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Links-Millionär Mélenchon: "Ich, Populist? Ja gerne...

Schafft er die Sensation? Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon twitterte "Maul zu, Frau Merkel!" Jetzt winkt die Stichwahl.

Heute Redaktion
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Ist er so stark oder sind die anderen so schwach? Fakt ist: Keiner hat in den Umfragen in den letzten Wochen so stark zugelegt wie Jean-Luc Mélenchon. Jetzt trauen dem linken Volkstribun manche über 20 Prozent zu.

Das müssen Sie über die Wahl wissen

Rente mit 60, ein Mindestgehalt von 1.300 Euro, Steuersenkungen. Frankreich schwankt wirtschaftlich, gilt als EU-Sorgenkind und trotzdem hat einer Erfolg, der noch mehr Staatsausgaben fordert. Wie geht das zusammen?

"Halbverrückte"

Nun: Jean-Luc Mélenchon ist ein gevifter Rhetoriker. Er giftete gegen Merkel ("Maul zu"), weil sie von Frankreich mehr Reformtempo verlangte. Er nannte Marine Le Pen "Halbverrückte", überrascht immer wieder mit Aussagen: "Ich, ein Populist? Ja gerne".

So stehen die Umfragen

Der 65-Jährige hat sich zudem als Robin Hood positioniert. Er will Managergehälter stutzen und begrenzen, dafür den Armen geben. Das kommt an, vor allem bei den Jungen. Dort hat sich die Zustimmung zu Mélenchon innerhalb von einem Monat verdreifacht. Und das obwohl er selbst Millionär ist (in Frankreich müssen alle Kandidaten ihr Vermögen offenlegen).

Das müssen Sie über Jean-Luc Mélenchon wissen:

Partei: Bewegung „La France Insoumise" (etwa: Das aufständische Frankreich), von Kommunisten unterstützt

Politische Richtung: Radikaler Linker

Alter: 65 (19. August 1951)

Geburtsort: Tanger

Familienstand: Geschieden, eine Tochter

Erlernter Beruf: Philosoph

Vermögen:

- 1,1 Million Euro

- Appartement in Paris, ein Ferienhaus im Loiret

Social Media:

- Twitter: 1,1 Millionen

- YouTube: 300.300

- Instagram: 16.400

- Facebook: 899.000

Biographie:

- Vater Postler, Mutter Lehrerin

- Schon als Schüler und Student politisch aktiv

- Studium moderne Literatur und Philosophie

- Mitglied der sozialistischen Partei (PS)

- 2000 Minister Berufsbildung

- Bruch 2008, trat aus PS aus, gründete nach Vorbild der deutschen Linkspartei die Parti de Gauche (PG)

- 2009 Europaabgeordneter

- Trat 2012 bei Präsidentenwahl an, erreichte 11 Prozent

Wahl-Programm:

- 3 Millionen Jobs durch Öko-Wende. Kosten: 100 Milliarden Euro

- Ausstieg aus Atomenenergie

- Bürgerversammlung per Los soll Parlament ersetzen

- Höheres Mindestgehalt (1.300 Euro)

- Steuersenkungen

- Rente mit 60

- Ausstieg aus EU und Nato

Die anderen Kandidaten

- Emmanuel Macron: Unabhängig, früher Sozialist. Will Parlament verkleinern. Seine Ehefrau ist 24 Jahre älter als er.

- Marine Le Pen: Extreme Rechte, will raus aus EU ("Frexit"), Euro und Schengenraum.

- François Fillon: Bürgerlicher Rechter, will 500.000 Beamte entlassen.

- Benoît Hamon: Gemäßigter Linker, will bedingungsloses Grundeinkommen von 750 Euro.