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Ljubicic: "Ich spiele für das Land, das mich einberuft"

Am Mittwoch trifft Salzburg in der Champions League auf Dinamo Zagreb. Bei den Kroaten spielt sich Robert Ljubicic ins Rampenlicht – als Verteidiger.

Erich Elsigan
Robert Ljubicic fühlt sich bei Zagreb pudelwohl.
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Imago

Robert Ljubicic lebt seinen Traum. Der 23-Jährige wechselte im Sommer von Rapid zu Dinamo Zagreb. Mit dem kroatischen Meister qualifizierte sich der "Wuschelkopf" für die Champions League – und wurde mit Salzburg in eine Gruppe gelost. Am Mittwoch steigt das direkte Duell in der Mozartstadt.

Im "Heute"-Interview spricht der Wiener über sein neues Leben, die "Bullen", die Frage nach dem Nationalteam – und Rapid.

Herr Ljubicic, wie haben Sie sich in Zagreb eingelebt? Schildern Sie bitte Ihre ersten Eindrücke.

"Überragend. Ich habe mir im Vorfeld oft überlegt, wie es ist, wenn man irgendwo neu hinkommt. Man denkt immer an das Beste. Aber es ist tatsächlich noch besser, als ich es mir erträumt hatte. Es ist viel Schwung in dieser Stadt, die Menschen sind freundlich, die Mannschaft hat mich super aufgenommen."

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    Und auch sportlich läuft es nach Plan.

    "Wir sind in die Champions League eingezogen, unsere Mannschaft ist richtig stark, hat eine riesige Qualität. Ich kann hier sehr viel lernen. In der Meisterschaft liegen wir weit vorne, ich kann nur Positives berichten."

    Was ins Auge sticht: Bei Rapid kickten Sie im Mittelfeld-Zentrum, jetzt werden Sie als Linksverteidiger eingesetzt. Wie kam es zu der Positionsänderung?

    "Trainer Ante Cacic hat mich im Sommer vor einem Testmatch gefragt, ob ich Erfahrung als Linksverteidiger habe. Ich sagte, dass ich vor drei Jahren bei St. Pölten zwei, drei Spiele dort bestritten habe, es aber nicht meine Hauptposition ist. Er hat mich nach der Partie sehr gelobt, weil ich defensiv stark bin und Drang nach vorne habe. In den weiteren Vorbereitungsspielen habe ich dann immer in der Mitte begonnen und habe die zweite Halbzeit links gespielt. Dann hatten wir das Supercup-Match gegen Hajduk Split, da habe ich gezeigt, dass ich auch gegen starke Gegner auf der Linksverteidiger-Position bestehen kann. Der Trainer hat danach gemeint, dass ich dauerhaft dort bleibe."

    Werden Sie in Zagreb als Legionär wahrgenommen?

    "Gute Frage, da müsste ich mich bei den Fans erkundigen. Ich denke aber schon, dass sie mich als Legionär sehen. Ich habe zwar kroatische Wurzeln, aber ich bin ja trotzdem Österreicher."

    Aber: Die Frage nach dem Nationalteam ist ungeklärt. In der U20 haben Sie für Kroatien, in der U21 für Österreich gespielt. Und jetzt?

    "Ich kann nur sagen, was mir am Herzen liegt: Wenn ich von der einen oder anderen Nationalmannschaft einberufen werde, werde ich mich zu 100 Prozent auf sie fokussieren und werde mich mit ihr identifizieren. Aber: Wenn ich einberufen werde, nur damit ich nicht zur anderen Nation gehen kann, würde es für beide nichts bringen. Ich bin offen."

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      Dem ÖFB käme Ihre neue Position gerade recht. Teamchef Ralf Rangnick müsste also nur anrufen?

      "Mein Job bleibt der, dass ich im Verein Leistung bringe. Es kommt, wie es kommt. Ich habe bis jetzt gut gespielt, ich bin jetzt sicher auch im Blickfeld aufgrund der Champions League. Sie werden mich beobachten. Der Schlüssel zu allem ist meine Leistung."

      Einige Kritiker haben Ihren Wechsel von Rapid zu Dinamo nicht verstanden, hätten Sie lieber in einer stärkeren Liga gesehen. Ihre Antwort?

      "Ich schau eigentlich selten, was irgendwer sagt oder schreibt. Ich bin Profi-Fußballer und kann sehr gut selbst einschätzen, ob etwas richtig oder falsch ist. Einige haben vielleicht gedacht: 'Jetzt geht er zu Dinamo und schafft dort nicht die Quali für die Champions League.' Im Nachhinein läuft es natürlich wesentlich besser, als es sich viele vorgestellt haben. Auch ich selbst. Und: Dinamo ist Dinamo. Leute unterschätzen den Verein sehr. Der Klub hat so eine Macht, vor allem in der Liga, aber auch international. Wir zeigen immer wieder gegen Top-Vereine, welche Qualität wir haben."

      Wie groß ist der Unterschied zu Rapid?

      "Als ich in den ersten Trainings die Mannschaft gesehen habe, war ich wirklich verblüfft, was für Riesen-Spieler hier sind, welche Qualität sie haben. Ich will sie nicht mit Rapid vergleichen, aber sagen wir so: Ich habe noch nie in einer besseren Mannschaft gespielt, als bei Dinamo."

      Aktuell geht es bei Rapid durchaus turbulent zu. Haben Sie den Absprung rechtzeitig geschafft?

      "Das würde ich so nicht sagen. Die Mannschaft wird gerade oft kritisiert, aber da sind viele junge, neue Spieler dabei. Ich habe gesehen, dass richtig viel Qualität in ihnen steckt, sie werden sicher noch zeigen, was sie können. Das Team braucht noch Zeit."

      Am Mittwoch spielen Sie mit Dinamo Zagreb in der Champions League in Salzburg. Ein besonderes Highlight?

      "Absolut. So eine Nachfrage wegen Karten habe ich selten bekommen. Gegen Chelsea war es schon viel, aber jetzt bekomme ich jeden Tag 15 Anrufe wegen Tickets. Salzburg ist ein großer Verein."

      Salzburg-Kapitän Andreas Ulmer ist der Meinung, die "Bullen" sind Favorit. Hat er recht?

      "Salzburg war in den letzten Jahren konstant in der Champions League, sie haben gegen große Klubs immer starke Leistungen gebracht. Gegen Chelsea und Milan haben sie wirklich offen gespielt, haben sich nicht versteckt. Sie ziehen ihr Spiel mit hoher Geschwindigkeit durch, egal gegen wen. Aber auch uns darf man nicht unterschätzen, man muss uns ernst nehmen."

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        International haben Sie für Zagreb jede Minute bestritten, in der Liga nicht. Warum?

        "Der Trainer schaut wirklich, dass jeder seine Minuten bekommt. Er mischt sehr gut durch. Er schaut, dass wir ökonomisch arbeiten, damit jeder am Platz 100 Prozent geben kann. Kein Spieler ist unzufrieden."

        Ihr Bruder Dejan spielt in Köln groß auf. Wie teilt sich eure Familie die Besuche auf?

        "Von mir nach Zagreb sind es circa dreieinhalb Stunden mit dem Auto. Das ist für meine Eltern leichter, als nach Köln zu fliegen. Da müssen sie sich meistens mehr Tage Zeit nehmen. Ich denke aber, sie genießen das sehr momentan, sie sind stolz auf uns. Wir haben unser Hobby zum Beruf gemacht."

        Welche Ziele haben Sie für diese Saison?

        "Die Liga ist am wichtigsten, davon leben wir, das ist unser Grundkapital. Wir wollen zeigen, dass wir die beste Mannschaft in Kroatien sind. Ich will meinen ersten Meistertitel mit Dinamo feiern. Wir werden hart arbeiten, um das zu schaffen. Auch den Cup will ich natürlich holen. Und es wäre großartig, in der Champions League zu überwintern. Es ist eine sehr attraktive Gruppe. Chelsea ist eine Top-Fünf-Mannschaft der letzten zehn Jahre, Milan ist Serie-A-Meister, Salzburg spielt einen attraktiven Tempo-Fußball. Mein persönliches Ziel ist es, jede einzelne Partie zu bestreiten."

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