt, nachdem es in der breiten Gesellschaft fast nirgends mehr Maskenpflicht gibt und kaum noch getestet wird. "Man kann das einfach nicht trennen von dem, was sich in der Gesamtbevölkerung an Infektionsniveau abspielt", so der Experte, der am Complexity Science Hub (CSH) Vienna und der Medizin-Uni Wien forscht.

Angesichts dessen erwartet Klimek auch mehr Cluster an den Schulen als im vergangenen Schuljahr. Um diese zu reduzieren, müsste man allerdings angesichts der hohen Übertragbarkeit der Omikron-Varianten einen unverhältnismäßig hohen Aufwand betreiben, erklärte er gegenüber der APA. "Seit Omikron ist Screening mit Testen nur noch mit sehr großem Aufwand sinnvoll, von daher würde das vielleicht sogar eine falsche Sicherheit vorgaukeln." Dazu komme, dass Kinder in der Regel die am wenigsten vulnerable Gruppe sind.

Impfung statt Schulmaßnahmen

Man müsse die Debatte darüber, welche Maßnahmen an den Schulen sinnvoll sind, außerdem mittlerweile anders führen als vor einem Jahr: Schulen seien früher unter anderem deshalb anders behandelt worden als andere Bereiche der Gesellschaft, weil über diesen Weg oft Infektionen in die Haushalte und damit zu Personen mit einem höheren Risiko für schwere Verläufe gelangt sind. Mittlerweile könne man dieses Risiko aber auf eine andere Art mindern (Impfungen, Therapien). "Wenn man sich in der jetzigen Phase der Pandemie vor allem auf den Schutz der Vulnerablen konzentriert, ist es nur konsistent, dass man in der Schule Normalbetrieb hat."

Wer infiziert ist, soll zu Hause bleiben

Allerdings sehen die Vorgaben des Bildungsministeriums auch vor, dass symptomlose infizierte Schüler und Lehrer mit FFP2-Maske am Unterricht teilnehmen dürfen. Dazu hat Klimek eine ganz klare Meinung: Sinnvoll sei es aber freilich, bei einer Infektion zu Hause zu bleiben, "wie man es bei jeder anderen Infektionskrankheit auch tun würde", betont Klimek. "Das gilt in der Schule wie überall anders auch."

Lüften gegen Infektionskrankheiten

Bei einer veränderten epidemiologischen Lage wäre aus Klimeks Sicht Maskentragen die erste Möglichkeit nachzuschärfen. "Es ist natürlich weiterhin sinnvoll, Infektionskrankheiten zu kontrollieren in der Schule", betont Klimek. Er plädiert dafür, Covid-19 zum Anlass zu nehmen, die Schulen generell besser gegen Infektionskrankheiten zu rüsten. Ein wichtiger Hebel sei dabei das Lüften, wobei man in den meisten Fällen mit relativen Low-Tech-Lösungen auskommen könnte.