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1:7-Debakel! Salzburger gehen in München unter

Viertelfinal-Traum geplatzt! Salzburg gerät bei den Bayern mit 1:7 unter die Räder und scheidet nach starkem Hinspiel aus der Champions League aus.

Sebastian Klein
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Robert Lewandowski und seine Bayern ziehen gegen Salzburg eine Show ab.
Robert Lewandowski und seine Bayern ziehen gegen Salzburg eine Show ab.
IMAGO Images

1:7! Der FC Bayern macht mit Red Bull Salzburg am Dienstagabend in der Münchner Allianz Arena vor 25.000 Fans kurzen Prozess. Der österreichische Serienmeister brachte den deutschen Krösus im Hinspiel (1:1) unter Bedrängnis. Im Rückspiel schwinden die heimischen Hoffnungen auf die erstmalige Teilnahme am Viertelfinale der Champions League bereits früh.

Salzburg schrieb mit dem Einzug in die K.o.-Phase österreichische Sportgeschichte, sorgte mit dem bravourösen Hinspiel für Aufsehen. Nun werden der jungen Truppe von Trainer Matthias Jaissle aber ihre Grenzen von einer europäischen Elite-Mannschaft klar aufgezeigt.

Lewandowski mit Blitz-Hattrick

23 Minuten! So wenig Zeit benötigt Superknipser Robert Lewandowski, um Salzburgs Traum vom Viertelfinale zum Platzen zu bringen.

Der Pole erzielt den schnellsten Hattrick in der Geschichte der Königsklasse. Sein lupenreiner Dreierpack ist neuer Rekord. Bisher hielt Milans Marco Simone diese Bestmarke, traf einst in den ersten 24 Minuten dreifach.

Lewandowski klopft gegen die Bullen, die im Hinspiel ein 1:1 erkämpften, schon in der ersten Minute am Tor von Philipp Köhn an, der noch glänzend pariert. In der zwölften Minute ist es so weit. Der Pole stoppt eine Hereingabe von Kingsley Coman mit einer flüssigen Bewegung aus der Luft, verschafft sich mit einer Körperdrehung Raum. Salzburgs Maxi Wöber kommt mit seinem Tackling zu spät – Elfmeter! Lewandowski verwandelt trocken ins linke untere Eck, Köhn fliegt in die falsche Richtung.

In Minute 19 ereignet sich eine fast deckungsgleiche Szene. Lewandowski dreht sich, Wöber bringt ihn zu Fall. Der Videoschiedsrichter erkennt, dass das Foul knapp innerhalb des Strafraums stattfand. Der Lewandowski-Elfer ist ein Spiegelbild des ersten – 2:0!

Nur vier Minuten später verschätzen sich Wöber und Schlussmann Köhn bei einem langen Ball. Mit etwas Ballglück steht Lewandowski vor dem leeren Tor, schiebt trocken zum 3:0 ein (23.).

Schützenfest geht weiter

Die Gangart geht nach dem Seitenwechsel weiter. Thomas Müller erhöht auf 5:0 (54.).

Dem jungen Dänen Maurits Kjaergaard gelingt immerhin der Salzburger Ehrentreffer. Er schlägt Star-Goalie Manuel Neuer mit einem satten Linksschuss ins Kreuzeck (70.).

Für die Gäste folgt eine bittere Schlussphase, in der erst Müller den Doppelpack schnürt (83.), dann Leroy Sane auf 7:1 erhöht.

Die Stimmen

Salzburgs Rasmus Kristensen: "Das war ganz einfach zu sehen. Das war ein Gegner auf einem anderen Niveau. Wir haben am Anfang gute Chancen, wenn du die nicht machst, wird es bitter. Wir haben gekämpft, alles gegeben, aber es war einfach nicht genug. Es war über zwei Spiele sehr verdient, dass Bayern weiterkommt. Es hat nichts mit Fokus, Haltung, Gameplan, Taktik zu tun. Heute waren wir einfach gegen eine der besten Mannschaften in jeder Wertung schlechter."

Bullen-Keeper Philipp Köhn: "Die Enttäuschung ist jetzt sehr groß. Das Ergebnis ist jetzt so, wie es ist. Der Start war nicht ideal. Zwei Elfmeter zum Start - richtig bitter. Wir können auf die Leistung über die ganze Saison sehr stolz sein. Jetzt müssen wir uns auf die Bundesliga und den Cup konzentrieren. Wir schauen jetzt nach vorne."

Köhn weiter: "Wir haben uns zum ersten Mal als österreichische Mannschaft für die K.o.-Phase qualifiziert. Wir haben uns im Achtelfinale im Hinspiel eine gute Ausgangslage erarbeitet. Wir haben glaube ich viel für den österreichischen Fußball geleistet. Ob das 1:7 in der Höhe verdient ist? Ich weiß es nicht."

Salzburg-Verteidiger Maxi Wöber: "Nach dem 1:1 haben wir uns natürlich Chancen ausgerechnet. Wir wollten die Bayern ärgern. Das ist in die Hose gegangen. Zu Beginn gleich einmal zwei Elfer verschuldet. Wir sind dann von Minute zu Minute mehr auseinander gebrochen. Dann ist uns nicht mehr gelungen, was uns bisher ausgemacht hat, aus jeder Situation herauszukommen. Bei den Bayern weiß man, die hören dann nicht auf, die wollen es zweistellig machen. Als Fußballer ist es das schlimmste Gefühl, dass man zur Pause rauskommt und weiß, es geht nur mehr darum, Haltung zu bewahren. Es wird einige Tage dauern, das zu verdauen. Das war richtig schlecht von uns, ein Aussetzer. Aber wir dürfen diese Champions-League-Saison nicht schlechtreden, die war richtig cool."

Salzburg-Trainer Matthias Jaissle: "Die Erkenntnis, dass es ein extrem bitterer Abend war. Dass du mit 1:7 heimfährst, haben wir uns nicht vorgenommen. Wir haben es nicht geschafft, die Tugenden aus dem Hinspiel auf den Platz zu kommen. Dann sind wir nicht die einzige Mannschaft, die hier unter die Räder kommt. Wenn du als jüngste Mannschaft da so schnell 0:4 zurückliegst, ist es nicht leicht, da Haltung zu bewahren. Dem einen oder anderen Spieler ist das gelungen. Den anderen leider nicht."

Jaissle: "Man muss natürlich auch den Münchnern ein Lob aussprechen. Sie haben die Räume dynamisch besetzt. Wir waren nicht auf dem Level des Hinspiels. Wir hatten keine ideale Vorbereitung. Das hat man heute gesehen, dass nicht jeder bei 100 Prozent war."

Jaissle: "Jetzt nach dem Spiel ist es bitter. Es schmerzt auch, sich so aus der Champions League zu verabschieden. Ich möchte ein großes Lob aussprechen, wir haben mit dem Einzug ins Achtelfinale Historisches geschafft. Auch, wenn es sich nach so einem Abend vielleicht blöd einhört, darf man das nicht vergessen."

Salzburg-Sportchef Christoph Freund: "Die Spieler sind enttäuscht. Wir haben uns viel vorgenommen, das ist in die Hose gekommen. 1:7 zu verlieren – das war eine richtige Lehrstunde. Jetzt müssen wir wieder aufstehen. Das ist wichtig. Jetzt ist einmal eine Leere da. Aber es wartet gleich ein Kracher gegen Sturm Graz."

Freund: "Man weiß, wenn die Bayern ins Spielen kommen, sind sie eine der besten Mannschaften Europas. Wir wollten dann noch Haltung zeigen. Aber 1:7 sagt glaube ich alles. Mich ärgert, dass wir dann am Schluss noch die Tore zu leicht herschenken. Das ist unnötig. Bei 1:5 ist klar, dass wir nichts mehr holen, aber trotzdem richtig fighten und kein Tor mehr bekommen."

Freund: "Wir haben einen überragenden Herbst in der Champions League gespielt. Es war ein Erfolgslauf. Jetzt ist es ein bitteres Ende. So ein Spiel haben die meisten noch nicht erlebt. Trotzdem muss man dann aufstehen. Wir wollen die zwei Nationalen Titel holen."

Bayern-Star Thomas Müller: "Heute war im Nachhinein schon ein Klassenunterschied zu sehen. Aber du weißt es vorher nicht. Wir hatten mehr Griffigkeit, deutlich weniger Torchancen zugelassen, mehr Angriffe gefahren. Ein bisschen Spielglück, auch wenn es zwei klare Elfmeter waren. Wir sind zufrieden natürlich."

Müller weiter: "Wir haben als Mannschaft ein gutes Spiel gemacht. Aber Lewy, wenn wir ihn in der Box ins Spiel bringen, ist er natürlich Gold wert. Es ist sein Job, aber den macht er auch außerordentlich gut."

Müller: "Wir haben uns schon vorgenommen, dass wir offensiv früher in den Strafraum kommen, nicht so lange warten, bis wieder mehr Salzburger hinten sind. Vielleicht haben wir das besser gemacht, oder sich Salzburg auch nicht so sehr ins Pressing getraut. Aufgrund der Wichtigkeit des Spiels haben wir auch in der zweiten Hälfte nicht aufgehört zu spielen. Die Spielfreude war da."

Bayerns Torjäger Robert Lewandowski: "Das war ein großer Unterschied zum Hinspiel. Das ist unsere Stärke. In der ersten Halbzeit haben wir gezeigt, dass wir mit dem einfachen Spiel viel mehr kreieren können. Oft spielen wir zu kompliziert. Heute haben wir gezeigt, dass wir da sind."

Lewandowski über seinen Rekord-Hattrick: "Ich habe schon gemerkt, das läuft alles schnell, war sehr zufrieden. Das freut mich sehr."

Bayern-Trainer Julian Nagelsmann: "Es war insgesamt fußballerisch, von der Energie her außergewöhnlich gut. Wir haben viel weniger über das Zentrum gespielt, dadurch weniger Ballverluste als in Salzburg. Über die Flügel hatten wir eine größere Kontrolle, Salzburg hat weniger Druck gemacht als erwartet."

Nagelsmann: "Ich war froh, dass wir recht früh hoch geführt haben. Der größte Druck lag bei uns, deswegen sind wir froh, dass wir gewonnen haben."