Das Rettungsteam hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben: Polizeitaucher suchen am Dienstag nach den sechs vermissten Personen der Bayesian. Die Segeljacht war am Montagmorgen vor der Küste von Palermo auf Sizilien während eines heftigen Sturms untergegangen. Für einen britischen Experten sind die nächsten 24 Stunden entscheidend: Nick Sloane hält es für möglich, dass es im Inneren der Bayesian Luftblasen hat, in denen die Passagiere überleben könnten.
Der erfahrene Ingenieur, der 2012 die Bergungsarbeiten der verunglückten Costa Concordia leitete, behauptet, es gebe eine Zeitspanne von "zwei bis drei Tagen", bevor einer Person der Sauerstoff in einer Luftblase ausgehe. "Wenn die Jacht auf der Seite liegt, kann es sein, dass sich mehr Luftblasen eingefangen haben, als wenn das Schiff aufrecht steht", meint Sloane gegenüber der "Daily Mail". Die Bayesian haben einen ziemlich großen Kiel, sodass es höchstwahrscheinlich sei, dass sie auf der Seite liege.
Dass das Überleben in einer Luftblase möglich ist, zeigt die spektakuläre Rettung eines Schiffskochs, der 2013 drei Tage lang im Wrack eines gesunkenen Schleppers ausgeharrt hatte. Der Nigerianer Harrison Odjegba Okene hatte in 30 Metern Tiefe überlebt, weil sich im Wrack der gesunkenen "Jascon 4" eine Luftblase gebildet hatte. Die Rettungskräfte sprachen damals von einem Wunder.
Die Retter, die zur Bayesian tauchen, konnten bisher noch nicht in die Kabinen unter Deck vordringen, weil der Zugang durch Trümmer blockiert ist. Der Einsatz wurde auch durch die Tatsache erschwert, dass das Schiff in einer Tiefe von 50 Metern auf dem Meeresgrund lag. Das begrenze die Zeit, die Taucher unter Wasser verbringen könnten, sagte der Sprecher der Feuerwehr, Luca Cari. Darum werde die Suche voraussichtlich einige Zeit in Anspruch nehmen.
Die spezialisierten Taucher arbeiteten am Dienstag daran, andere Zugänge zum Wrack zu öffnen. Die Rettungsmannschaften teilten mit, sie gingen davon aus, dass die sechs Passagiere in den Kabinen unter Deck geschlafen hätten, als plötzlich der Sturm aufgezogen ist. Durch die Bullaugen habe man sie jedoch nicht sehen können.
15 der 22 Menschen an Bord der Segeljacht überlebten das Unglück. Sie stiegen in ein Rettungsboot und wurden dann von einem anderen Segelschiff in der Nähe geborgen. Unter den Überlebenden war eine Mutter, die berichtete, sie habe ihr einjähriges Kind über die Wellen gehalten, um es zu retten. Auch der Vater des Kindes überlebte. Eine Leiche wurde aus dem Wasser geborgen. Bei dem Toten handelte es sich nach Angaben der Behörden um den Schiffskoch.