Szene
Lion - Von einem der auszog, sich selber zu finden
Mit "Lion" ist dem australischen Regisseur Gareth Davis bereits bei seinem Debüt der größtmögliche Wurf gelungen. Der Film, dessen Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht, staubte insgesamt sechs Oscar-Nominierungen ab. Dank der stimmungsvollen Einstellungen und den überzeugenden Leistungen der Schauspieler sind diese mehr als gerechtfertigt.
Mit "Lion" ist dem australischen Regisseur Gareth Davis bereits bei seinem Debüt der größtmögliche Wurf gelungen. Der Film, dessen Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht, staubte insgesamt sechs Oscar-Nominierungen ab. Dank der stimmungsvollen Einstellungen und den überzeugenden Leistungen der Schauspieler sind diese mehr als gerechtfertigt.
Der fünfjährige Junge Saroo aus einem indischen Provinzdorf schläft in einem leeren Zugabteil ein, als er mit seinem älteren Bruder auf der Suche nach Arbeit für einige Tage von zu Hause weg ist. 1.600 Kilometer später wird er in der Millionenmetropole Kalkutta ausgespuckt. Ohne Orts- oder Sprachkenntnis ist er in der neuen, bedrohlichen Umgebung auf sich alleine gestellt.
Er entkommt knapp den Fängen von skrupellosen Organhändlern und hält sich wochenlang mit dem Sammeln von Müll über Wasser. Auch dem Missbrauch entgeht er nur dank eines Instinktes. Nach einer kurzen, aber höllischen Zeit in einem Massen-Waisenhaus wird er von einem kinderlosen Paar adoptiert und in eine neue Welt gebracht.
Als junger Mann erlebt er zwanzig Jahre später während eines Besuches bei Studienkollegen plötzlich einen Backflash. Bruchstückhafte Erinnerungen an seine Kindheit, seine leibliche Mutter und das Dorf, aus dem er stammt, plagen ihn ab diesem Zeitpunkt. Die Gedanken daran lassen ihn nicht mehr los und werfen ihn mehr und mehr aus der Bahn, bis sein Leben nur mehr von dem schier unerfüllbaren Wunsch erfüllt wird, seine Vergangenheit wiederzufinden, um mit ihr abschließen zu können.
Überzeugende Leistung der Schauspieler
In langen, ruhigen Einstellungen erzählt Regie-Debütant Gareth Davis in der ersten Hälfte von "Lion" die schicksalhafte Reise des kleinen Buben. Schauspieler Sunny Pawar, der sich beim Casting gegen mehr als 2.000 Mitbewerber durchsetzen konnte, brilliert in der Hauptrolle. Seine Darstellung überzeugt durch Emotionalität und Authentizität. Auch für ihn war es das Leinwand-Debüt.
Sowohl " ins Rampenlicht spielte, überzeugt als emotional hin- und hergerissener junger Mann, den die Sehnsucht danach, seine Wurzeln zu finden, mehr und mehr vom vertrauten Umfeld entfremdet.
Neben dem entspannten und gleichzeitig fesselnden Erzählrhythmus sowie den schauspielerischen Glanzleistungen überzeugt "Lion" außerdem durch die beeindruckenden Landschaftsaufnahmen, die in der Nähe von Kalkutta sowie im tasmanischen Hobart entstanden sind. Davis legte dabei auch viel Wert auf Einstellungen aus der Vogelperspektive.
6 Oscars warten auf "Lion"
Neben den für Nicole Kidman und Dev Patel darf sich "Lion" außerdem Hoffnungen auf die begehrte Auszeichnung in den Kategorien "Bester Film", "Bestes adaptiertes Drehbuch", "Beste Filmmusik" sowie "Beste Kamera" machen.
Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit. Saroo Bierley hat seine Lebens- und Leidensgeschichte im Buch "Ein langer Weg nach Hause" packend niedergeschrieben. Das darin geschilderte Schicksal ist bei weitem kein Einzelfall. In Indien werden jährlich rund 80.000 Kinder offiziell als vermisst gemeldet, die Dunkelziffer dürfte weit größer sein. Und nur in den seltensten Fällen haben die Betroffenen ein ähnliches Glück wie der kleine Saroo.
Der Film wirkt trotz der langen Einstellungen und der Spielzeit von knapp zwei Stunden zu keinem Zeitpunkt langweilig. Der Zuseher wird von der packenden Geschichte von Anfang an gefesselt. Gegen Ende ist es durchaus ratsam, das eine oder andere Taschentuch parat zu haben, denn Tränen sind dann nahezu unvermeidbar.
"Lion" feiert am 24. Februar in den heimischen Kinos Premiere.
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