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"Lost Words: Beyond the Page" im Test – Traumhaft

"Lost Words: Beyond the Page" erobert nach dem PC nun auch die Nintendo Switch. Der unscheinbare Titel entpuppt sich als traumhaft schönes Märchen.

Rene Findenig
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    "Lost Words: Beyond the Page" ist zwar ein Puzzle-Spiel mit Plattformer-Elementen, erzählt aber auch eine äußerst starke Geschichte.
    "Lost Words: Beyond the Page" ist zwar ein Puzzle-Spiel mit Plattformer-Elementen, erzählt aber auch eine äußerst starke Geschichte.
    Modus Games

    "Lost Words: Beyond the Page" ist zwar ein Puzzle-Spiel mit Plattformer-Elementen, erzählt aber auch eine äußerst starke Geschichte. Spieler lernen das junge Mädchen Izzy kennen, das Schriftstellerin werden möchte und deswegen alle seine Gedanke, Träume und Hoffnungen in einem Tagebuch festhält. In der Geschichte, die von Autorin Rhianna Pratchett geschrieben wurde, erwachen die Tagebuch-Einträge zum Leben und lassen sich spielerisch erleben.

    Dabei geht es durch die Wasserfarbmal-Ästhetik nicht nur wunderschön, sondern auch hochemotional und einige Male tieftraurig zu. Das eigentliche Konzept des Spiels ist dabei äußerst innovativ: Auf Tagebuchseiten schreibt das Mädchen über ihre Gedanken und Gefühle, während unsere Spielfigur in Form eines Zeichentrick-Mädchens über die Zeilen springt und mit den Wörtern interagieren kann. Ist eine neue Geschichte grob umrissen, kann man direkt in die Erzählung eintauchen.

    Wörter werden zu Spiel-Elementen

    Dort wechselt man dann auch in die Rolle einer Heldin, die die Glühwürmchen ihres Dorfes retten will, die von einem Bösen Drachen entführt wurden. Die Heldin wird dabei mit einfachen Steuerungsbefehlen wie nach links und rechts laufen oder springen gesteuert. Dabei zählt nicht Geschicklichkeit, sondern das Nutzen der eigenen Kreativität bei den Rätseln. Aus einer Befehlsliste lassen sich etwa Worte wie "Schweben" oder "Reparieren" in die Spielwelt ziehen.

    Wählt man etwa "Schweben" aus, kann dies auf einem Steinblock in der fantastisch aussehenden, gemalten 2D-Spielwelt "abgelegt" werden, was den Block in die Höhe hebt und unserer Heldin den weg zum nächsten Abschnitt frei macht. Im Laufe des Abenteuers wächst die Liste an nutzbaren Wörtern immer weiter an, wobei die Rätsel aber großteils logisch und einfach zu lösen bleiben. Schön sind aber die in Spielwelt und Figuren umgesetzten Emotionen, etwa eine riesige Feuer-Gestalt als Ausdruck der Wut unserer kleinen Geschichten-Erzählerin.

    Tieftraurige Story als Achterbahnfahrt

    Während man mit den gesammelten Worten direkt die Spielumgebung beeinflusst – etwa mit "Brennen" Dornengestrüpp in Brand setzt, kommen diese Elemente auch nach und nach im Tagebuch zu tragen. Schreibt unsere Erzählerin etwa "Zeichnen", so kann man sich das Wort schnappen und auch im Tagebuch mit Bewegen des Wortes schöne Aquarell-Zeichnungen auf den virtuellen Seiten freilegen. Wunderbare Effekte, die man bei diesem Abenteuer so eigentlich gar nicht erwartet hätte.

    Überraschend nimmt auch die Handlung in den Tagebuch-Erzählungen des Mädchens bald tieftraurige Züge an, und man leidet mit Izzy, die versucht, ihren großen Schmerz zu verarbeiten. Kein Geheimnis: Nur die Hartgesottensten werden hier ohne Tränen auskommen. Technisch dagegen gibt es kleinere Schwierigkeiten: So lösen etwa Sprungbefehle nicht immer punktgenau aus und sorgen für unvorhersehbare Abstürze der Spielfigur. Das Aktivieren der Wörter wiederum funktioniert gegenteilig, nämlich viel zu flüssig. Das macht es ebenso schwer, die Wörter exakt zu positionieren.

    Ein erzählerisch gewaltiges Spiel

    Da die Passagen im Spiel aber ohnehin kaum knifflig ausfallen und man fast exakt dort das Spiel fortsetzen kann, wo man gescheitert ist, bleibt der Frust aber klein. Schade allerdings: Auf eine Touchscreen-Steuerung auf der Nintendo Switch wurde komplett verzichtet. Und: So schön die Grafik auch ist, unsere Spielheldin zeigt manches mal sehr kuriose Bewegungsmuster. Mal läuft sie ohne Steuerungsbefehl von selbst los, mal scheint sie wie ein Geist über dem Boden zu schweben, vor allem wenn man sich duckt und in eine Richtung lenkt. Das wäre sauberer umsetzbar gewesen.

    Picture

    Die Vertonung selbst kommt in englischer Sprache, dazu gibt es direkt ins Spiel integrierte, deutsche Untertitel. Auch die Musik unterstützt den hochemotionalen Inhalt des Games perfekt. Die Spielzeit ist mit rund fünf Stunden zwar kurz ausgefallen, dafür aber jede Minute ein Erlebnis. "Lost Words: Beyond the Page" ist ein erzählerisch gewaltiges Spiel für die Nintendo Switch, bei dem man über kleinere Mängel bei Animationen und Steuerung gerne hinwegsieht und das den Spieler mit seiner emotionalen Handlung sofort fesselt.