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Maaßen soll nun doch entlassen werden

Berichten zufolge soll Maaßen doch nichts als Sonderberater ins Innenministerium versetzt werden. Eine offizielle Bestätigung liegt noch nicht vor.

Heute Redaktion
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Maassen war als Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz wegen eines Interviews zu den Ausschreitungen in Chemnitz in die Kritik geraten und musste seinen Posten räumen.
Maassen war als Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz wegen eines Interviews zu den Ausschreitungen in Chemnitz in die Kritik geraten und musste seinen Posten räumen.
Bild: picturedesk.com

Der scheidende deutsche Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen wird nach Informationen der Nachrichtenagentur DPA nun doch entlassen - und nicht wie geplant als Sonderbeauftragter ins Innenministerium versetzt.

Aus Sicherheitskreisen hieß es, das Ministerium bereite Maaßens Demission vor. Hintergrund sei, dass Maaßen in einer Abschiedsrede, deren Manuskript im Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) verteilt worden sei, massive Kritik an Teilen der Koalition geübt und seine umstrittenen Äußerungen zu "Hetzjagden" bei einer Demonstration in Chemnitz wieder massiv verteidigt habe.

Seehofer hüllt sich in Schweigen

Nach DPA-Informationen soll Maaßen in seiner umstrittenen Abschiedsrede vor allem die SPD scharf attackiert. Maaßen habe von teilweise linksradikalen Kräften bei den Sozialdemokraten gesprochen, hieß es am Sonntagabend in Berlin.

Innenminister Horst Seehofer wollte sich am Sonntagabend zunächst nicht zu dem Fall äußern. "Im Moment kann ich zu der Sache nichts sagen", sagte der CSU-Chef auf Nachfrage in München.

Maaßen, der seine Äußerungen auch in Sondersitzungen des Parlamentarischen Gremiums zur Kontrolle der Geheimdienste und im Innenausschuss des Bundestages verteidigt hatte, sollte eigentlich Sonderberater von Innenminister Seehofer für europäische und internationale Aufgaben werden - bei gleichem Gehalt wie bisher als BfV-Chef, im Rang eines Abteilungsleiters. Diese Versetzung wird es nun nicht mehr geben.

Koalitionskrise

Der Streit um Maaßen hatte im September eine Koalitionskrise ausgelöst, die fast zum Bruch der Regierung geführt hätte. Streitpunkt war ein Interview Maaßens, in dem er gesagt hatte, ihm lägen "keine belastbaren Informationen" vor, dass in Chemnitz Hetzjagden auf Ausländer stattgefunden hätten.

Vielmehr sprächen "gute Gründe" dafür, dass es sich bei einem entsprechenden Video "um eine gezielte Falschinformation handelt, um möglicherweise die Öffentlichkeit von dem Mord in Chemnitz abzulenken". In Chemnitz war am 26. August ein 35 Jahre alter Deutscher erstochen worden. Tatverdächtig sind Asylbewerber.

Maaßen sollte Innenstaatssekretär werden

Die SPD hatte den Abschied Maaßens als Verfassungsschutzchef verlangt. Die Koalitionsspitzen hatten sich zunächst darauf verständigt, den 55-Jährigen an der Spitze des Geheimdienstes abzulösen und ihn zum Innenstaatssekretär zu ernennen. Dies aber hätte eine Beförderung bedeutet - mit einem Gehalt von über 14.000 Euro im Monat.

SPD-Chefin Andrea Nahles hatte dies bei einem Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel und dem CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer am 18. September abgenickt. Sie war danach unter massiven Druck geraten - zumal die Pläne vorgesehen hatten, dass für Maaßen der bisherige Staatssekretär Gunther Adler weichen muss, ein SPD-Mitglied.

Breite Empörung

Nach breiter Empörung hatte Nahles einen Irrweg eingeräumt und Merkel und Seehofer in einem Brief um eine andere Regelung gebeten. Die Spitzen der Koalition hatten dann beschlossen, dass Maaßen doch nicht Innenstaatssekretär wird - sondern im Innenministerium im Rang eines Abteilungsleiters für europäische und internationale Aufgaben zuständig sein sollte.

Kanzlerin und CDU-Chefin Merkel hatte danach ungewöhnlich offen Fehler im koalitionsinternen Streit um Maaßen eingeräumt und sich bei den Bürgern entschuldigt. Sie habe sich bei der ursprünglich geplanten Beförderung Maaßens zum Staatssekretär "zu sehr mit der Funktionalität und den Abläufen im Bundesinnenministerium beschäftigt, aber zu wenig an das gedacht, was die Menschen zu Recht bewegt", hatte Merkel Ende September gesagt. Sie hatte hinzugefügt: "Dass das geschehen konnte, das bedauere ich sehr." (red)

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