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"Der LKW-Angreifer fuhr Volldampf in uns rein"

Heute Redaktion
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Klaus Diefenbach saß in einem der Autos, die ein Syrer (32) mit einem gekaperten LKW in Limburg (Deutschland) rammte. Er berichtet von chaotischen Szenen.

Mit seinem Firmenwagen war Klaus Diefenbach am Montagabend kurz nach 17 Uhr in der Innenstadt von Limburg (Hessen) unterwegs. "Als ich an einer Ampel stand, hörte ich ein lautes Krachen. Im Rückspiegel sah ich links und rechts die Autos wegfliegen, wie sie drehten. Es war ein richtiges Chaos. Dann hat es mich auch erwischt. Der LKW-Angreifer ist mit Volldampf in uns reingebrettert", sagt der Unternehmer zu unserem Partnerportal "20 Minuten". Auf einmal sei der LKW neben ihm gestanden, den ein Syrer wenige Sekunden zuvor gekapert hatte.

"Die Opfer waren teilweise eingeklemmt. Als ich realisierte, dass bei mir so weit alles in Ordnung war, bin ich aus der Beifahrertür ausgestiegen. Es waren schon jede Menge Leute da, die Erste Hilfe leisteten. Hinter mir war eine Frau eingeklemmt. Helfer holten sie über die Heckklappe aus dem Auto. Das Fahrzeug neben dem LKW war komplett zerstört. Auch diesen Fahrer haben sie herausgeholt." Bald seien die Rettungskräfte vor Ort gewesen. "Man steht hilflos da, weil man dem LKW nicht ausweichen kann. Es war schockierend mit all den Verletzten."

"Es sah nicht nach einem Auffahrunfall aus"

Zur Frage, ob ihn die Bilder an den LKW-Terror am Berliner Weihnachtsmarkt oder in Nizza erinnert haben, sagt Diefenbach: "Wenn man sieht, dass ein LKW scheinbar ungebremst angerast kommt, gehen einem schon einige Dinge durch den Kopf. Es hätte aber genauso gut ein medizinisches Problem sein können."

Alle Augenzeugen wurden dann auf die Polizeiwache in Limburg gebracht und befragt. "In dem Raum waren auch Personen, die direkten Blickkontakt zum Fahrer hatten", so der Augenzeuge. Diese hätten sich dahingehend geäußerst, dass der LKW gekapert worden und dass der LKW-Angreifer absichtlich in die Fahrzeuge gefahren sei. "Das deckt sich mit meinem Eindruck. Es sah nicht nach einem einfachen Auffahrunfall aus, sondern gewollt."

Behörden schließen Terror-Akt nicht aus

Den mutmaßlichen Täter habe er selbst nicht gesehen. "Er muss kurz danach aus dem LKW gesprungen sein. In dieser Zeit war ich noch eingeklemmt im Auto." Diefenbach selbst kam glimpflich davon. Außer Schulter- und Nackenschmerzen blieb er unverletzt. Beim Auto rechnet er mit einem Totalschaden. "Ich hoffe, dass wir bald genau wissen, was das Motiv des Fahrers war."

Die Behörden ermitteln derzeit in alle Richtungen. Gegen den 32-jährigen Syrer, der den LKW gefahren sei, werde wegen des Verdachts eines versuchten Tötungsdelikts ermittelt, teilte die Generalstaatsanwaltschaft Hessen am Dienstag mit. "Der tatverdächtige Syrer hat nach den derzeitigen Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden keine Verbindungen in die gewaltbereite islamistische Szene."

Für ein terroristisches Motiv gebe es bisher noch keine Hinweise, es könne aber auch nicht ausgeschlossen werden, hieß es vonseiten der Behörden.