Politik

Lockdown – wann kommen wir zum Frisör, Herr Blümel?

Der Countdown läuft. Am Montag entscheidet die Regierung, ob der Lockdown weiter geht. Finanzminister Gernot Blümel (VP) im großen "Heute"-Interview.

Clemens Oistric
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Finanzminister Gernot Blümel (VP)
Finanzminister Gernot Blümel (VP)
Denise Auer

"Heute": Herr Finanzminister, dritter harter Lockdown, Verlängerung nicht ausgeschlossen – wie lange können wir uns das noch leisten?
Gernot Blümel: Das Wichtigste ist, dass unser oberstes Ziel weiter bleibt, möglichst viele Menschenleben zu retten. Die weiteren Prioritäten sind, möglichst viele Unternehmen durch diese Krise zu bringen und möglichst viele Arbeitsplätze zu retten. Das ist natürlich kostspielig, aber wir können uns das leisten, da wir einerseits in den letzten Jahren gut gewirtschaftet haben und andererseits die Kapitalkosten durch Maßnahmen der EZB sehr gering sind.

Können Sie sich einen Lockdown bis Ostern vorstellen?
Ich will – wie alle Österreicher – dass es möglichst bald vorbei ist. Ein Lockdown ist aber sicher das gelindere Mittel im Vergleich zu überfüllten Intensivstationen und deswegen hoffe ich, dass wir das alle gemeinsam gut durchstehen.

Gehen Schulen und Handel Mitte Februar auf?
Derzeit laufen zahlreiche Gespräche mit den Experten, den Bundesländern und den Oppositionsparteien, um gemeinsam die Lage zu bewerten und so bald ein klares Bild da ist, wird es eine Entscheidung geben. Ich rechne damit am Montag.

Gernot Blümel: "Österreichs Corona-Hilfen können sich wirklich sehen lassen."

Zahlreiche Unternehmer klagen über enorme Existenzängste. Kommen die Hilfen, die die Regierung geschnürt hat, auch wirklich an?
Wir bekommen in vielen Gesprächen die Rückmeldung, dass sie gut ankommen, natürlich gibt es da und dort Herausforderungen. Aber wenn ich mir alleine den Umsatzersatz für November und Dezember ansehe, muss ich sagen: Es gibt kein Land, wo das so großzügig aufgesetzt war und so schnell abgewickelt worden ist. Das werden Ihnen alle sagen, die das in Anspruch genommen haben. Wir haben mittlerweile 200.000 Anträge bewilligt und ausbezahlt. Volumen Umsatzersatz: 2,8 Milliarden Euro. Dazu kommen noch der Fixkostenzuschuss und der Ausfallsbonus, der bis zum Ende der Pandemie jeden Monat bis zu 30 Prozent oder 60.000 Euro des Umsatzes bringt. Das kann sich wirklich sehen lassen.

Wie viel an Corona-Hilfen haben Sie bisher ausbezahlt?
Insgesamt sind es 31 Milliarden Euro, die rechtsverbindlich zugesagt oder bereits überwiesen worden sind.

"Wenn es keinen größeren Kritikpunkt gibt als meine Frisur, dann mache ich meinen Job ganz gut."
Gernot Blümel im Gespräch mit Clemens Oistric (<em>"Heute"</em>)
Gernot Blümel im Gespräch mit Clemens Oistric ("Heute")
Denise Auer

Berühren Sie eigentlich die Schicksale, etwa von Wirten, die nun vor den Trümmern ihrer Existenz stehen? Kennen Sie die Probleme dieser Menschen überhaupt?
Selbstverständlich. Ich sehe mir jeden Fall, der an mich herangetragen wird, selbst an und telefoniere mit den Betroffenen. Da lernen wir sehr viel, denn nicht nur ich telefoniere sehr viel, sondern wir haben auch ein Call Center im Finanzministerium mit Zigtausenden Anrufern, die uns Rückmeldung geben, wie Hilfen in der Praxis ankommen.

Sie haben gemeinsam mit dem Arbeitsminister Absetzbeträge für Home-Office vorgestellt. Wo können die beantragt werden?
300 Euro – steuerfrei – können von Arbeitgeberseite zusätzlich überwiesen werden, das erfolgt mit der normalen Gehaltsabrechnung und 300 Euro können im Zuge der Arbeitnehmerveranlagung via FinanzOnline abgerechnet werden. Das ergibt insgesamt 600 Euro pro Jahr.

Sie starten jetzt in der Pandemie einen  Ideenwettbewerb für Finanzbildung – warum ist Ihnen das Thema gerade jetzt so ein Anliegen?
Wir sind beim Thema Finanzbildung international nicht ganz vorne dabei. Das wollen wir ändern. Die zentralen Fragen sind: Wie sorgen wir für später vor, wie gehen wir mit Geld um, was macht man, wenn man verschuldet ist? Mit einer einheitlichen Finanzbildungsstrategie wollen wir etwas tun, damit sich die breite Bevölkerung und vor allem auch junge Menschen, mehr mit dem Thema beschäftigen. Es ist für alle relevant.

In den sozialen Netzwerken wird ihre Lockdown-Frisur derzeit intensiv diskutiert.
Vielleicht kann man es so werten: Wenn es keinen größeren Kritikpunkt gibt als meine Frisur, dann mache ich meinen Job ganz gut.

Sie haben niemanden gefunden – wie etwa Karl Nehammer, dessen Frau ihm die Haare schneidet – der da mal schnell Hand anlegt?
Meine Schwiegermutter ist sogar Friseurmeisterin, aber aus Solidarität gegenüber meinem Friseur habe ich gesagt, dass ich erst dann wieder hingehe, wenn offen ist.

Wann wird das sein?
Da geht es mir wie allen Österreichern – das weiß ich noch nicht.

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