Wien

Ludwig spricht mit falschem Klitschko – das Protokoll

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig wurde in einem Video-Call von einem falschen Klitschko getäuscht. Dahinter soll ein Moskauer Komiker-Duo stecken.

Roman Palman
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Deep Fake – falscher Klitschko narrt Bürgermeister Michael Ludwig.
Deep Fake – falscher Klitschko narrt Bürgermeister Michael Ludwig.
Screenshot Twitter / Michael Ludwig

Die Bombe platzte am vergangenen Samstag: eine halbstündige Videokonferenz, die der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig mit seinem Kiewer Amtskollegen geführt zu haben glaubte, stellte sich plötzlich als Deep-Fake-Betrug heraus. Hochstapler hatten sich als Vitali Klitschko ausgegeben – und Ludwig war voll hereingefallen.

Der SPÖ-Grande war aber nicht der einzige, der dem falschen Klitschko auf den Leim ging. Auch die Stadtoberhäupter von Berlin, Budapest, Madrid und Warschau wurden so hereingelegt. Erst am Mittwoch war dann klar, wer hinter diesem heimtückischen Streich steckte. Das Putin-treue Komiker-Duo Wladimir Krasnow und Alexei Stoljarow, in Russland unter den Künstlernamen "Vovan" und "Lexus" bekannt, bekannte sich öffentlich dazu.

"Ich will nicht verraten, wie wir es angestellt haben, aber es war leicht", sagte Stoljarow in einem Telefonat mit dem ARD-Politikmagazin "Kontraste". Ein Protokoll des Gesprächs mit dem Wiener Rathaus, das vom "Falter" veröffentlicht wurde, zeigt nun, was die beiden Ludwig alles abverlangen wollten.

Reingefallen, aber nicht völlig blamiert

Demnach waren neben dem Bürgermeister noch dessen Pressesprecher, zwei technische Assistenten und eine hohe Beamtin im Raum, als am 22. Juni die Videokonferenz mit dem falschen Klitschko abgehalten wurde. Dieser habe sich eingangs für die erfolgten Hilfsleistungen bedankt und sich über die Situation der ukrainischen Flüchtlinge erkundigt.

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    Wiens Bürgermeister Michael Ludwig ist auf einen Hochstapler reingefallen, der sich mittels Deep Fake als Witali Klitschko ausgab.
    Wiens Bürgermeister Michael Ludwig ist auf einen Hochstapler reingefallen, der sich mittels Deep Fake als Witali Klitschko ausgab.
    Screenshot Twitter / Michael Ludwig

    "'Klitschko' behauptete schließlich, dass Wien eine russland-freundliche Stadt sei. 'Klitschko' fragt HBG Ludwig, wann Besitz russischer Oligarchen in Wien enteignet und dem ukrainischen Volk zugeführt werden könne", heißt es in dem Protokoll. Ludwig hätte darauf hingewiesen, dass dies nicht in seiner Macht liege und dafür nochmal die bereits erfolgten Hilfeleistungen aufgezählt.

    Ludwig sollte mit Fahne wacheln

    Der Gesprächston sei "mit der Zeit fordernder" geworden. Ludwig kam das nach eigener Aussage zwar komisch vor, dennoch wertete er es "als Folge der außergewöhnlichen Stressbelastung des Bürgermeisters von Kiew in Kriegszeiten". Dann wurde es skurril:

    "Abschließend fordert 'Klitschko' Herrn Bürgermeister dazu auf, mit der ukrainischen Tischfahne in der Hand [...] einen ukrainischen Gruß in die Kamera zu zitieren". Doch da spielte der Stadtchef laut Rathaus-Angaben nicht mit – und konnte so offenbar der völligen Blamage entgehen.

    Wie der "Falter" weiter berichtet, soll das Gespräch bereits am 2. Juni angebahnt worden sein, als das Rathaus ein Email eines angeblichen Klitschko-Mitarbeiters erreichte. Zwar wurde diese nicht die offizielle Domain, sondern über "ukr.net" verschickt, doch weil in Kriegszeiten bereits andere offizielle Kiewer Beamten diese genutzt ebenfalls genutzt hatten, war das nicht weiter auffällig.

    Botschaft war informiert

    Am 10. Juni einigte man sich dann auf den Gesprächstermin, noch am selben Tag sei der österreichische Botschafter in Kiew, Arad Benkö, von der Stadt darüber verständigt worden. Auch dieser schöpfte offensichtlich keinen Verdacht. Dieser bot sogar seine Hilfe an, weil er Klitschko noch vorher persönlich treffen würde. Am 20. Juni, zwei Tage vor dem Fake-Call, gab Benkö Michael Ludwig sogar noch ein Briefing über die aktuellen Themen in der ukrainischen Hauptstadt.

    Es lief also soweit alles korrekt ab, die ukrainische Botschaft in Wien oder den Verfassungsschutz ließ das Büro Ludwig über das Vorhaben allerdings im Dunklen. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte. 

    Was zeigt Video?

    Ob sich tatsächlich alles so abgespielt hat, wie das Wiener Rathaus in seinem Protokoll behauptet, oder sich der Bürgermeister doch an einem Punkt eine Blöße gab, könnte sich bald zeigen. Die Klitschko-Faker Vovan und Lexus haben angekündigt, noch am heutigen Donnerstag ein Video mit den peinlichsten Szenen der europäischen Stadtchefs veröffentlichen zu wollen.

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