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Lindner und die FDP

Land: D, Genre: Politik

Heute Redaktion
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Bild: Kein Anbieter

Einen vergleichbaren Erfolg hat es in der deutschen Politik zuvor noch nicht gegeben: Die FDP, die 2013 erstmals an der Fünfprozenthürde gescheitert ist, kehrt 2017 in den Bundestag zurück - so stark wie kaum zuvor mit 10,7 Prozent. Der Erfolg trägt vor allem einen Namen: Christian Lindner. Der junge Parteivorsitzende ist die zentrale Führungsfigur der Liberalen und ihr bekanntestes Gesicht. Mit der Rückkehr in den Bundestag schien plötzlich noch mehr möglich zu sein: die Regierungsbeteiligung. Christian Lindner wurde nun mit den Vertretern einer neuen, mächtigen Politikergeneration wie Emmanuel Macron und Sebastian Kurz verglichen. Doch dann kam die Nacht vom 19. auf den 20. November. Lindner ließ die Sondierungsgespräche über eine Jamaika-Koalition mit den Worten platzen: "Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren." Für das Image von Christian Lindner und der FDP hatte das weitreichende Folgen. Da die Liberalen das Zukunftsprojekt Jamaika torpediert hatten, wurden sie von vielen als Drückeberger gesehen. Seitdem hat die FDP zu kämpfen: mit ihrem öffentlichen Bild, ihrer politischen Ausrichtung und nicht zuletzt damit, sich Gehör zu verschaffen. In ihrer Dokumentation "Lindner und die FDP - Aufbruch ins Abseits?" haben Reinhold Beckmann und Ulrich Stein die FDP seit dem Wahlkampf 2017 über ein Jahr lang begleitet: Sie waren in der Wahlnacht dabei, als Christian Lindner und Wolfgang Kubicki bei einer Siegesfeier in einer Berliner Hotelbar auf den Triumph anstießen, sprachen mit Lindner unmittelbar nach dem Scheitern der Jamaika-Sondierungen und begleiteten ihn in seine Heimatstadt Wermelskirchen, um mehr über seine Jugendjahre und ihre Bedeutung für seine politische Karriere zu erfahren. Wie hatte es die FDP geschafft, aus der Bedeutungslosigkeit wieder zurück auf die große politische Bühne zu kommen und welcher modernen Wahlkampf- und Marketingstrategien bedienten sich die Liberalen dabei? Neben weiteren FDP-Politikern wie Wolfang Kubicki, Nicola Beer oder dem früheren Außenminister Klaus Kinkel kommen in dem Film auch führende Politiker anderer Parteien zu Wort: Haben sich der junge Parteivorsitzende und die Liberalen vor der Verantwortung des Regierens gedrückt oder wollten sie ihre politischen Überzeugungen nicht in einer Jamaika-Koalition opfern? Hat sich der Abbruch der Sondierungsverhandlungen für die FDP gelohnt? Und wohin soll der Weg die FDP in Zukunft führen? "Lindner und die FDP - Aufbruch ins Abseits?" ist die Langzeitbeobachtung einer Partei, die in kürzester Zeit mit maximalem Erfolg, deutlicher Kritik und sinkendem Interesse umgehen muss - ein Film, der zeigt, wovon politische Triumphe heutzutage abhängig sind und wie instabil sie sein können.