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Vier Buben und ihr Trainer warten noch auf Rettung

Am Montag ging die zweite Rettungsmission über die Bühne. Vier weitere Burschen wurden aus der Höhle befreit. Noch sind nicht alle in Sicherheit.

Heute Redaktion
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Am zweiten Tag der dramatischen Rettungsaktion einer Jugend-Fußballmannschaft und ihres Trainers aus der Tham-Luang-Höhle wurden weitere vier Burschen gerettet. Wie die Marine auf Facebook mitteilt, sind insgesamt acht Mitglieder der Fußballmannschaft gerettet. "2 Tage, 8 Wildschweine", hieß es in dem Eintrag in Anspielung auf den Namen der Mannschaft. Damit harren noch fünf Eingeschlossene in der Höhle aus.

Das Kernteam bestand wieder aus mehr als einem Dutzend Spezialtauchern, die meisten davon aus dem Ausland. Die Aktion dauerte mehrere Stunden.

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Unter Betäubung ins Freie

Vor ihrem Tauchgang bekamen die eingeschlossenen Buben starke Beruhigungsmittel, um Panikattacken zu verhindern. Der bereits an der Rettungsaktion vom Sonntag beteiligte dänische Taucher Ivan Karadzic hatte weitere Details zum Einsatz bekannt gegeben: "Wir hatten uns alle möglichen Katastrophenszenarien ausgemalt - Ausrüstung, die kaputt geht, und Kinder, die in Panik geraten, ertrinken und wiederbelebt werden müssen", erzählte er der Nachrichtenagentur Ritzau. "Wir waren darauf vorbereitet, doch nichts ist passiert. Alle waren auf ihren Posten und taten genau, was sie sollten."

Die Jungen hätten Taucheranzüge und Masken getragen. "Sie sahen etwas verängstigt aus, aber sie waren nicht in Panik oder so. Und sie lächelten und sagten Danke", berichtete der Taucher.

Die Eltern der vier am Sonntag geretteten Jungen dürfen ihre Kinder vorerst nicht in die Arme schließen: Wegen der Infektionsgefahr für die geschwächten Knaben dürfen sie noch keinen körperlichen Kontakt mit ihren Söhnen haben. Das sagte der Provinzgouverneur von Chiang Rai, Narongsak Osottanakorn.

Video: Heute.at

Der Trainer

Warum ging der Trainer Ekapol Chanthawong mit den Jugendlichen so tief in die Höhle, obwohl am Eingang Warnschilder angebracht sind? Das fragen sich zurzeit viele User in den sozialen Medien und erheben gleichzeitig teils heftige Vorwürfe gegen den Trainer der Buben. Er hätte es besser wissen müssen, so die Kritiker.

Laut thailändischen Medienberichten sehen aber viele Menschen vor Ort den 25-Jährigen eher als Helden. Sie loben ihn als mentale Stütze der in der Höhle festsitzenden Kinder. Dank seiner Hilfe hätten die Buben das Martyrium im Dunkeln bisher überhaupt überlebt, heißt es.

Laut den Rettungskräften ist sein Gesundheitszustand in der gesamten Gruppe mit am schlechtesten. Der Trainer sei stark geschwächt und habe sein gesamtes Essen seinen Schützlingen überlassen, um diese zu retten. Er habe die Burschen auch angeleitet, zu meditieren, um sie mental zu stärken.

"Wenn er nicht mit ihnen gegangen wäre – was wäre dann aus meinem Kind geworden?", äußerte sich eine der betroffenen Mütter gegenüber einem lokalen TV-Sender. Und weiter: "Wenn er wieder rauskommt, werden wir sein Herz heilen müssen. Mein lieber Ek, ich würde dir nie die Schuld geben für das, was passiert ist."

Assistent des Cheftrainers

Ekapol Chanthawong ist der Assistent des eigentlichen Trainers. Sportlich verantwortlich für das Wild-Boars-Team ist der 37-jährige Nopparat Khanthavong. Da dieser am Tag des Ausflugs des Club-Nachwuchses verhindert war, sollte sein Hilfstrainer mit den Jungs zu einem Fussballfeld am Fuß der Doi-Nang-Non-Berge nahe der Grenze zu Burma radeln.

"Halte dich mit dem Fahhrad immer hinter der Gruppe, so dass du alle im Blick hast. Und nimm zur Sicherheit ein paar der älteren Jungs mit", will Cheftrainer Khanthavong ihm mit auf den Weg gegeben haben. Das teilte der 37-Jährige der "Washington Post" mit.

Waisenkind und Mönch

Chanthawong habe bereits im Alter von zehn Jahren seine Eltern und seinen kleinen Bruder verloren, berichten Freunde des 25-Jährigen. Verwandte hätten das Waisenkind den Mönchen übergeben. Später habe er das Kloster aber wieder verlassen müssen, um sich um seine kranke Großmutter zu kümmern.

Neben seiner Trainertätigkeit habe er auch in der Provinz Chiang Mai im Mae-Sai-Kloster gearbeitet. "Er liebte die Kinder mehr als sich selbst", heißt es von einem Anwohner und Kaffeeverkäufer im Kloster-Komplex. Er sei eine verantwortungsvolle Person gewesen, die sich gut um seine Schützlinge gekümmert habe.

Chanthawong soll unter anderem auch ein erfolgreiches Belohnungssystem mit aufgebaut haben, das Anreize setzte, um die schulischen Leistungen der oft aus armen Familien stammenden Kinder zu verbessern. Für gute Noten bekamen die Jugendlichen neue Shorts, Schuhe oder andere Fußballausrüstung.

Der Live-Ticker zum Nachlesen:

(red)