Fussball

ÖFB-Team wackelt, feiert glanzlosen Sieg gegen Färöer

Österreich schlägt die Färöer Inseln mit 2:0. Teamchef Franco Foda wendet ein mögliches Debakel ab, kann Kritiker aber nicht verstummen lassen.

Sebastian Klein
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Konrad Laimer bringt Österreich in Führung.
Konrad Laimer bringt Österreich in Führung.
Gepa

2:0! Nach den blamablen Niederlagen gegen Israel (2:5) und Schottland (0:1) kehrt Österreich auf den Färöer Inseln auf die Siegerstraße zurück. Die magere WM-Quali-Darbietung gegen den Fußball-Zwerg kann die Unsicherheit des Nationalteams aber nicht kaschieren.

Das ÖFB-Team präsentiert sich wie zuletzt in der Abwehr fehleranfällig, wackelt in der Anfangsphase gehörig. In der Offensive kommt angesichts der Kräfteverhältnisse ebenso zu wenig. Zur Erinnerung: Die Nummer 29 der Welt spielt gegen die Nummer 114. Der ÖFB-Kader hat einen Marktwert von 227 Millionen Euro. Jener des Gegners beträgt 3,9 Millionen.

Teamchef Franco Foda hat den Kopf durch den Sieg aus der sprichwörtlichen Schlinge gezogen. Er gilt als angezählt. Viel Kredit kann er sich aber nicht erspielen. Der Druck bleibt groß. Foda über das Spiel: "Es war ein wichtiger Sieg. Es war von Beginn an unser Ziel. Er war auch hoch verdient. Am Anfang haben wir uns das Leben selbst schwer gemacht: die hohen Bälle nicht gut verteidigt, Abspielfehler gemacht. Am Ende hätten wir noch das eine oder andere Tor machen können aber alles in allem okay."

Weil die Schotten Israel schlagen, vier Punkte vor Österreich liegen, ist vor dem Match gegen Gruppenleader Dänemark (kommenden Dienstag) auch das Minimalziel Platz zwei dahin. Nur der Erste qualifiziert sich direkt für die Endrunde 2022.

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    Die ÖFB-Startelf beim WM-Quali-Auswärtsspiel gegen die Färöer Inseln.
    Die ÖFB-Startelf beim WM-Quali-Auswärtsspiel gegen die Färöer Inseln.
    Gepa

    Desaströse Abwehrleistung zu beginn

    Foda ist zum Umbau gezwungen. Gleich zehn Spieler fehlen verletzt oder erkrankt: Marko Arnautovic, Aleksandar Dragovic, Christoph Baumgartner, Philipp Lienhart, Valentino Lazaro, Andreas Ulmer sagen ab. Stefan Lainer, Xaver Schlager, Julian Baumgartlinger und Sasa Kalajdzic fehlten schon im September.

    Von den Nachnominierten stellt der Teamchef Ercan Kara auf, der zuletzt mit einem Hattrick im Rapid-Schicksalsspiel gegen Wattens (5:2) Selbstvertrauen tankte. Auf ihn ruhen seine Hoffnungen. Er soll für Präsenz im Strafraum sorgen, die zuletzt fehlte und der Grund für die mangelnde Effizienz trotz gefälliger Leistung gewesen sei, so Foda vor dem Spiel.

    In der Anfangsphase wird deutlich: Die Offensive ist nicht die einzige Baustelle des Deutschen. Die neu formierte Innenverteidigung mit Martin Hinteregger und Stefan Ilsanker kommt nicht mit den hohen Bällen der Hausherren zurecht. Wie schon gegen Israel und Schottland verteidigt Österreich zunächst vogelwild. Es kommt zu mehreren Großchancen. In der achten Minute kann sich Kapitän David Alaba (Linksverteidiger) nicht behaupten, hat Glück, dass der Gegenspieler Rene Jönsen im Strafraum ein Luftloch schlägt (8.). Dann zeigt Goalie Daniel Bachmann Unsicherheiten beim Rausspielen, verschuldet um ein Haar das 0:1 (18.). Bachmann rettet dann dafür gegen Joan Simun Edmundsson, der im Sechzehner zum Abschluss kommt. Ilsanker schläft, Hinteregger verschätzt sich (21.).

    Laimer und Sabitzer treffen

    Die Österreicher überstehen die schlechte Anfangsphase. In der 26. Minute nützen sie hingegen die erste eigene Torchance eiskalt. Bachmann spielt den Abstoß kurz ab. Über wenige Stationen landet der Ball bei Konrad Laimer. Der sprintet über das halbe Spielfeld, spielt einen raumgreifenden Doppelpass mit Kara und schiebt trocken zum 1:0 ein (26.).

    Das ÖFB-Team spielt daraufhin deutlich ruhiger, kommt in Person von Kara vor der Pause noch zu einer Großchance. Der Rapid-Stürmer schließt zu überhastet und zentral ab.

    Unmittelbar nach dem Seitenwechsel wird ein Weitschuss von Bayern-Neuzugang Marcel Sabitzer wird glücklich von einem Färöer-Verteidiger abgefälscht, geht unhaltbar über die Innenstange zum 2:0 ins Tor (48.).

    Österreich spielt die schmeichelhafte Führung dann vergleichsweise unaufgeregt runter, kommt zu vereinzelten Chance. Kara trifft in der 57. Minute die Querlatte, muss in seinem fünften Länderspiel weiter auf seinen Premierentreffer warten.

    Es bleibt beim 2:0. Ein Sieg ohne Schönheitspreis, der die Fragezeichen hinter Foda und seinem Plan mit dem ÖFB-Team nicht verschwinden lässt.

    Dänemark schlägt Moldawien mit 4:0. Österreichs nächster Gegner hält nach sieben Spielen bei sieben Siegen und einem Torverhältnis von 26:0.

    Die Aufstellung: Bachmann - Trimmel, Ilsanker, Hinteregger (65. Posch), Alaba - Laimer (77. D. Ljubicic), Grillitsch, Sabitzer - Onisiwo (77. Schaub), Kara (88. Gregoritsch), Kainz (88. Demir);

    Die Stimmen

    Marcel Sabitzer: "Es war schön, wieder einmal von Beginn an zu spielen. Das letzte Mal war bei der EURO gegen Italien. Das ist schon eine Zeit her. Es war ein ekeliges Spiel. Kunstrasen, fast nur lange Bälle von ihnen. Aber es war ein ganz gutes Spiel von uns. Dass nicht alles passt hat, ist klar. Aber im großen Ganzen okay."

    Über sein Weitschusstor sagt Sabitzer: "Wir haben viele gute Distanzschützen, wir nehmen die Schüsse zu selten. Ein bisschen glücklich war, dass er abgefälscht war."

    Stefan Ilsanker: "Wir haben gewusst, dass es nicht leicht wird. Wir haben das Spiel gegen Dänemark gesehen, als die Dänen erst sehr spät das 1:0 gemacht haben. Der 2:0-Sieg ist alles in allem sehr verdient. Wir hätten auch mehr Tore schießen müssen. Natürlich hatten sie gefährliche Szenen. Bei so vielen hohen Bällen kann man das oft nicht verhindern. Bei dem starken Wind ist es oft nicht sehr leicht, die Bälle einzuschätzen."

    Florian Grillitsch: "Ich glaube überwiegend haben wir schon das Spiel im Griff gehabt. Du kannst nicht alles zu hundert Prozent verteidigen. Wir haben unsere Pflicht erfüllt. Wir haben gewusst, dass die tiefer stehen werden. Das ist nicht immer einfach."

    Konrad Laimer über sein Tor: "Vielleicht sollte ich das öfter machen. Es hat gut funktioniert. Ich freue mich, dass ich der Mannschaft helfen konnte. Unter schweren Bedingungen ist es immer leichter, wenn man 1:0 führt. Heutzutage kann jeder kicken. Auch sie. Es war ein Pflichtsieg, der ist uns gelungen. Wir haben uns vorgenommen, zu gewinnen. Im letzten Drittel haben wir den einen oder andern Pass nicht angebracht, das muss generell besser werden. Aber: Drei Punkte, Sieg."