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Netflix' Schlüsselsuche mit Anlaufschwierigkeiten

Heute Redaktion
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"Locke & Key" entpuppt sich als Spektakel mit hohen Schauwerten und soliden Darbietungen. Stellenweise fehlt der Comic-Adaption aber noch die Balance.

Über zehn Jahre dauerte es, bis es die Graphic Novel-Adaption „Locke & Key" von Joe Hill und Gabriel Rodriguez endlich auf die Bildschirme schaffte. Ursprünglich sollten die Rechte an der fantastischen Spukgeschichte an Hulu gehen. Doch nachdem sich der Streaming-Anbieter aus dem Geschäft zurückzog, schickt uns nun Konkurrent Netflix auf eine abenteuerliche Schlüsselsuche durch ein verwunschenes Anwesen.

Die Wächter der Schlüssel

„Locke & Key" erzählt die Geschichte einer Familie, die nach einer schrecklichen Tragödie ihr Zuhause in Seattle hinter sich lässt und in ein gotisches Anwesen namens Key House an der US-Ostküste zieht. Mit seinen unzähligen Zimmern, einem herrlichen Ausblick aufs Meer und einem gigantischen Garten bietet das Haus alles, was sich die Geschwister Tyler (Connor Jessup), Kinsey (Emilia Jones) und Bode (Jackson Robert Scott) sowie ihre Mutter Nina (Darby Stanchfield) für einen Neustart wünschen können. Wäre da nur nicht die mysteriöse Frau (Laysla De Oliveira), die im Gartenbrunnen lebt und mit dem Jüngsten Kontakt aufnimmt.

Sie verrät ihm, dass sich über das gesamte Anwesen verstreut Schlüssel mit magischen Fähigkeiten befinden. Die Geschwister begeben sich auf die Suche und lüften so manches Geheimnis von Key House und aus ihrer eigenen Vergangenheit. Dabei ahnen sie nicht, dass sie als „Wächter der Schlüssel" selbst in höchster Gefahr schweben.

Fantasy-Abenteuer vor spektakulärer Kulisse

Zugegeben, Netflix macht mit „Locke & Key" auf den ersten Blick vieles richtig. Das unbestrittene Herzstück der Serie ist das beeindruckende Key House-Anwesen. Dank des hervorragenden Produktionsdesign und der detailreichen Ausstattung will man davon nicht einen Moment die Augen lassen.

Die Szenen, die innerhalb der geheimnisvollen Mauern, den weitläufigen Gängen, den dunkel vertäfelten Räumen und den düsteren Kellergewölben spielen, funktionieren einwandfrei. Auch die verschiedenen Parallelwelten, in die die drei Geschwister mit jedem neuen Schlüssel eintauchen, sind in ihrer Märchenhaftigkeit schwer zu überbieten. Man wartet förmlich darauf, bis die nächsten Schlüssel knirschend weitere magische Tür öffnen.

Das aber hindert die Serie gleichzeitig daran, ihren Zauber auch außerhalb von Key House zu tragen. Fernab der Korridore, Kammern und Hallen verliert man dann leider zu viel Zeit mit Highschool-Drama und verschachtelten Detektivgeschichten, anstatt sich auf fantastische Mystery zu konzentrieren.

Darsteller überzeugen in leisen Momenten

Womit die Serie ebenfalls punkten kann, sind die vielen Flashback-Szenen im Verlauf der Erzählung. Diese Sequenzen helfen dem Zuschauer nicht nur dabei, eine tiefere Bindung zu den Charakteren aufzubauen, sondern geben ihm auch immer mehr Einblick in die verschiedenen Verwicklungen der Geschichte. In diesem Momenten entfalten vor allem die jungen Darsteller ihr ganzes Können.

Echte Gefahr bleibt auf der Strecke

Stellenweise hat man sich weiter von der Graphic Novel-Vorlage entfernt als manch eingefleischtem Fan lieb sein wird, um ein breiteres (jugendliches) Publikum anzusprechen. Gleichzeitig verschenkt man sich aber in diesen Situationen mit absurdem Humor die Möglichkeit, eine nachhaltig Bedrohung zu schaffen: So viel Gefährliches den drei Geschwister auch auf ihrer Schlüsselsuche begegnet, so schwer ist es zu glauben, dass ihnen tatsächlich etwas Schreckliches passieren könnte.

Fazit

„Locke & Key" zieht alle Register, wenn es darum geht, für spektakuläre Schauwerte zu sorgen. Ihre stärksten Momente hat die Erzählung, wenn wir durch die überzeugende Darstellung der jungen Schauspieler tiefer in das Seelenleben ihrer Figuren blicken dürfen. Schwierig wird es für die Comic-Adaption allerdings, wenn sie verschiedene Handlungsbögen im Gleichgewicht halten muss und nachhaltig für Spannung sorgen soll. Kenner des ursprünglichen Materials könnten sich an mancher allzu jugendfreien Interpretation des Stoffes stoßen. Nichtsdestotrotz ist „Locke & Key" ein leicht bekömmliches Fantasy-Abenteuer, das sowohl für jeden Genre-Fan als auch für Neueinsteiger gute Unterhaltung bereit hält.

>> KEY & LOCKE (Season 1) ist ab 7. Februar auf Netflix zu sehen

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