Szene

Live Art

Land: F, Genre: Kunst + Kultur

Heute Redaktion
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Bild: Kein Anbieter

Die Museen sind überladen von Dingen. Dinge im Sinne von Objekten, Werken, Waren. So das Motto des 1976 in London geborenen Künstlers Tino Sehgal. Der ehemalige Tänzer arbeitet mit Choreographien und lehnt es strikt ab, seinen sogenannten konstruierten Situationen eine materielle Ebene zu verleihen. Alle Objekte, die sich aufhängen, konsumieren oder verkaufen lassen, weist er kategorisch zurück. Wenn es einen Künstler gibt, der tatsächlich am lebenden Objekt arbeitet, dann ist es Tino Sehgal. Seit ungefähr 15 Jahren bringt seine "living art" althergebrachte Klischees von statischer Kunst, unflexiblen Ausstellungsformaten, Kunstvermittlung und dem gesamten Kunstmarkt durcheinander und greift gleichzeitig auf die Kunstgeschichte zurück. Sie wird von Tänzern, Schauspielern oder Kindern aufgeführt. Es gibt keinerlei Aufzeichnungen oder Reproduktionen - Sehgal verbietet es, seine Kunst durch Fotografien oder Filme festzuhalten. Seine Arbeiten existieren nur für die Dauer einer Ausstellung und leben ausschließlich in den Gedanken der Interpreten und Besucher fort. Trotzdem haben es Sehgals konstruierte Situationen in die Kollektionen der großen Museen dieser Welt geschafft: vom MoMa in New York bis zur Londoner Tate Gallery. Der erste vom Künstler autorisierte Dokumentarfilm beschäftigt sich mit einer Herangehensweise an Kunst, die sich radikal von den gängigen Normen abhebt. Der materiellen Welt setzt Tino Sehgal das immaterielle Gedächtnis des menschlichen Gehirns entgegen. Er besteht darauf, Reproduktion durch Erlebtes, Banalisierung durch echtes Gefühl und Konzeptualisierung durch Empfindsamkeit zu ersetzen.