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Löst der Angriff nun den großen Krieg aus?

Der Iran hat als Vergeltung für den getöteten General Soleimani Raketen auf US-Stützpunkte im Irak abgefeuert. Eskaliert die Situation jetzt?

Heute Redaktion
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Nach dem US-Raketenangriff auf den iranischen General Soleimani hat Iran "schwere Rache" angekündigt und mit einem "historischen Alptraum für die USA" gedroht. Die Ankündigung hat der Iran nun wahrgemacht und in der genannten "Operation Märtyrer Soleimani" mehr als ein Dutzend Raketen auf zwei US-Militärstützpunkte im Irak abgefeuert.

Wo gingen die Raketen nieder?

Auf dem wichtigen Militärflugplatz Al Asad Air Base gingen sechs Raketen nieder. Zudem wurde ein Stützpunkt bei Erbil im Nordirak getroffen. Insgesamt sind im Irak 6000 amerikanische Truppen stationiert. Der Angriff erfolgte einen Tag nachdem US-Präsident Trump angekündigt hatte, auch Angriffe auf iranische Kulturstätten zu erwägen

Was will der Iran damit?

"Wir suchen nicht die Eskalation oder den Krieg, aber wir werden uns gegen jegliche Aggression verteidigen", sagte der iranische Außenminister Mohammed Javad Zarif. Das geistliche Oberhaupt Irans, Ayatollah Khamenei, sagte: Die vergangene Nacht sei ein "Schlag ins Gesicht" der USA gewesen. Die US-Truppen müssten die Region verlassen. Ihre Präsenz sei die "Quelle von Korruption". Ein entsprechendes Gesetz hatte das irakische Parlament bereits am Wochenende beschlossen. "Die USA sind der Feind des Irans", so Khamenei.

Der Angriff auf die zwei US-Stützpunkte schürte die Angst vor einer Eskalation weiter. Die Raketenangriffe seien nur ein erster Schritt gewesen, sagte ein iranischer Kommandant im Staatsfernsehen. Der Iran werde die Amerikaner nicht verschonen. Großbritannien zeigte sich alarmiert: "Wir rufen den Iran dringend auf, solche rücksichtslosen und gefährlichen Angriffe nicht zu wiederholen." Direkte Auswirkungen hatte der Angriff auf den Ölpreis: Die Sorte Brent verteuerte sich am Mittwoch um 5,1 Prozent.

Gab es Tote?

Es sieht nicht danach aus. Auf Twitter erklärte US-Präsident Donald Trump, die Opferzahlen und die Schäden seien minimal."So far, so good", twitterte Trump. Das Pentagon teilte mit, man habe keine Kenntnis über Tote. Auch Großbritannien und Kanada, die ebenfalls Truppen auf den US-Basen unterhalten, melden, dass sie keine Toten zu beklagen haben. Trump will am Mittwoch eine Pressekonferenz zum iranischen Angriff abhalten. Der Iran hatte am frühen Morgen über die Nachrichtenagentur Farsnews mitgeteilt, dass mindestens 80 US-Soldaten getötet und 200 verletzt worden seien.

Gibt es jetzt Krieg?

Das ist schwierig abzuschätzen. Nach der Tötung Soleimanis war mit iranischen Angriffen zu rechnen. Dennoch scheinen die jüngsten Attacken gegen die US-Basen sorgfältig getimt worden zu sein – Raketen gingen um 2 Uhr morgens nieder – , um die Opferzahl klein zu halten. Experten sind sich einig: Trotz aller martialischer Rhetorik sind weder die USA noch der Iran an einem breitflächigen Konflikt interessiert. Der Ton des iranischen Außenministers, aber auch die Reaktion Donald Trumps auf die Angriffe waren auffallend zurückhaltend.

Die jüngsten Angriffe könnten einen Strich unter die Angelegenheit ziehen – zumindest vorläufig. Ob das das Ende der iranischen Vergeltung ist, wird sich zeigen.

Hat der Flugzeugabsturz etwas damit zu tun?

Am Mittwochmorgen stürzte im Iran eine Boeing 737 der Ukranian International Airlines ab. Alle 176 Insassen starben. Laut den iranischen Behörden war ein technischer Defekt der Grund. Spekulationen machten die Runde, ob es ein Anschlag des Irans gewesen sei. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensky forderte, jegliche Spekulation zu unterlasssen. Der ukrainische Botschafter im Iran sagte: "Die These eines terroristischen Attentats schließen wir im Moment aus."