Nach einer emotionalen Einleitung sprach Ministerin Leonore Gewessler das Urteil über den Lobautunnel: Das Projekt habe den "Klimacheck" nicht bestanden, daher: No-Bau. Emotionen anderer Art herrschten wenig später im Rathaus bei Bürgermeister Michael Ludwig vor. Er bezeichnete Gewesslers Präsentation als "Pflanzerei", ihr Vorstoß sei "ein Schlag gegen die Wiener Bevölkerung und die gesamte Ost-Region".
"Mit einem Federstreich kippt die Ministerin ein jahrelang sorgfältig geplantes Projekt, und das ohne Alternativen zu nennen." Für Ludwig ist das letzte Wort aber noch nicht gesprochen. Auch Finanzminister Blümel (ÖVP) hat bereits angekündigt, dass es bald Gespräche über die weitere Vorgangsweise geben müsse.
Nicht betroffen vom Projektstopp ist die geplante und nicht weniger umstrittene Stadtstraße. Die Stadt will die zwar weiterhin, aber ohne Anschluss an die Nordostumfahrung mache sie keinen Sinn. "Wenn die in Raasdorf auf der grünen Wiese endet, wird das nicht viel helfen, so Ludwig.
"Es ist leicht, im Elfenbeinturm des Ministeriums Entscheidungen zu treffen. Aber die Menschen vor Ort leiden", so Niederösterreichs Landeshauptfrau.
Der Regierungspartner reagierte deutlich gelassener. Nun müsse rasch ein "sinnvoller, ökologischer" Weg zur Entlastung gefunden werden.
Heftige Kritik kommt von den Autofahrerclubs: Der ARBÖ spricht von einer "inakzeptablen" Entscheidung, der ÖAMTC errechnet für die betroffenen Autofahrer "4.900 Jahre im Stau" und 75.000 Tonnen mehr CO2- Ausstoß durch das Aus.
Die Umweltschutzorganisationen bejubeln einen "Meilenstein" fürs Klima.
NEOS-Klubchefin Bettina Emmerling: "Eine richtige Entscheidung für den Klimaschutz. Jetzt braucht es einen raschen Ausbau der Öffis."
ÖVP-Klubchef Markus Wölbitsch:"Gewesslers Entscheidung ist völlig unverständlich und zeugt von kompletter Verantwortungslosigkeit."
Grünen-Chef Peter Kraus: "Ein Jubeltag für den Klimaschutz. Die Entscheidung gegen den Lobautunnel ist richtig und vernünftig."
FPÖ-Verkehrssprecher Toni Mahdalik: "Die Entscheidung ist eine Schweinerei. Die Ministerin lässt 2,8 Millionen Menschen im Stau verenden."