Wirtschaft

Lindt sitzt auf 120.000 Herzen für Air Berlin

Bei Lindt & Sprüngli lagern tonnenweise Süßigkeiten mit dem Airline-Label. Jetzt kann man sie in deutschen Shops kaufen.

Heute Redaktion
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Lindt hat noch zahlreiche "Air Berlin Herzen"
Lindt hat noch zahlreiche "Air Berlin Herzen"
Bild: imago stock & people

Die roten Schoggiherzen waren bei den Passagieren der insolventen Air Berlin der Renner. Jeweils nach der Landung verteilten die Flugbegleiter die rund 20 Gramm schwere Süßigkeit aus Alpenvollmilch als Abschiedsgruß. Hergestellt hat die Herzen Lindt & Sprüngli mit Hauptsitz in Kilchberg am Zürichsee.

Nach der Pleite von Air Berlin sitzt der Schoggi-Hersteller nun auf rund 2,4 Tonnen Schoggiherzen. Das sind rund 120'000 Stück, wie das Unternehmen auf Anfrage bestätigt. Die Charge hat Air Berlin nicht mehr bezahlen können. Nun ist sie bei Lindt & Sprüngli hängen geblieben.

Schoggiherzen sind Kultobjekte

Dennoch versucht der Schoggi-Produzent die Herzen mit dem Air-Berlin-Label zu Geld zu machen. In Deutschland verkaufen insgesamt 12 Shops von Lindt & Sprüngli die Herzen in Säckchen mit 35 Stück für 6.99 Euro. Laut dem Schweizer Unternehmen finden sie vor allem in Berlin großen Anklang. Produziert wurde die Schoggi aber nicht hierzulande, sondern von der deutschen Tochterfirma in Aachen.

Längst sind die Schoggiherzen zum Kultobjekt mit Seltenheitswert avanciert. Auf Auktionsplattformen wie Ebay werden die Herzen seit Wochen feilgeboten – zum Teil für happige Startpreise: Diese reichen von 5 Euro pro Stück bis zu 45 Euro für zwei oder 600 Euro für drei Herzen. Laut Lindt & Sprüngli handelt es sich dabei aber um private Anbieter.

Schoggi kommt unter den Hammer

Seit Anfang Jahr haben die Angebote nochmals zugenommen. Doch schon jetzt dürften es die Anbieter schwer haben, viel Geld für die Objekte zu bekommen. Denn ab Mitte Januar sind nochmals eine Tonne Schoggiherzen grundsätzlich für jeden zu haben: Das Hamburger Auktionshaus Dechow versteigert im Auftrag der Insolvenzverwalter das Inventar der Air Berlin. Neben Bordtrolleys oder Decken gehört eben auch die Lindt-Schoggi dazu, die die Airline noch vor der Pleite gekauft hatte. Die Einnahmen aus der Auktion fließt in die Insolvenzmasse.

Versteigert werden die Schoggi-Herzen nicht einzeln, sondern in unterschiedlich schweren Paketen. Laut dem Auktionshaus Dechow liegt der Startpreis etwa für ein 2-Kilogramm-Paket bei 1 Euro. Mit Lindt & Sprüngli ist die Auktion nicht abgestimmt, da es Eigentum der Air Berlin ist.

Käufer will die ganze Tonne

Dass die Schokolade tatsächlich versteigert wird, ist allerdings nicht sicher. "Wir haben einen Interessenten, der vielleicht die ganze Tonne Schokoladenherzen vorab kauft", sagt Toke Bransky, der bei Dechow für die Versteigerung mit zuständig ist, zu 20 Minuten. Über den Kauf entscheiden muss jetzt der Insolvenzverwalter. Um wen es sich beim potenziellen Käufer handelt, will Bransky nicht sagen. Er ist aber froh, wenn die Ware schon vor der Auktion weg ist. "Wir tun uns schwer damit, Lebensmittel zu versteigern", sagt er. Grund sei unter anderem die Haltbarkeit der Schokolade. Das Verfalldatum ist im Juni.

Lindt & Sprüngli produzierte ab 2015 für Air Berlin 12 bis 14 Millionen Schoggiherzen pro Jahr. Zuvor hatte der Berliner Schokoladenfabrikant Rausch rund zwei Jahrzehnte lang die Süssigkeiten geliefert.

(Dominic Benz)