Fussball

Liste Hofmann bei Rapid: Das sagt Ex-Boss Bickel

Bei Rapid brodelt es. Nach dem blamablen Europacup-Aus gegen Vaduz meldete sich der ehemalige Sportdirektor Fredy Bickel zu Wort.

Markus Weber
Der ehemalige Rapid-Sport-Boss zeigt schonungslos die Probleme bei Rapid auf.
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Gepa

Der magere Saisonstart samt Ausscheiden in der Conference-League-Qualifikation gegen den Schweizer Zweitligisten Vaduz führte zu einem Umbruch bei den Hütteldorfern. Präsident Martin Bruckner stellt sich nicht der Wiederwahl, Wirtschafts-Geschäftsführer Christoph Peschek trat ab. Trotz der sportlichen Krise durften Coach Ferdinand Feldhofer und Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic im Amt bleiben.

Derweil bastelt Steffen Hofmann an einer Liste für die vorgezogene Rapid-Präsidentenwahl. Dem einstigen "Fußball-Gott" wird zugetraut, den wankenden Klub wieder zu einen. Das traut auch Fredy Bickel dem Ex-Fußballer zu, auch wenn sich der Deutsche verbrennen könnte.

"Ihr habt die Warnzeichen nicht erkannt"

Der Schweizer war von Dezember 2016 bis Mai 2019 bei den Grün-Weißen als Sport-Boss aktiv, analysierte das Sensations-Aus gegen Vaduz im Schweizer TV. "Rein von der individuellen Klasse und dem Tempo her kann es wirklich nicht sein, dass Rapid gegen Vaduz ausscheidet, das ist einfach so. Ich hatte vor dem Rückspiel schon gewisse Zweifel. Ich habe gespürt, dass die Wiener nicht wissen, dass es eine gewisse Gefahr gibt", meinte der 57-Jährige bei "Spox". Bickel ist nach wie vor Rapid-Vereinsmitglied, drückte den Hütteldorfern die Daumen. "Auf der anderen Seite habe ich mir gedacht: Ihr habt die Warnzeichen nicht erkannt. Rapid hat die Aufgabe unterschätzt. Es wirkte nicht so, als hätte man sich ein Szenario ausgemalt, in dem man durch einen Konter in Rückstand gerät. Als das passiert ist, wirkte Rapid wie gelähmt und wusste keine Antwort mehr", so Bickel über das grün-weiße Aus.

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    Eklat nach der Blamage gegen Vaduz: Rapid-Fans stürmen den VIP-Bereich, stellen unter anderem Rapid-Präsidiumsmitglied Stefan Singer (r.) zur Rede.
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    Gepa

    Hofmann? "Weiß nicht, was er sich antut"

    Danach blieb in der Vereinsführung kaum ein Stein auf dem anderen. Bruckner und Peschek gehen, die Hoffnungen ruhen auf Hofmann. "Er war immer ein Glück für den Verein. Ich weiß aber nicht, was er sich antut, wenn er sich da jetzt zu weit hinauslehnt. Da habe ich ehrlicherweise Befürchtungen für ihn und Rapid. Die Rücktritte hätte ich nicht erwartet, ich weiß aber auch, wie schwierig Rapid wirklich ist", meinte der Ex-Sport-Boss auf eine mögliche Hofmann-Liste angesprochen.

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      gepa

      "Rapid-Familie nie eine wirkliche Einheit"

      Bickel betonte, dass ihm der Verein immer noch am Herzen liegt, "aber wenn man nicht mit dem Strom geschwommen ist und sich irgendeiner Gruppierung im Verein angeschlossen hat, stand man sehr alleine da. Es gibt viele Menschen in wichtigen Positionen, die ihren Garten als den wichtigsten ansehen. Du kannst nicht erwarten, ein Team auf dem Platz zu haben, wenn man rundherum keine zusammengeschweißte Truppe besitzt. Ich spürte nie, dass die Rapid-Familie eine wirkliche Einheit war", so der 57-Jährige weiter. Im Verein seien "viele Persönlichkeiten, denen das eigene Ich am nächsten ist und die sich immer auf die im Moment stärkste Seite stellen. Für den Verein ist solch ein Verhalten pures Gift."

      Den oftmals kritisierten Block West wollte Bickel hingegen nicht anprangern. "Man hat sie zu weit nach vorne gelassen und zu weit einbezogen, weil man sich erhofft hat, in dieser Szene dann einen besseren Stand zu haben", sah der Schweizer Fehler bei der Klubführung. Bickel hätte sich bei sportlichen Themen eine deutlichere Unterstützung gewünscht, "nur war da dem einen oder anderen wichtiger, sich die gute Beziehung zu den Fans nicht zu verderben."

      Nun müsse jedenfalls die Gelegenheit beim Schopf gepackt werden. Die Pleite gegen Vaduz könnte auch eine Chance sein, alles müsse "gründlich hinterfragt" werden. "Wenn Rapid so weitermacht, haben wir sonst in zehn Jahren wieder das gleiche Gespräch. Man muss alles überdenken. Wie gehe ich mit den Fans um, welchen Einfluss gewährt man ihnen? Wird alles für die Mannschaft, den Erfolg gemacht? Geht es bei Rapid in erster Linie überhaupt um den Sport? Was ist wichtiger, der Verein oder die eigene Persönlichkeit?", warf Bickel die entscheidenden Fragen auf. Abschließend forderte der ehemalige Rapid-Sport-Boss: "Lasst euer eigenes Ego zu Hause und nehmt euch selbst nicht zu wichtig. Es wären alle Voraussetzungen da, um Erfolge zu feiern."

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