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Literaturnobelpreisträger Seamus Heaney ist tot

Heute Redaktion
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Bild: ALBERTO MORANTE (EFE FILE)

Als ältester Sohn von neun Kindern wurde Seamus Heaney in Nordirland als Sohn eines Viehändlers geboren. Als Literaturnobelpreisträger und Harward-Professer starb der Autor am Freitag mit 74 Jahren. Bekannt wurde er als Stimme des Nordirlandkonflikts.

Mit Seamus Heaney ist der bedeutendste Vertreter der zeitgenössischen anglo-irischen Lyrik gestorben. Die außergewöhnliche Dichterkarriere Heaneys wurde 1995 mit dem Literaturnobelpreis gekrönt.

Neun Kinder, Vater war Farmer und Viehhändler

Geboren wurde Heaney am 13. April 1939 als ältester Sohn von neun Kindern. Der Vater, den er in seinem Gedicht "Vom Graben" würdigte, besaß eine kleine Farm in Nordirland, arbeitete aber hauptsächlich als Viehhändler. Im ländlichen County Derry ist die "Geisteslandschaft" seiner Dichtung angesiedelt. Nach einem Stipendium an einer katholischen Internatsschule in Londonderry studierte er in Belfast und arbeitete dort später als Lehrer. Seinen Umzug in die Großstadt beschrieb er einst als "Entfernung von der Erde der Farmarbeit in den Himmel der Bildung".

Bekannt wurde Heaney zunächst durch einfühlsame Naturschilderungen. Diese frühen Gedichte idalisieren die ländlichen, häufig auch brutalen Traditionen in Irland nicht. Stattdessen liest man hier schon, wofür Heaney später berühmt wurde: die Suche nach kultureller und nationaler Identität.

Nordirlandkonflikt zieht sich wie roter Faden durch sein Werk

Der Ausbruch der Unruhen in Nordirland Ende der 1960er Jahre erschütterten den Autor und prägten fortan seine Werke. Er kehrte Belfast den Rücken und zog 1972 in das Dorf Glanmore in der Republik Irland und später nach Dublin. Kritiker warfen ihm diese "Flucht" immer vor. Er selbst begründete den Schritt auch damit, dass er auf dem Land mehr Zeit zum Schreiben habe. Spätestens mit dem Band "North" (1975) kam der Durchbruch. Die Beschäftigung mit dem Nordirlandkonflikt zieht sich wie ein roter Faden durch sein Werk. Davon zeugen unter anderem die Gedichtbände "Wintering Out" (1972), "Spirit Level" (1996) und "Die Wasserwaage" (1998).

Professor in Irland, England und Harward

Neben der Arbeit als Dichter lehrte Heaney an verschiedenen Universitäten in Irland, England und den USA. Seit 1982 erhielt er regelmäßige Lehraufträge der Harvarduniversität, wo er bis 2006 auch eine Rhetorikprofessur innehatte. Außerdem beteiligte er sich an der politisch aktiven Theatergruppe "Field Day".

Die Leistungen Heaneys blieben auch abseits des Nobelpreises nicht unbemerkt. 2006 erhielt er den ebenfalls hochrenommierten T. S. Eliot Prize und zuletzt 2011 den Irish Book 'Lifetime Achievement Award'.