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Lukas Müller: Nach Querschnittlähmung ein Vielfahrer

Lukas Müller lässt sich von einer Querschnittlähmung nicht bremsen, fährt mit dem Auto beruflich durchs Land. "Heute" sprach mit dem Ex-Skispringer.

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Lukas Müller gibt im Porsche Gas
Lukas Müller gibt im Porsche Gas
Red Bull, Philip Platzer

Lukas Müller war ein "Adler-Juwel", holte drei Mal WM-Gold bei den Junioren, flog in Planica 214 Meter weit – dann änderte ein Sturz sein Leben. Als Vorspringer beim Skifliegen am Kulm schlug er 2019 mit 120 km/h aus sieben Metern Höhe auf. Seither sitzt er inkomplett querschnittgelähmt im Rollstuhl.

"Ich bin froh über jeden Schritt, den ich machen kann. Aber ich sitze noch immer 99 Prozent des Tages im Rollstuhl", sagt er "Heute". Wie sich Schritte für ihn anfühlen? "Es ist, wie wenn du eine 380-Kilovolt-Leitung an ein Kopfhörerkabel anschließt. Viel Information will von meinem Gehirn durch einen engen Kanal. Ein Teil geht durch, ein Teil verpufft. Das ist zu einem gewissen Grad trainierbar, aber man weiß nie, wann die Impulse aufhören."

Bremsen lässt sich der 29-jährige Kärntner nicht. Er startete eine Ausbildung zum Skisprung-Trainer, surft am Wakeboard, arbeitet als Vermögensberater – und raste am Red-Bull-Ring im 350-PS-Porsche über die Formel-1-Rennstrecke. "Autofahren spielt in meinem Leben eine große Rolle", verrät er. "Ich bin beruflich in ganz Österreich unterwegs, fahre mehrere tausend Kilometer im Jahr."

Möglich macht das ein einfacher Hebel im Cockpit. "Nach hinten ziehen bedeutet Gas, nach vorne drücken Bremsen", erklärt Müller das System, das um etwa 1.800 Euro in jedem Automatik-Auto installiert werden kann. "Heute" wagte bei den Fahrerlebnissen in Spielberg den Selbstversuch. Ergebnis: Eine Hand am Lenkrad und eine am Gashebel ist kurz ungewohnt. Nach einigen Proberunden sind sowohl Test-Parcour als auch Rennstrecke kein Problem mehr.

"Das System ist eine wichtige Erleichterung für Menschen im Rollstuhl", meint Müller, in dessem Alltag die Erinnerungen an den Sturz am Kulm stets präsent sind: "Es war alles wie in Zeitlupe. Du fliegst durch die Luft, wartest auf den Aufprall. Ich dachte: 'Warum dauert das so lange?' Seit dem Einschlag habe ich ein anderes Leben. Aber ich merke jeden Tag, was ich machen kann."

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