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"Ich stieg mit voller Kraft auf die Bremse"

Sekunden vor dem Einsturz der Morandi-Brücke in Genua kann ein Lastwagenchauffeur anhalten. Seiner Chefin schildert er die Sekunden davor.

Heute Redaktion
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Auf Social Media verbreitet sich das Foto eines Lastwagens, das an der Kante der Autobahnbrücke Ponte Morandi steht. Der Fahrer konnte rechtzeitig anhalten, nur wenige Sekunden bevor die Brücke vor seinen Augen einstürzte. Seiner Chefin bei der Spedition Damonte schilderte Luigi den Moment, bevor er die Katastrophe realisierte.

"Ich sah ein Auto, das mich links überholte, ein anderes war vor mir", erzählte der 37-jährige Familienvater laut der Zeitung "Secolo d'Italia". Dann begriff er: Die Autos vor ihm stürzten in die Tiefe.

"Zum Glück habe ich den Sicherheitsabstand eingehalten"

"Ich trat voll auf die Bremse, schaltete in den Rückwärtsgang und fuhr einen Meter zurück, als mir klar wurde, was passiert war", zitiert die Zeitung Luigi. Weil die Brücke stark befahren ist, fahren die Chauffeure mit reduzierter Geschwindigkeit. "Zum Glück habe ich den Sicherheitsabstand eingehalten", sagt er.

Ohne den Motor abzuschalten, sei er schließlich aus dem Fahrzeug gesprungen und zurück zum Tunnel gerannt, aus dem er eben gefahren war. Erst dort habe er sich in Sicherheit gefühlt.

"Er steht unter Schock"

"Es geht ihm gut, aber er steht unter Schock", sagte Giorgio Venturoli, Geschäftsführer der Supermarktkette Basko, zu "Il Sole 24 Ore". Der Chauffeur sei nach den morgendlichen Lieferungen in der Gegend bereits auf der Rückfahrt ins Lager gewesen, erzählt Venturoli. "Das ist eine Route, die unsere Mitarbeiter täglich befahren."

Nach dem Unglück wurde der LKW-Fahrer zunächst für eine medizinische Untersuchung ins Krankenhaus gebracht. Nach der Befragung durch die Behörden bat er, von den Medien in Ruhe gelassen zu werden. Der Laster wurde inzwischen von der Brücke entfernt.

Video: Hier stürzt die Morandi-Brücke ein

(Quelle: Tamedia/Davide di Giorgio)

Luftaufnahmen zeigen das Ausmaß der Zerstörung: Mehrere Fahrzeuge landeten im Fluss Polcevera, über den die mehr als 40 Meter hohe Brücke der A10 auch führt.

Ein Mann aus Genua filmte den Augenblick, in dem ein Teilstück der Brücke mehr als 40 Meter in die Tiefe stürzt. "Mamma mia", schreibt Davide di Giorgio auf Facebook. Er habe nur den Regen filmen wollen, als plötzlich die Brücke zusammengebrochen sei. Sein Video (siehe oben) wurde innerhalb Kürze über Tausende Mal geteilt. (red)