Wirtschaft

Lufthansa-Streiker lassen noch mehr Flüge ausfallen

Heute Redaktion
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Bild: DPA

Die Passagiere der AUA-Mutter Lufthansa müssen sich an diesem Dienstag auf ein noch größeres Chaos einrichten als am vergangenen Freitag. Es werde länger und an mehr Orten gestreikt, kündigte der Chef der Kabinengewerkschaft UFO, Nicoley Baublies, am Montag in Frankfurt an.

Orte und Zeiten wollte UFO erneut erst sechs Stunden vor Beginn mitteilen. Sollte Lufthansa weiterhin nicht einlenken, werde dies der letzte Nadelstich vor flächendeckenden Ausständen sein, droht die Gewerkschaft.

 Frankfurt stand am Freitag für 8 Stunden still 

Zum Ende vergangener Woche hatten die Stewards und Stewardessen in einer ersten Welle .

Zweiter Streikversuch am Dienstag

Sollte das Unternehmen nach der zweiten Streikwelle am Dienstag bei seiner "arroganten Linie" bleiben, machten weitere Nadelstiche voraussichtlich keinen Sinn mehr, sagte Baublies. Am Mittwoch sei ein flächendeckender Streik aber noch "unrealistisch" und wegen der zu erwartenden Auswirkungen der zweiten Streikwelle vom Dienstag auch nicht notwendig. "Am Mittwoch wird noch genug Chaos herrschen", sagte der UFO-Chef. Man wolle der Lufthansa zudem auch Zeit für eine Reaktion einräumen. Falls das Unternehmen die Streikfähigkeit der Flugbegleiter anerkenne und ihr Angebot nachbessere, könne sich der Arbeitskampf schnell in eine andere Richtung bewegen.

Lufthansa appellierte an die Gewerkschaft, die Belastungen für die Passagiere nicht weiter zu erhöhen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Vorstandsmitglied Carsten Spohr stellte sich am Montag gemeinsam mit dem Passage-Personalchef Peter Gerber der Diskussion mit den Flugbegleitern bei einer Versammlung in Frankfurt, wie ein Sprecher berichtete. UFO hatte zuvor ein "Abtauchen" des Vorstands beklagt.

Lufthansa-Mitarbeiter wenden sich gegen Spitzenmanagement

Bei der ersten Welle am Freitag habe man nicht mit einer so umfassenden Beteiligung gerechnet, sagte Baublies. "Das hat es noch nicht einmal beim Pilotenstreik gegeben." Auch aus anderen Abteilungen habe man viel Zustimmung erhalten. Die Loyalität zum Spitzenmanagement und insbesondere zum Vorstandschef Christoph Franz habe spürbar nachgelassen. "Das ist eine Kraftprobe von Herrn Franz gegen die Belegschaft." Über das Wochenende habe es keine Kontakte zwischen den Tarifparteien gegeben, was auch Lufthansa bestätigte.

Warunung 6 Stunden vor Streikbeginn

Baublies lehnte das Ansinnen der Lufthansa ab, die Passagiere schon 24 Stunden vor der nächsten Streikwelle zu warnen. "Dann müssten wir den Streik ausweiten und 24 Stunden bundesweit in den Ausstand gehen." Das wolle man bislang noch vermeiden. UFO will nach wie vor erst sechs Stunden vor Beginn sagen, wo und wann gestreikt wird. In der Diskussion sind München, Düsseldorf und Berlin sowie erneut Frankfurt, wo die stärkste Auswirkung auf den Flugplan erzielt werden kann.

Hunderte mussten im Terminal übernachten

Lufthansa-Sprecher Andreas Bartels kritisierte die UFO-Streiktaktik als "sehr fluggastfeindlich". Das kurze Zeitfenster lasse der Gesellschaft kaum eine Chance, die Passagiere rechtzeitig zu informieren. Die Lufthansa befinde sich daher in einer sehr schwierigen Lage. "Wir können ja nicht vorauseilend den Betrieb einstellen, denn dann müsste die UFO ja nur noch Streiks ankündigen." Lufthansa verwies darauf, dass man die rund 26.000 am Freitag betroffenen Passagiere letztlich doch noch ans Ziel gebracht habe. Einige hundert mussten freilich im Terminal übernachten.

3 Jahre Nulllohnrunden reichen der Gewerkschaft

Die Gewerkschaft UFO hat in den seit 13 Monaten andauernden Verhandlungen nach drei Jahren Nullrunden neben fünf Prozent höheren Entgelten unter anderem das Ende der Leiharbeit und Schutz gegen die Auslagerung von Jobs verlangt. Lufthansa plant hingegen mittelfristige Einsparungen bei den Personalkosten und will dafür unter anderem die Beförderungsstufen strecken. Lufthansa beschäftigt nach eigenen Angaben rund 18 000 Flugbegleiter, UFO spricht hingegen von 19.400 Arbeitnehmern. Das Unternehmen bietet bisher 3,5 Prozent mehr Gehalt sowie den Verzicht auf Leiharbeit und betriebsbedingte Kündigungen. An den Plänen zu einer internen Billiglinie hält die Lufthansa aber fest.

APA/red.